Elmshorn. Busbahnhof soll in den Steindammpark verlegt werden. Klar ist: Die perfekte Lösung gibt es nicht. Sind 500 Parkplätze in Gefahr?
Die Elmshorner Innenstadt ist im Wandel. Zusätzlich zu den massiven Veränderungen im Zentrum rund um Rathaus und Buttermarkt sollen auch Veränderungen rund um den Bahnhof kommen. Dieser soll umfassend umgebaut und vor allen Dingen verlegt werden. Das liegt zwar noch in weiter Ferne – erst 2034 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Doch weil Planungsprozesse und Bauarbeiten sich oft lang hinziehen, beschäftigt die Verlegung jetzt schon die Elmshorner Politik. Um Fahrgästen den Umstieg von Bus auf Bahn zu ermöglichen, soll auch für den ZOB ein neuer Standort gefunden werden. Dafür stehen mehrere Varianten im Raum. Bevorzugt wird aber eine, die auf Kosten des Parkdecks am Steindammpark errichtet werden würde.
Massiver Eingriff ins Stadtbild: Elmshorn plant neuen ZOB
Eigentlich sollte die Politik diese Variante als Planungsgrundlage beschließen, auch wenn Finanzierung und mögliche Förderungen durch Land und Bund noch nicht feststehen. Die für Montag geplante Sitzung des Ausschusses für Stadtumbau musste aber kurzfristig abgesagt werden.
Die Entscheidung, ob die Variante „ZOB im Steindammpark mit Westanbindung über die neue Südquerung an der Berliner Straße“ als Planungsgrundlage genutzt wird, soll nun am Freitag, 29. September, von 16 Uhr an in einer Nachholsitzung fallen. Dann werden die vier Varianten öffentlich vorgestellt und zur Abstimmung gegeben.
Verlegung des Bahnhofs wird das Bild der City verändern
Hinter der etwas sperrigen Bezeichnung steckt ein Mega-Projekt, das maßgeblich zur Gestaltung der Elmshorner Innenstadt beitragen soll und das gleichzeitig die Ost- und Westseite der City verbinden soll. Die werden aktuell – und auch in Zukunft – durch die Schienen getrennt.
Durch eine Verbindung der beiden Seiten soll auch der Steindammpark – als Kriminalitätsschwerpunkt verschrien und deshalb von vielen Elmshornerinnen und Elmshornern mindestens abends und an den Wochenenden gemieden – besser an die City angebunden werden.
Busbahnhof soll eng mit dem neuen Bahnhof verknüpft werden
Der neue Bahnhof soll in Zukunft zu einem zentralen und modernen Knotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr entwickelt werden. Das Erreichen dieses Ziels sei maßgeblich auch davon abhängig, wie gut der ZOB für Reisende zu erreichen ist, heißt es in den Planungsunterlagen.
Der Busbahnhof soll daher in unmittelbarer Nähe des neuen Bahnhofs entstehen und eine enge Verknüpfung mit dem Regional- und Stadtbusverkehr ermöglichen. Kurze Wege, übersichtliche Führung und Barrierefreiheit seien dabei elementare Gestaltungsvorgaben für die Neuplanung.
Vier Varianten für ZOB-Standort stehen zur Auswahl
Die jetzt favorisierte Variante für einen neuen ZOB auf der Ostseite des neuen Bahnhofs bzw. der Schienen würde eine weitere Querung der Gleise nötig machen. In einer Machbarkeitsstudie wurden drei Bahnquerungen überprüft. Die Studienergebnisse flossen in die Planungen für den neuen ZOB ein.
Die Standortfrage steht schon länger im Raum, von anfangs 18 wurde die Zahl der möglichen Varianten auf vier reduziert. Zwei davon auf dem Holstenplatz, zwei im Steindammpark. Bevorzugt wird vonseiten der Verwaltung die Variante auf der Fläche des heutigen Parkdecks im Steindammpark. Damit würden allerdings 500 Parkplätze in Innenstadtnähe wegfallen.
ZOB soll über die Berliner Straße an die City angeschlossen werden
Klar ist schon jetzt, dass die Verlegung von Bahnhof und ZOB eine hochkomplexe Aufgabe ist. Da wären beispielsweise die Verkehrsaspekte. Der ZOB soll gut erreichbar sein, der Busverkehr gut abfließen. Am Standort im Steindammpark würde der ZOB an die Berliner Straße angebunden werden.
Die wird von 2024 an umgebaut, soll künftig in beide Richtungen befahrbar sein und mit zusätzlichen Fahrspuren auch viel Verkehr aus der Innenstadt aufnehmen. Und zukünftig dann auch noch den Busverkehr vom neuen ZOB. Doch um diese Anbindung möglich zu machen, ist eben eine weitere Querung der Bahn nötig.
