Schwarzenbek. Die Schwarzenbekerinnen sprechen alle an: Ihr Programm bietet moderne Angebote für junge und erfahrene Landfrauen.

Etwa 30.000 Landfrauen gibt es in Schleswig-Holstein. „Damit sind wir auch eine Macht“, sagt Heidi Thiessel-Müller, Vorstandsmitglied im Schwarzenbeker Landfrauenverein. 170 Mitglieder stark sind die Schwarzenbeker Landfrauen, die der letzte „Geselligkeitsverein“ der Europastadt sind.

Ein Begriff, den Thiessel-Müller ungern hört: „Wir machen nicht nur Kaffeekränzchen, haben auf Landesebene auch ein Bildungsprogramm.“ Das verstaubte Image, das dem Landfrauenverein mitunter anhaftet, wird abgeschüttelt. Bildung und Information gebe es auch auf der Ebene der Ortsvereine, sagt Heidi Thiessel-Müller: „Wir haben letzt eine Cocktailbar besucht und uns erläutern lassen, wie das Mixen funktioniert. Da bin ich auch nicht dümmer rausgegangen.“

Vorstandsaufgaben werden im Team erledigt

Vom Aus des Schwarzenbeker Bürgervereins und des Hausfrauenbundes haben die Landfrauen indes kaum profitiert. Thiessel-Müller: „Es sind zwei oder drei Frauen zu uns gewechselt, mit denen wir ohnehin in Kontakt standen.“ Der Bürgerverein hatte sich 2021 nach 37 Jahren aufgelöst, weil keines der 245 Mitglieder bereit war, einen Vorstandsposten zu übernehmen. Ein Jahr zuvor hatte sich auch das DHB Netzwerk Haushalt (ehemals Hausfrauenbund) aufgelöst – sowohl der Landesverband als auch die Ortsverbände konnten Vorstandsposten nicht mehr besetzen. Dem haben die Landfrauen vorgebeugt. Sie änderten 2019 ihre Satzung und führten einen Teamvorstand ein. Diese Möglichkeit war erst kurz zuvor im Vereinsrecht geschaffen worden. So sollte die Vorsitzende, die im klassischen Vorstand den Verein repräsentiert und führt, entlastet werden. Das gelang: Thiessel-Müller, ehemals Schriftführerin, Renate Schlottau und Claudia Steffen (zuvor Kassenwartin und stellvertretenden Vorsitzende) führen den Verein seither gemeinsam.

Probleme, die Vorstandsposten zu besetzen, gibt es bei den Landfrauen aktuell nicht. Eine Fluktuation bei den Mitgliedern schon: „Es gibt viele ältere Damen, die ihre Mitgliedschaft aufgeben, weil ihnen die Anfahrt zu den Veranstaltungen zu beschwerlich ist“, sagt Thiessel-Müller. Mitglieder im Schwarzenbeker Verein sind nicht nur Frauen aus der Europastadt, sondern auch aus den umliegenden Dörfern und Städten. Neben Schwarzenbek gibt es in Büchen und Lauenburg zwei weitere Landfrauenvereine, im Nordkreis mit Berkenthin, Breitenfelde, Gudow, Nusse, Ratzeburg und Sandesneben sogar sechs.

Programm für junge und erfahrene Landfrauen

Dem Verein gelingt es jedoch, die ausscheidenden Mitglieder durch junge Landfrauen zu ersetzen. So nennt sich die Gruppe innerhalb des Kreisverbands, die es seit einigen Jahren gibt. Mit Alexandra Rachuth und Katharina Siemers gehören seit zwei Jahren auch zwei junge Landfrauen dem Teamvorstand an. „Die jungen Hausfrauen sind zwischen Ende 20 und Anfang 30 und kommen zumeist aus der Landjugend“, so Thiessel-Müller. Die Mitgliedschaft in der Landjugend endet zwar erst mit 35 Jahren, viele scheiden aber nach der Familiengründung schon früher aus. „Und die jungen Frauen merken dann, dass ihnen etwas fehlt und kommen zu den jungen Landfrauen“, so Thiessel-Müller. Die Herausforderung für den Verein sei nun, ein Programm anzubieten, dass jungen wie erfahrenen Landfrauen gerecht wird, und zudem die Termine so zu legen, dass auch berufstätige Frauen mit und ohne Kinder teilnehmen können.

