“Ich zerschneid' Dir das Gesicht und versenk Dich in der Förde.“ In Kiel steht der Ex-Bandido-Chef wegen Misshandlung und Prostitution vor Gericht.
Kiel. Der Ex-Bandido-Chef von Neumünster soll eine junge Frau mit den Worten "Du gehörst mir. Du bist mein Eigentum" und "Ich zerschneid' Dir das Gesicht und versenk Dich in der Förde" zur Prostitution gezwungen und abkassiert haben. Nun steht er vor dem Kieler Landgericht. Von 2005 bis 2009 habe der 48-Jährige die Frau mit schweren Misshandlungen und brutalen Drohungen in Kiel, Hamburg und Timmendorf für sich anschaffen lassen, sagte der Staatsanwalt beim Prozessauftakt am Montag.
Dabei wurde die heute 29-Jährige auf seine Anordnung hin im Bordell auch per Video und Telefon überwacht, bekam Aufpasser und Testfreier, die dem Rocker berichten mussten. Ihr gelang erst Ende 2009 die Flucht, als er sie auch in Stuttgart und Frankfurt für sich ins Bordell schicken wollte.
Der Angeklagte bestritt über seinen Verteidiger alle Vorwürfe. Er muss sich auch wegen zwei Fällen von Körperverletzung verantworten. Dabei wirft ihm die Anklage vor, aus Rache im September 2009 einen Rocker der rivalisierenden Hells Angels zusammengeschlagen und lebensgefährlich verletzt zu haben. Der damalige Flensburger Hells-Angels-Chef hatte zuvor einen Bandido auf der A7 bei Flensburg so bedrängt, dass der Mann auf seinem Motorrad schwer verunglückte. Laut Anklage soll der Rocker auch in der Untersuchungshaft einen Mithäftling körperlich massiv attackiert haben.
Die junge zierliche Frau ließ sich auf eine Beziehung mit dem Angeklagten ein, weil sie von den Rockern, Luxus-Motorrädern und Einladungen beeindruckt war. Sie selbst käme aus ganz armen Verhältnissen. "Ich hatte nie Geld. Es war imposant, durch die Gegend zu fahren, schick essen zu gehen." Dies sei sie teuer zu stehen gekommen, erzählte die Betroffene immer wieder unter Tränen.
Während er 2004 noch in Haft war und nur am Wochenende freikam, hätten sie ihre Beziehung begonnen, sagte die Zeugin vor Gericht. Ihr sei dann schnell klargemacht worden, dass sie anschaffen musste. Er habe gesagt, jeder brauche eine Frau, die das mache. Anfangs habe sie noch Geld behalten dürfen – die Wohnung, sein Auto und die Lebenshaltungskosten musste sie aber von Beginn an bezahlen, schilderte sie. Bald habe sie alles abgeben müssen. Es habe aber auch immer wieder Zeiten gegeben, in denen der Mann sehr nett zu ihr gewesen sei.
Der Angeklagte hatte den Angaben zufolge auch Vollmachten für ihr Konto und ein Schließfach, in dem sie 10 000 Euro zur Vorsorge deponiert hatte. Phasenweise habe er sie stark überwacht, dass sie alle sozialen Kontakte verloren habe: „Ich durfte nicht mit anderen Männern reden, nicht mit jeder Frau, bekam Sprechverbot“, erzählte die Nebenklägerin, die im Zeugenschutzprogramm ist.
Der Prozess wird an diesem Donnerstag fortgesetzt. Es sind acht weitere Verhandlungstage angesetzt.