Querung der Gleise bedeutet massiven Eingriff ins Stadtbild
Diese soll südlich der Krückau entstehen, in Form eines sogenannten Dickblechtrogs – so die Empfehlung aus der Machbarkeitsstudie. Allein dieses Vorhaben ist für sich gesehen schon eine Herausforderung. Baulich, aber auch aus stadtplanerischer Sicht. Denn so eine Maßnahme bedeutet einen erheblichen Eingriff ins Elmshorner Stadtbild.
Ohnehin ist die gesamte Verlegung des ZOB geprägt von Kompromisslösungen und schafft an mancher Stelle wieder neue Probleme – die allerdings auch in der Planung schon berücksichtigt werden. Die Stadtverantwortlichen machen klar: Die perfekte Lösung gibt es nicht. Und einige Fragen sind noch offen.
500 Parkplätze: Parkdeck müsste für neuen ZOB weichen
Beispielsweise wäre da die Frage, was mit den 500 Parkplätzen geschieht, die auf dem Parkdeck aktuell zur Verfügung stehen. Die Planungen sehen vor, Ersatz in Bahnhofsnähe zu schaffen. Wo genau, ist allerdings noch unklar. Die CDU fordert, alle Parkplätze zu ersetzen und die Ersatzflächen rechtzeitig vor Abriss des Parkhauses fertigzustellen. Mindestens die Hälfte der Plätze sollte auf der Ostseite des Bahnhofs eingerichtet werden.
Die FDP möchte auf der Ostseite des Bahnhofs eine sogenannte Kiss-&-Go-Zone einrichten, eine Kurzparkerzone, die zum Absetzen und Abholen von Reisenden fungieren soll. Nach jetzigem Planungsstand sei auf der Ostseite keine verkehrlich gut angeschlossene Möglichkeit für den Hol- und Bringverkehr vorgesehen, so die Liberalen in einem Antrag.
Parteien fordern rechtzeitigen Ersatz der Parkplätze in der Innenstadt
Außerdem fordern sie, zu überprüfen, ob der neue ZOB mehrgeschossig errichtet werden könnte. So sollen ergänzende Nutzungen ermöglicht werden. Als Inspiration zieht die Elmshorner FDP den Bergedorfer ZOB heran. Dort fahren die Busse auf dem Oberdeck, im unteren Geschoss befinden sich Parkplätze und Einzelhandel.
Außerdem fließen Natur- und Umweltschutz, Hochwasserschutz, Lärmschutz und die Belastung der Umgebung durch die Emissionen in die Standortentscheidung ein. Ebenso wie die Besitzverhältnisse. Der Holstenplatz etwa befindet sich im Eigentum der Deutschen Bahn, die Stadt müsste die Fläche also erst noch kaufen, um dort den ZOB zu realisieren. Zudem ist dort der Platz durch die baulichen Gegebenheiten begrenzt. Vieles spricht also für die Variante Steindammpark.
2034 soll der neue Elmshorner Bahnhof fertig sein
Dass die Entscheidung schon jetzt fallen muss, liegt auch an den Planungen der Bahn. Die will nämlich bis 2034 gleich zwei große Projekte umsetzen: den Knoten Elmshorn und den viergleisigen Ausbau der Strecke Pinneberg-Elmshorn. Dafür wurden in diesem Jahr wichtige Rahmenvereinbarungen unterzeichnet.
Die Planungen für den Knoten Elmshorn sind seitens der Deutschen Bahn bereits gestartet. Teil dessen ist neben der Neustrukturierung und dem Ausbau der Trasse inklusive der Querungsbauwerke, also Brücken und Tunnel, auch die Verlegung des Bahnhofs um rund 200 Meter nach Süden.
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Elmshorns Innenstadt wird sich in den kommenden Jahren massiv verändern
Damit würde sich der neue Bahnhof gut in den Elmshorner Stadtumbau einfügen. Denn der Bahnhof liegt dann deutlich näher am verlängerten Buttermarkt und soll mit dem ansprechenden, zentralen Platz, sowie der Berliner Straße und den Knechtschen Hallen ein einladendes Eingangstor zur Innenstadt bilden.
Noch ist das alles Zukunftsmusik. Die Arbeiten rund um den Buttermarkt und die Schauenburger Straße haben gerade erst begonnen. Die Knechtschen Hallen müssen noch saniert werden, die Arbeiten an der Berliner Straße starten erst im kommenden Jahr und die Verlegung von ZOB und Bahnhof werden noch dauern. Der Grundstein dafür soll aber jetzt schon gelegt werden.