Mitgliedsbeiträge steigen erstmals nach 15 Jahren

Zur Mitgliederversammlung lädt der Landfrauenverein für Freitag, 27. Januar, ein. Beginn ist um 14 Uhr in Schröders Hotel in Schwarzenbek (Compestraße 6). Unter anderem soll es um die Mitgliedsbeiträge gehen. die von 30 auf 40 Euro steigen könnten. Die letzte Erhöhung habe vor 15 Jahren stattgefunden, so Thiessel-Müller. Zudem habe der Verein durch das Aus für die alle zwei Jahre stattfindende Wirtschaftsschau der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS) eine wichtige Einnahmequelle verloren: Im in ihrem Café hatten die Landfrauen regelmäßig mehr als 100 selbst gebackene Torten sowie literweise Kaffee verkauft und den Erlös in ihr Programm investiert.

Heidi Thiessel-Müller (l.) und Claudia Steffen mit einer Apfel-Weintorte, die die Landfrauen bei der letzten WVS-Messe im Jahr 2018 anboten.
Heidi Thiessel-Müller (l.) und Claudia Steffen mit einer Apfel-Weintorte, die die Landfrauen bei der letzten WVS-Messe im Jahr 2018 anboten. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Gastredner der Mitgliederversammlung ist Dennis Kissel. Der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) mit Sitz in Lanken spricht über die Abfallentsorgung im Kreisgebiet, die Wichtigkeit der Mülltrennung sowie die Kreislaufwirtschaft im Gegensatz zur Linearwirtschaft, bei dem Produkte nach ihrer Nutzung deponiert oder verbrannt werden („Wegwerfgesellschaft“).

Für Berufstätige: Veranstaltungen beginnen erst abends

Von den zehn Veranstaltungen des aktuellen Halbjahresprogramms beginnt die Hälfte in den frühen Abendstunden. Am 8. Februar beginnt der Gesprächskreis mit Tiefgang zum Thema Glück um 18 Uhr mit Referentin Johanna Frey an der Uhlenhorst 2 in Schwarzenbek. Die Teilnahme kostet 5 Euro. Am Weltfrauentag, 8. März, treffen sich die Landfrauen zum Vier-Gänge-Menü (Wine & Dine) um 18 Uhr in Schröders Hotel (Preis: 51,90 Euro, Anmeldung unter 0 41 51/22 82).

Weitere Veranstaltungen sind das Osterbasteln in der Gärtnerei Scheumann (Hamburger Straße 27 a) am 24. März um 17 Uhr (Kosten: 40 Euro) sowie zwei Boßel-Termine am 19. April um 15 Uhr und 26. April um 18 Uhr bei Familien Schlottau (Am Hagen 6, Hohenhorn; Kosten: 5 Euro). Am 12. Mai gibt es einen Tagesausflug in die Vier- und Marschlande (Kosten: 51 Euro) und vom 22. bis 26. Juni bietet der Landfrauenverein Schwarzenbek eine Fahrt an die Mosel an. Am 1. Juni sind die Schwarzenbekerinnen zu Gast bei den Landfrauen aus Breitenfelde: Die laden um 18 Uhr zu einer Lesung mit Autorin Adrienne Friedlaender samt Spargelsuppe in den Möllner Quellenhof ein. Am 14. Juni folgt der Landeslandfrauentag in den Holstenhallen in Neumünster mit Autorin Greta Silver und der Horst & Hoof-Band. Anmeldung zu allen Veranstaltungen per E-Mail an oder bei den Vorstandsmitgliedern direkt.

Darüber hinaus bietet der Landesverband ein Bildungsprogramm unter anderen mit Qualifizierungen zur Büro-Agrarfachfrau, zur Kräuterkundlerin, Garten- oder Gästeführerin. Hinzu kommen Seminare zur Social-Media-Nutzung und Smartphone-Fotografie, Rhetorik oder Gremienarbeit, zu finden im Internet unter www.landfrauen-sh.de/bildungsangebote.