Seit 2010 ist die Rocker-Gruppe Bandidos in Schleswig-Holstein verboten. Nun scheint sich die Bande in Dänemark anzusiedeln.
Kiel. Seit dem Verbot in Schleswig-Holstein such die Rocker offenbar nach einer neune Bleibe und scheinen diese in dem nahen Dänemark gefunden zu haben. Die dänischen Behörden wollen den Zuzug der polizeibekannten Bande aus Neumünster nicht tatenlos hinnehmen. Der zuständige Vize-Bürgermeister der Gemeinde Aabenraa, Jørgen Witte, sagte am Montag: "Wir wollen das verhindern.“
Auf ihrer Internetseite begrüßten die deutschen Bandidos den neuen Ortsverband mit den Worten: "Welcome new chapter Padborg, Denmark“. Die Bandidos aus Neumünster waren im vergangenen Jahr vom Kieler Innenministerium verbotenen worden und scheinen kurz hinter der dänischen Grenze ein neues Domizil gefunden zu haben.
In Padborg (Pattburg) seien Mitglieder des Rockerclubs gesehen worden, bestätigte das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein entsprechende deutsche und dänische Medienberichte. Ob es sich aber um ein neues Hauptquartier handele, dazu könne er nichts sagen, erklärte LKA-Sprecher Uwe Keller in Kiel. Über den angeblichen Kauf eines Hauses in Padborg meinte Vize-Bürgermeister Witte: "Uns gefällt das überhaupt nicht, und wir verfügen über ein sehr effektives Mittel dagegen.“
Die Bandidos aus Neumünster sollen Medienberichten zufolge zusammen mit dänischen Mitgliedern der Rocker-Vereinigung derzeit dabei sein, das früher als Geschäfts- und Wohnhaus dienende Gebäude für ihre Zwecke instand zu setzen. Der Hauskauf gilt als Reaktion auf das Verbot. Im vergangenen Jahr hatte Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie (CDU) die Maßnahme gegen die Flensburger Hells Angels und die mit diesen verfeindeten Bandidos in Neumünster damit begründet, es handele sich nicht um zwei harmlose Motorradclubs, sondern beide Vereine verstießen gegen die Strafgesetze und richteten sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung.
Wie ein Sprecher des Innenministeriums am Montag erläuterte, gilt das für die beiden örtlichen Vereine ausgesprochene Verbot auch für mögliche Nachfolgeorganisationen. Mitglieder verbotener Vereine hätten keine legale Möglichkeit, sich in Schleswig-Holstein neu zu organisieren.
In Dänemark sind die Bandidos zugelassen. Sozialdemokrat Witte setzt im Kampf gegen die ungewünschte Gruppe aus Deutschland auf den so genannten Lokalplan der Gemeinde: "Der lässt im betroffenen Gebiet nur Wohnen und Erwerbstätigkeit zu, nicht aber das Recht auf Versammlungen.“
Erst Ende Juni hatten Polizei und Staatsanwaltschaft 17 Wohnungen von Mitgliedern der Bandidos in Neumünster durchsucht. Die Mitglieder stehen unter dem Verdacht, ihren Rockerclub auch nach dem Verbot weitergeführt zu haben. Dazu sollen sie Gruppen in anderen Städten beigetreten sein, um den Fortbestand des Clubs in Neumünster gegenüber anderen Motorradclubs zu demonstrieren. Bei den Durchsuchungen stellte die Polizei Kutten und Unterlagen sicher. Gegen die Mitglieder wird wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz ermittelt.
Die Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Rockerclubs Hells Angels und Bandidos halten Polizei und Staatsanwaltschaft in Norddeutschland immer wieder in Atem. Gegen den früheren Chef der Bandidos in Neumünster läuft derzeit ein Verfahren vor dem Landgericht Kiel. Er soll eine Frau zur Prostitution gezwungen und misshandelt haben. Außerdem wirft ihm die Anklage vor, im September 2009 einen Rocker der rivalisierenden Hells Angels aus Rache zusammengeschlagen zu haben. (abendblatt.de/dpa)