Elmshorn. Eines der Prestige-Projekte der Stadt soll noch in diesem Jahr starten. Die Baugenehmigung liegt vor. Warum es so lange gedauert hat.
Es hat elf Jahre gedauert, jetzt geht es endlich voran in Sachen neues Rathaus in Elmshorn. Das Vorhaben an der Schauenburgerstraße ist nicht nur eines der prestigeträchtigsten, sondern auch eines der herausforderndsten Projekte des Elmshorner Stadtumbaus. Jetzt soll der Rathaus-Neubau mit einem Kostenvolumen von mehr als 51 Millionen Euro endlich Fahrt aufnehmen.
Am 29. Dezember war die Genehmigung für das Mammut-Projekt erteilt worden, nun erfolgte die offizielle Übergabe. Bis dahin war es ein langer und hochkomplexer Weg. Der Bebauungsplan umfasst weit mehr als 1000 Seiten, das Bebauungsplanverfahren hatte sich lange hingezogen. Immer noch sind nicht alle Fragen geklärt, aber die Erteilung der Baugenehmigung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum neuen Rathaus.
51 Millionen Euro: Elmshorns neues Rathaus nimmt Fahrt auf
Ein Grund für die Verzögerungen liege auch darin, dass die Stadt bei der Erstellung der vielen Gutachten für den Bebauungsplan häufig auf Dritte angewiesen gewesen sei, sagt Marius Munk, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt. „Da musste häufig nachgebessert werden.“
Munk macht aber auch deutlich: „Der ursprüngliche Zeitplan war zu ambitioniert.“ Die zahlreichen, sich überlagernden Herausforderungen des gewählten Standortes an der Schauenburgerstraße hätten die Planungen zu einer hochkomplexen Aufgabe gemacht.
Elmshorn: Rathausgrundstück ist eine Herausforderung
Das bestätigt Thomas Kröger vom Gebäudemanagement der Stadt. „Das ist der schwierigste Baugrund, den ich in meiner beruflichen Laufbahn je erlebt habe“, sagt er. Beim Beschluss für das Areal seien viele Aspekte außen vor geblieben. Man habe geplant, wie „auf der grünen Wiese“.
Die Realität ist aber eine andere. „Niemand hat bedacht, was dieser Standort für die Planungen bedeutet. Die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, waren zu dem Zeitpunkt noch nicht deutlich“, sagt Kröger. Der Milzbrandverdacht, die Hindernisse im Boden, die Nähe zu Hafen – diese Gemengelage an Problemen sei einzigartig. „Viele der Probleme wurden im Vorfeld nicht erkannt.“
Rathaus-Neubau nicht Teil des Rahmenplans
Im Projekt Rathausneubau spiegele sich, was das Problem des gesamten Stadtumbaus sei, sagt Baustadtrat Lars Bredemeier. „Die Grundlagenermittelung hat gefehlt. Viele Herausforderungen wurden nicht beachtet, Kampfmittel, Altlasten, Hochwasserschutz. Es wurde einfach geplant und Ideen gesammelt.“ Hinzu komme, dass der Rathausneubau nicht Teil des Rahmenplans für das Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen gewesen sei.
Oberbürgermeister Hatje sagt selbstkritisch: „Mit den Kenntnissen von heute wären wir damals vieles anders angegangen.“ Erst mit der Einrichtung des Projektamtes für Stadtumbau, eines eigenen Stadtumbauausschusses für die Politik und zahlreichen Expertinnen und Expertinnen, die im Laufe der Zeit eingestellt wurden, habe das Vorhaben Fahrt aufgenommen.
„Keiner wusste, was auf uns zukommt“
Für eine Stadt von der Größe Elmshorns sei der Stadtumbau vergleichbar mit dem Projekt HafenCity in Hamburg. „Nur ohne die Infrastruktur für ein solches Vorhaben“, sagt Marius Munk. „Keiner wusste, was auf uns zukommt.“ Einig sind sich die Verantwortlichen, dass alle beteiligten Mitarbeitenden eine enorme Leistung vollbracht hätten. „Der Stadtumbau wurde über alle Dezernate hinweg zum Projekt Nummer eins erklärt“, sagt Bredemeier.
