Elmshorn. Die Politik soll das ambitionierte Projekt auf den Weg bringen. Doch es gibt weiter massive Kritik. Was bei dem Vorhaben geplant ist.
Die Diskussion um den Umbau der Berliner Straße in Elmshorn bekommt ein weiteres Kapitel. Die Straße zwischen der Bahntrasse und den historischen Gebäuden ist aktuell nur in eine Richtung befahrbar – und das soll sich ändern.
Denn im Zuge der Umsetzung des Rahmenplans für das Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen soll der Verkehr im Herzen der Stadt auf ein Minimum reduziert werden, bei gleichzeitiger Stärkung des Busverkehrs. Ein wichtiger Baustein ist dabei der Umbau der Berliner Straße.
Elmshorner Millionenprojekt Berliner Straße: Umbau soll 2024 starten
Für das Vorhaben gibt es nun eine Kostenschätzung und die beläuft sich auf mehr als 8,5 Millionen Euro. Eine erhebliche Summe. Am Donnerstag, 23. März, soll dann die endgültige Entscheidung im Stadtverordneten-Kollegium fallen.
Durch den Umbau soll die Berliner Straße künftig nicht nur in beide Richtungen befahrbar sein. Dort soll auch dringend benötigter Parkraum entstehen sowie ein grünes Band mit von Bäumen gesäumten Rad- und Gehwegen.
Verkehr soll aus dem Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen herausgehalten werden
Ziel ist es, den Verkehr aus dem Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen herauszuhalten. Der Durchgangsverkehr soll künftig über die Hafenspange sowie über die Berliner Straße um das Zentrum herumgeleitet werden. Die breiten Rad- und Gehwege sollen dem Fuß- und Radverkehr mehr Platz einräumen.
So soll dort ein attraktiver Boulevard mit 128 kostenpflichtigen Parkplätzen entstehen, der gleichzeitig eine grüne Stadtkante bildet und den neue Quartier räumlich von den Verkehrsflächen der Bundesstraße und der Bahn trennt. Gleichzeitig soll die Straße auch im Sinne der Barrierefreiheit gestaltet werden.
Elmshorn: Arbeiten an Berliner Straße könnten schon 2024 beginnen
Sollten die Politikerinnen und Politiker dem Projektbeschluss zustimmen, könnten die benötigten Finanzmittel für die weitere Beauftragung der Bau- und Planungsleistungen freigegeben werden. Vorgesehen ist, noch Ende 2023 mit der Vergabe der Bauleistungen zu beginnen. Der Start der Arbeiten soll dann 2024 erfolgen.
Der nächste Schritt sind dann die Genehmigungs- und Ausführungsplanung sowie die Stellung von Fördermittelanträgen. Einen Großteil der Kosten wird die Stadt zwar selbst tragen müssen, für einige der Maßnahmen könnte es aber eine Förderung geben.
Elmshorn will Fördermittel für den Straßenumbau einwerben
Denn bei der Berliner Straße handelt es sich um eine Bundesstraße. Die Stadt hat allerdings die Unterhaltung übernommen und erhält dafür entsprechende Zuschüsse. Denkbar wäre es, das der Bund einen Teil der Kosten für den Umbau übernimmt. Der Rest müsste aus dem Haushalt der Stadt Elmshorn kommen.
Dafür müsste der Umbau allerdings in das Bauprogramm 2023 aufgenommen werden. Das wird aktuell vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) geprüft. Die Stadt Elmshorn müsste also eventuell nicht die vollen Kosten tragen, zumindest was die Fahrbahn angeht.
Grüner Boulevard mit Parkplätzen soll 1,9 Millionen Euro kosten
Für das geplante Parkband soll ein Antrag auf Förderung durch das Programm Wachstum und nachhaltige Entwicklung gestellt werden. Allein für diesen Teil des Mammutprojekts werden 1,9 Millionen Euro fällig, die über die Beantragung von Städtebaufördermitteln finanziert werden sollen.
Für die Geh- und Radwege, die sich künftig vollständig auf städtischen Grundstücken befinden sollen, will die Stadt auf Finanzmittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz zurückgreifen. Außerdem sollen Flächen mit dem Bund getauscht werden. Ziel dessen ist, dass der Bund Eigentümer der neuen Fahrbahn wird und die Stadt die Geh- und Radwege übernimmt.
Elmshorn: Massiver Protest gegen den abriss historischer Gebäude
Die Pläne für den Umbau wurden bereits Ende 2021 unter großem Protest und nach langen Diskussionen beschlossen, nun soll also die Umsetzung des Großprojekts starten. Das erwies sich schon in der Planung als äußerst komplex. Denn entlang der Berliner Straße stehen historische Gebäude, die für den Umbau abgerissen werden müssen.
