Schwarzenbek. Bürgerverein Schwarzenbek ohne Vorstand: Niemand will ehrenamtlich Posten übernehmen.
Der Bürgerverein ist Geschichte, er wird aufgelöst. Das ist das Ergebnis der Abstimmung, die die Mitglieder am Freitagabend während der Jahresversammlung getroffen haben. Über den Punkt 8 „Beschlussfassung über die Auflösung des Vereins“ votierten die Mitglieder einstimmig mit „Ja“, bei einer Enthaltung. 41 Mitglieder des 245 Mitglieder zählenden Vereins hatten sich im großen Saal in Schröders Hotel getroffen, in dem Bewusstsein, dass dies wohl die letzte Mitgliederversammlung nach 37 Jahren sein würde.
Der Grund für diese Entwicklung: Alle Vorstandsmitglieder traten bei der Wahl nicht wieder an und es gab keine anderen Kandidaten. Schon bei der Begrüßung war der Vorsitzenden Ute Stimper, die den Verein seit zwölf Jahren leitete, ihren Vorstandskollegen und vielen Mitgliedern die Trauer über diese Tatsache ins Gesicht geschrieben.
Die Auflösung des Vereins reißt ein Loch in Schwarzenbek
„Wenn Corona nicht wäre, würde ich jeden Einzelnen von Ihnen hier im Saal umarmen“, sagte Ute Stimper und sprach dann einige Anwesende an, beispielsweise Manfred Jacobsen vom Förderverein der Feuerwehr und Bürgermeister Norbert Lütjens, mit denen der Bürgerverein das beliebte und erfolgreiche Stadtvergnügen vorbereitete und durchführte.
Norbert Lütjens trat dann ans Pult und würdigte mit herzlichen Worten die Arbeit des Vereins. Er sei 1984 gegründet worden, um sich dafür einzusetzen, dass das Verkehrschaos in der Stadt beseitigt wird. Die Mitglieder um den ersten Vorsitzenden Manfred Schulz kämpften für die Umgehungsstraße, die die Bismarckstraße vom Durchgangsverkehr entlastete und für den Bau der Brücke, die das Chaos vor der häufig geschlossenen Bahnschranke beendete.
Was wird künftig aus den Traditionsfesten der Stadt?
Bei den Vorbereitungen für das Stadtfest habe er dann selbst die Begeisterung und die Energie des Bürgervereins erfahren, sagte er. Natürlich könne man so ein Stadtvergnügen auch kommerziell machen lassen. Aber es ginge ja nicht nur darum, so ein Fest zu haben. Die monatelange Vorbereitung durch den Verein, bei der viele Beteiligte aus anderen Vereinen Tisch sitzen, sich um den besten Weg streiten und sich am Ende gemeinsam über das Ergebnis freuen – das schweißte viele Schwarzenbeker zusammen.
So war auch beim Maibaumfest, dem Literaturherbst, dem Weihnachtsmarkt und vielen anderen Aktivitäten, die der Bürgerverein organisierte. „Ich bedanke mich bei Ihnen herzlich für Ihre ehrenamtliche Arbeit“, sagte Lütjens und überreichte Ute Stimper einen Blumenstrauß.
Generationenwechsel ist gescheitert
Sie hielt danach den Bericht des Vorstandes und ging auf die Situation des Bürgervereins ein. „Weil die meisten Vorstandsmitglieder um die 60 Jahre alt sind oder auf dieses Alter zusteuern, wollten wir die Geschicke des Vereins gerne in jüngere Hände geben. Ich hätte gern weitergemacht. Aber es gibt keine Kandidaten“, sagte sie.
Ein Aufruf in der Zeitung, im sozialen Netzwerk und persönliche Ansprachen hätten nichts gebracht. Später erzählte sie, dass es zwei Interessenten gab, die sich nach den Anforderungen der Vorstandsarbeit erkundigten und sich wieder bei ihr melden wollten – sie taten es aber nicht. Insgesamt fehle es im Verein an Nachwuchs, da viele in Beruf und Familie eingebunden seien.
Langjährige Mitglieder nach Auflösung des Vereins geehrt
In der Vorstandsarbeit sei es nicht damit getan, eine Stunde im Monat zusammenzusitzen, sondern tatkräftige Unterstützung zu leisten. Es bringe nichts, wenn sich jemand meldet und dann doch nicht tätig sei, sagte Ute Stimper. Es war ihr anzumerken, dass sie diese Entwicklung traurig macht.
„Ich habe einige gute Freunde gefunden. Ich danke allen Mitgliedern und Vorstandskollegen sehr herzlich“, sagte sie und erhielt langen Beifall. Nach Kassenbericht, Entlastung des Vorstandes und der Abstimmung über die Auflösung des Vereins nahm sie ihre letzte Amtshandlung vor: Sie ehrte langjährige Mitglieder des Bürgervereins mit Blumen und herzlichen Worten.
Alt-Vorstand kümmert sich um die Auflösung
Nach der Versammlung saßen die meisten Mitglieder noch zusammen. Viele gingen auf die ehemaligen Vorstandsmitglieder und Ute Stimper zu. „Du hast den Verein mit Charme und Kompetenz geleitet. Es war ein Vergnügen, mit Dir zusammenzuarbeiten“, sagte Herbert Krispin, der zu den Gründungsmitgliedern gehört.
Wie geht es nun weiter? Ute Stimper, Hartmut Schacht, Ute Militzer und Annika Helm werden die Liquidation des Vereins einleiten. Ute Stimper hat sich vorgenommen, die Hände nicht in den Schoß zu legen. Die gelernte Krankenschwester möchte sich an anderer Stelle ehrenamtlich für die Stadt engagieren.