Für ein so komplexes Vorhaben, noch dazu auf einem so schwierigen Untergrund, habe es keine Präzendenzfälle gegeben, sagt Thomas Kröger vom Gebäudemanagement. „Viele Probleme sind erst in der Planungsphase klar geworden.“ Als Beispiel nennt er die Hindernisse im Boden. „Wie soll man schauen, was im Boden steckt, wenn man den Boden nicht öffnen darf, weil er Schadstoffe enthält?“
Elmshorn musste immer wieder neue Wege gehen
Die Komplexität der Herausforderungen sei nicht erprobt gewesen, die Standortwahl entspreche nicht der Norm, so Thomas Kröger. Die Stadt habe immer wieder neue Wege gehen müssen, um Lösungen zu finden. So wie im Beispielfall: Ein Georadar kam zum Einsatz, mit dem die Hindernisse und Hinterlassenschaften, wie etwa der alte Gasometer im Untergrund lokalisiert werden konnten.
Immer wieder hätten die Verantwortlichen „ins kalte Wasser springen“ müssen, sagt Oberbürgermeister Hatje. Dennoch ist er überzeugt: „Der gewählte Standort ist absolut richtig.“ Auch wenn man immer wieder an Detailfragen verzweifelt sei. Unter anderem auch, weil die Elmshorner Politik über diese immer wieder wochen-, manchmal monatelang diskutiert habe. „In solchen Fällen bedeutet Diskussion oft Stillstand.“
Erster Spatenstich fürs Rathaus soll noch 2024 erfolgen
In diesem Jahr soll es endlich losgehen mit dem Rathausneubau. „Wir gehen jetzt in die Umsetzungsphase, die ganz neue Herausforderungen für uns bedeutet“, sagt Marius Munk. Jetzt gehe es darum, die Baustellen in der Innenstadt zu koordinieren. Denn auch der Buttermarkt soll umgebaut, der Bahnhof verlegt, die Berliner Straße ausgebaut und die Knechtschen Hallen saniert werden.
Der Bauprozess des Rathauses an sich ist die nächste große Herausforderung für die Verantwortlichen. Denn die Baufeldvorbereitung und die sogenannte Pfahlgründung müssen unter besonderen Sicherheitsbedingungen, wie etwa einem sogenannten Schwarz-Weiß-Bereich erfolgen. Der Grund: Die Schadstoffe im Boden. Diese Arbeiten sollen im Sommer beginnen.
Elmshorns Rathaus kostet mehr als 51 Millionen Euro
Wie teuer das neue Rathaus letztlich wirklich wird, steht noch nicht genau fest. Die aktuellste Kostenschätzung stammt von Anfang 2022 und liegt bei 51,38 Millionen Euro. 2021 war noch von rund 47 Millionen Euro die Rede gewesen. Die nächste Schätzung könne erst dann erfolgen, wenn das Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) seine Prüfung abgeschlossen habe. Thomas Kröger geht aber davon aus, dass sich die Kosten nicht mehr drastisch erhöhen werden.
50 Prozent der förderfähigen Kosten könnten aus Landesmitteln gestemmt werden. Wie hoch die Fördersumme am Ende sein werde, sei aber noch unklar. Das hängt auch davon ab, wie das GMSH die Wirtschaftlichkeit des Projektes bewertet. Dabei wird jedes Detail einzeln überprüft.
Bauantrag für das Rathaus wurde schon 2022 eingereicht
Den 24 Aktenordner umfassenden Bauantrag hatte die Stadt am 20. Juni 2022 eingereicht. Der Bebauungsplan war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht genehmigt. Ein gutes Beispiel dafür, dass beim Rathaus-Neubau viele Dinge gleichzeitig gelaufen sind.