Hinzu kommt, dass die Flächen auf der Ostseite der Deutschen Bahn gehören. Die hatte abgelehnt, dort Grundstücke zu verkaufen. Das Todesurteil für die Bauten Berliner Straße 18 und 20. Die Gebäude müssen weichen, um Platz für Parkplätze sowie Geh- und Radwege zu machen. Das war Anlass für massiven Protest an dem Vorhaben.
Mahnmal soll an Zwangsarbeiter aus der NS-Zeit erinnern
Mit dem Abriss verschwinde ein historisches Gebäude, das ein Mahnmal für die Zwangsarbeiter sei, die in der NS-Zeit in der damaligen Wurstfabrik arbeiten mussten, so die Kritik. Zwar gab es viele versuche, die Gebäude doch noch zu erhalten, allerdings ohne Erfolg. Immerhin: Der Torbogen soll erhalten und in einem den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern gewidmeten Denkmal integriert werden.
Protest gegen den geplanten Umbau gibt es aber weiterhin. Allerdings aus anderen Gründen. Die Elmshorner Ortsgruppe von Fridays for Future hat zu einer Protestaktion am 23. März aufgerufen. Die jungen Klimaaktivisten wollen vor dem Rathaus protestieren.
Fridays for Future will gegen geplanten Umbau der Berliner Straße protestieren
„Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass Elmshorn mitten in der Innenstadt so eine überdimensionierte Straße plant“, sagt Marie Lißewski von Fridays for Future Elmshorn. Die Gruppe fordert stattdessen einen klimagerechten Umbau der Berliner Straße, der die Ziele einer Mobilitätswende berücksichtigt und die Planung der Bahn zum neuen Bahnhof mit einbezieht.
Daher rufen die Klimaaktivisten zu einer Kundgebung vor dem Rathaus auf. Am Donnerstag, 23. März, wollen sie um 17.30 Uhr vor der Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums protestieren. Man wolle die Politikerinnen und Politiker an den Beschluss zur Klimaneutralität bis 2035 erinnern.
Umbau der Berliner Straße eine „Verschwendung von Steuergeld“?
„Wer dieses Ziel ernst nimmt, kann nicht für den momentan vorgesehenen Umbau der Berliner Straße sein“, sagt Lißewski. Mit dem neuen Bahnhof, den Knechtschen Hallen, dem Buttermarktquartier sowie dem neuen Rathaus entwickle sich ein neuer Stadtkern in Elmshorn. Die Devise müsse lauten: „Weniger Autos in der Innenstadt für mehr Lebensqualität.“
Die Stadt arbeite aktuell an einem Mobilitätskonzept. „Jetzt den Umbau der Berliner Straße zu beschließen und dann in einem Jahr festzustellen, dass das Projekt in der geplanten Form nicht zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Mobilität passt, ist naiv und eine Verschwendung von Steuergeld“, sagt Johanna Brandt.
Fridays for Future: Investitionen in Pkw-Verkehr behindern Mobilitätswende
Aus Sicht von Fridays for Future Elmshorn ist der vorgesehene Umbau der Berliner Straße zu stark auf die Bedürfnisse von Autofahrenden ausgerichtet. „In den Knechtschen Hallen wird ein Parkhaus mit bis zu 500 Stellplätzen geplant, an der Berliner Straße soll nun zusätzlich ein Parkband entstehen“, sagt Marie Lißewski.
Mit immer neuen Investitionen in den Pkw-Verkehr werde man jedoch keine Mobilitätswende und damit auch keine höhere Lebensqualität erreichen können, so Lißewski. Fridays for Future appelliert daher an alle Parteien, den vorgesehenen Projektbeschluss abzulehnen.
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Elmshorn: Berliner Straße soll ab 2024 umgebaut werden – für 8,5 Millionen Euro
„Die Stadt möchte mehr Aufenthaltsqualität rund um den neuen Bahnhof, das neue Rathaus und den veränderten Buttermarkt schaffen“, sagt Johanna Brandt. „Dazu passt allerdings nicht der geplante Umbau der Berliner Straße.“
Die Planung der Berliner Straße spielen eine zentrale Rolle beim Stadtumbau. Immerhin soll Haupteingang des neuen Elmshorner Bahnhofs künftig an der Berliner Straße liegen. Unmittelbar gegenüber vom dann verlängerten Buttermarkt, dem das ehemalige Postgelände hinzugefügt wird.