Elmshorn. Sanierung der Knechtschen Hallen könnte zur Schließung des Kranhauses führen. Freundeskreis schreibt Brandbrief an die Politik.
Verliert Elmshorn eine Kulturstätte mitten in der Stadt? Das befürchtet der Freundeskreis Knechtsche Hallen. Dessen Vorsitzender Claus Schlüter hat sich deshalb in einem offenen Brief an die Elmshorner Politik gewandt. „Nun befinden wir uns in großer Sorge um die weitere Existenz des Kranhauses und der umgebenden Mantelhalle“, schreibt Schlüter. Doch von Anfang an.
Elmshorn: Droht dem Kulturort Kranhaus das Aus?
Ende August 2022 tat sich nach jahrelangem Stillstand endlich etwas in der Elmshorner Innenstadt. Kibek-Chef Frank Sachau und der Elmshorner Unternehmer Theodor Semmelhaack einigten sich auf einen Verkauf der denkmalgeschützten Knechtschen Hallen. „Semmelhaack ist der richtige Partner, denn wir verfolgen die gleichen Ziele“, sagte Frank Sachau damals.
Semmelhaack kündigte Investitionen von etwa 120 Millionen Euro in Elmshorn an. Denn zusätzlich zu den Knechtschen Hallen erwarb der Wohnungsbauunternehmer auch das ehemalige Sky-Gelände an der Berliner Straße. Ein Filet-Grundstück mit großem Potenzial mitten in der Stadt.
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Nach dem Verkauf der Knechtschen Hallen an die Firma Semmelhaack habe es sogar Überlegungen gegeben, den Freundeskreis Knechtsche Hallen aufzulösen, schreibt Schlüter. Schließlich sei das Hauptziel des Vereins – der Erhalt der Hallen – erreicht worden. Der Verein hat das Kranhaus von der Stadt gepachtet und betreibt die Kulturstätte.
Freundeskreis Knechtsche Hallen hat Veranstaltungen für 2023 geplant
Allerdings entschieden sich die Vereinsmitglieder gegen eine Auflösung. „Wir kamen zu der Überzeugung, dass die Liquidierung des Vereins eine Lücke in das bürgerliche Engagement Elmshorns reißen würde“, so Schlüter. Zuspruch aus Gesellschaft und Politik hätten die Mitglieder in ihrer Entscheidung bestärkt. Kontakte wurden geknüpft, erste Veranstaltungen für die Saison 2023 wurden geplant.
Und jetzt? Könnte das Kranhaus doch noch verschwinden – oder zumindest geschlossen werden. In einem Gespräch mit Semmelhaack sei dem Verein mitgeteilt worden, dass die Firma in der Haupthalle an der Schlossstraße wohl noch in diesem Jahr ein neues Dach sowie neue Fenster einbauen wolle, um die Halle vor dem weiteren Verfall zu sichern. Diesen Schritt hatte Semmelhaack bereits Ende Dezember angekündigt.
Allerdings seien diese Arbeiten mit einigen Schwierigkeiten verbunden, wie Claus Schlüter in seinem offenen Brief festhält. Denn: Für die Arbeiten muss das Hauptgebäude eingerüstet werden. Dieses Gerüst werde auf einem Streifen zwischen den Knechtschen Hallen und einer Brandschutzmauer stehen, welche die sogenannte Mantelhalle abgrenze, die ebenfalls unter Denkmalschutz steht.
Freundeskreis fordert Bekenntnis der Elmshorner Politik
Das „Stehen“ sei dabei der Knackpunkt. Denn besagte Brandschutzmauer werde durch diverse Balkenanlagen abgestützt und sei alleine nicht standfähig, so Schlüter. Das Bauamt habe dem Verein schon zuvor mitgeteilt: Sollte die Sicherheit der Mantelhalle gefährdet sein, würde das Kranhaus geschlossen werden. Vor diesem Hintergrund stellt Schlüter die Frage, wie ernst es der Elmshorner Politik mit einer Unterstützung sei. Es gehe darum, „einen Ort zu erhalten, der durch das Engagement vieler Elmshorner Bürger in den vergangenen acht Jahren ein vielfältiges Angebot an Kultur geschaffen hat.“
Der Freundeskreis Knechtsche Hallen fordert daher von der Elmshorner Politik ein „klares Bekenntnis zum Erhalt des Kranhauses und der umgebenden Mantelhalle.“ Ohne diese sei der Veranstaltungsort Kranhaus nicht lebensfähig. Außerdem brauche man von der Politik kurzfristig einen Beschluss, die Brandschutzwand zu ertüchtigen. Nur so könne eine längerfristige Schließung des Kranhauses, die vermutlich das Ende des Kulturbetriebes wäre, verhindert werden.
Teil des Gesprächs zwischen dem Freundeskreis und der Firma Semmelhaack sei auch eine mögliche „Kulturetage“ in den Knechtschen Hallen gewesen. Diese sei denkbar, allerdings gebe es gewisse Voraussetzungen: Die Flächen müssten von der Stadt angemietet werden und die Kulturetage müsste mit den vorgesehenen Büroräumen der Firma Semmelhaack vereinbar sein, dürfte also keinen Lärm verursachen.
Elmshorn: Knechtsche Hallen sind Thema im Ausschuss
Auch hier erhofft sich der Freundeskreis die Unterstützung der Stadt und der Politik. Schließlich sollten die Knechtschen Hallen ein „Leuchtturmprojekt“ werden. Hier könne ein Treffpunkt für alle Bevölkerungsschichten mit kulturellen und auch niedrigschwelligen Freizeitangeboten sowie hoher Aufenthaltsqualität entstehen. „Das ist eine einmalige Chance für Elmshorn“, so Schlüter.
Die Knechtschen Hallen und das Kranhaus werden Thema in der kommenden Sitzung des Ausschusses für Stadtumbau sein. Dieser tagt das nächste Mal am heutigen Donnerstag, 26. Januar, von 18 Uhr an im Kollegiumssaal des Elmshorner Rathauses, Schulstraße 15-17.