Die Kommunikation mit dem Fördermittelgeber, mit dem GMSH, Bodenuntersuchungen, Schall- und Emissionsschutzprüfungen, die Aufstellung des Bebauungsplans, all das sei gleichzeitig geschehen. Sonst, so Bredemeier, hätte sich der Prozess noch länger hingezogen.
Bis der Rathaus-Neubau startet, wird es noch dauern
Im nächsten Schritt gehe es nun darum, die Baugenehmigung durchzuarbeiten, die enthaltenen Auflagen in die Planungen einzuarbeiten und diese letztlich vom zuständigen (GMSH) absegnen zu lassen, mit dem man im engen Kontakt stehe, sagt Thomas Kröger.
Das GMSH prüfe vor allen Dingen die Wirtschaftlichkeit der Pläne, die Prüfungen hätten bereits begonnen. „Daran ist auch der Förderbescheid geknüpft“, sagt Kröger. Erst wenn dieser vorliege, können die Stadt mit der Ausschreibung beginnen und schließlich die Aufträge vergeben. Bevor es mit dem Bau des Rathauses losgehen kann, wird es also noch eine Weile dauern.
Ab 2028 sollen die Mitarbeiter am neuen Standort arbeiten
Oberbürgermeister Volker Hatje ist aber optimistisch, dass er den ersten Spatenstich für das neue Rathaus noch im Spätsommer dieses Jahres setzen kann. Ohnehin könne die Stadt sich keine Verzögerung erlauben. Ende 2027 soll das Gebäude fertiggestellt werden, zum Jahr 2028 sollen die Mitarbeitenden am neuen Verwaltungssitz ihre Arbeit aufnehmen.
308 Arbeitsplätze in 199 Büroräumen stehen im neuen Rathaus zur Verfügung, deutlich mehr als am jetzigen Standort. Allerdings sollen auch alle acht Außenstellen der Verwaltung an der Schauenburgerstraße unterkommen. Der Platz ist knapp bemessen und das bewusst, im Sinne der Nachhaltigkeit.
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Zahl der Parkplätze am Rathaus deutlich reduziert
Viele Mitarbeitende werden ohne feste Arbeitsplätze auskommen, nur in Bereichen mit sensiblen Daten wird es feste Büros und Arbeitsplätze geben. Durch mobiles Arbeiten, Home-Office und Urlaub rechnet Oberbürgermeister Hatje mit einer Präsenzquote von 80 bis 85 Prozent.
Die Zahl der Pkw-Stellplätze konnte dank der neuen städtischen Stellplatzsatzung auf 48 reduziert werden. Nur neun davon liegen auf dem Rathausareal, der Rest wird am jetzigen Rathausstandort vorgehalten. Eine Interimslösung. Hinzu kommen Angebote wie das Jobticket, E-Bikes und überdachte Fahrradstellplätze auf dem Rathausareal. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte die Zahl der Pkw-Stellplätze erweitert werden.
Elmshorn: Rathausneubau soll noch 2024 starten
Auf die Errichtung einer Tiefgarage und eines Kellers war schon während der Planungen aufgrund der enormen Kosten, die durch den Bodenaushub entstanden wären, verzichtet worden. Rund vier Millionen Euro konnten dadurch eingespart werden. Die Vorbereitungen für den Umzug zum neuen Verwaltungssitz laufen bereits. Und Oberbürgermeister Hatje hofft, dass er bei der Grundsteinlegung noch im Amt ist.
Was mit dem alten, völlig maroden, aber unter Denkmalschutz stehenden Rathaus an der Schulstraße passieren wird, ist übrigens noch völlig unklar. Sicher ist nur, dass das Gebäude kernsaniert werden muss, es weist massive bauliche Mängel auf. Wie es mit dem alten Rathaus weitergeht, muss aber die Politik entscheiden.