Schwarzenbek. Auch die Innenstadtplanung soll dieses Jahr Fortschritte machen. Welche weiteren Projekte die Stadt auf ihrer Agenda für 2023 hat.
Die Europastadt wächst. Mittlerweile ist die Marke von 17.500 Einwohnern „geknackt“. Das bringt in einer jungen Stadt im Umland der Metropole Hamburg die üblichen Probleme mit sich. Es fehlt in Schwarzenbek an Kitaplätzen, und die Schulen platzen aus allen Nähten. Was funktioniert, ist der ÖPNV. Mit dem Regionalexpress vom Schwarzenbeker Bahnhof aus sind Pendler in weniger als einer halben Stunde in Hamburg.
Wie der Bahnhof aussieht, ist allerdings eine andere Geschichte. Immerhin gibt es dort ausreichend Parkplätze, hat die Stadt in den vergangenen Jahren sehr viel Geld in Bike & Ride investiert. Aktuell gibt es 514 Stellplätze für Autos, die kostenlos nutzbar sind. Hinzu kommen knapp 400 Fahrradstellplätze, von denen rund 100 in abschließbaren Boxen untergebracht sind. Außerdem gibt es seit wenigen Wochen einen Stadtbusverkehr mit dem auch die Wohngebiete an den Bahnhof und das Zentrum angebunden sind.
Schwarzenbek: Mangel an Kitaplätzen ist ein Dauerthema
Damit sich die Stadt weiterentwickeln kann, ist aber noch viel zu tun. Hinter den Kulissen passiert im Rathaus eine ganze Menge, aber wirklich sichtbar werden die Planungen für die Bürger – zumindest in diesem Jahr – nicht. Denn sowohl die Erweiterung der Grundschulen als auch der Ersatz für fehlende Kitaplätze ist seit Jahren ein Dauerbrennerthema. Lösungen dafür werden politisch diskutiert und sind zum Großteil auch bereits entschieden. Die Planungen sind in der Verwaltung in Arbeit – aber bis die erforderlichen Neubauten stehen, ist es noch ein weiter Weg.
Was wirklich vorangeht – auch wenn daran in den vergangenen 20 Jahren viele Schwarzenbeker den Glauben verloren hatten – ist der Bau der Umgehungsstraße. Die Fortschritte sind deutlich erkenn- und für Radfahrer und Fußgänger auch erlebbar. Bedauerlicherweise haben auch Graffiti-Sprayer die bereits im Sommer 2022 neu gebaute Fußgängerbrücke vom Schwarzenbeker Baugebiet Im Strange bis zum Totenweg nach Grove mit Schmierereien verunziert.
Unfertige Fledermausquerung verhindert Freigabe einer Straße
Unverständlich für die Anwohner ist, dass der 1,6 Kilometer lange Teilabschnitt von der im Sommer fertiggestellten Einmündung an der Bundesstraße 404/Kerntangente bis zum Kreisverkehr an der Bundesstraße 207 noch nicht für den Verkehr freigegeben wurde. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Fledermausquerung über die Fußgängerbrücke noch nicht fertig ist. Es fehlen aber auch Leitplanken und Bepflanzung. Erst wenn alles fertig ist, wird der Teilabschnitt im April eröffnet.
Abgeschlossen wurde 2022 auch der Bau des Generationenparks an der Dreiangel gegenüber dem Lupuspark. Auch das ehemalige Autohaus Schwarzenbek am Kreisverkehr Möllner Straße/B 207/Mühlenredder ist Geschichte. Wo es nach wie vor „hakt“, ist der Bereich am Verbrüderungsring. Dort gibt es das seit mittlerweile gut einem Jahrzehnt leer stehende Areal rund um den ehemaligen Supermarkt mit mehreren weiteren Läden, die dem Verfall preisgegeben sind.
Es soll mehrere Investoren für das Gebiet geben, die dort Wohnbebauung planen. Genaueres ist aber öffentlich noch nicht bekannt. Auch im Bereich des Hotels an der Alten Meierei herrscht Tristesse. In der Corona-Pandemie haben die Betreiber von Hotel und Gastronomie aufgegeben. Das ist bereits zwei Jahre her. Ein neuer Betreiber ist nicht in Sicht.
Direkt an der Stadtgrenze von Schwarzenbek entsteht ein Gewerbegebiet
Weiter geht es indes mit dem zehn Hektar großen Gewerbegebiet der Gemeinde Grabau direkt an der Stadtgrenze von Schwarzenbek, angrenzend an den Lupuspark. Das Areal ist erschlossen und weitestgehend auch an bereits ortsansässige Firmen verkauft. Die ersten Unternehmen werden noch dieses Jahr dort einziehen.
1. Mit vielen Projekten geht es dieses Jahr weiter. So wird beispielsweise ein weiterer Teilabschnitt der Ortsumgehung in Angriff genommen. An der Grabauer Straße soll im Sommer ein neuer Kreisverkehr entstehen. Er wird das Teilstück vom Kreisel an der Bundesstraße 207 an die Grabauer Straße anbinden. Zeitgleich läuft die Umsiedlung von Haselmäusen in der Feldmark in diesem Bereich. „Die Tiere müssen sich an den neuen Standort gewöhnen. Sie stehen unter Schutz. Bevor die Umsiedlung in von uns neu angelegte Knicks geglückt ist, können wir an der eigentlichen Trasse nicht weiterbauen“, sagt Bauleiter Eckhard Templin. Der sogenannte zweite Teilabschnitt der Umgehung von der B 404 bis zur Grabauer Straße wird wohl 2025 fertig und insgesamt 19 Millionen Euro kosten. Aktuell laufen aber bereits die Planungen für den dritten und letzten Teilabschnitt, der die Grabauer Straße an die Bundesstraße 209 in Richtung Lauenburg anbinden soll.
2. Es laufen aber auch Planungen für einen weiteren Kreisverkehr an der Bundesstraße 209 (Möllner Straße), die den Meiereitunnel besser an die Feuerwehr anbinden soll. Der Bau wird wohl nicht mehr im Jahr 2023 erfolgen, sondern ist erst für 2024 vorgesehen. Grunderwerb wurde aber bereits mit dem Kauf des Areals für die neue Feuerwache getätigt, die ebenfalls in Planung ist und das alte Gebäude gleich nebenan an der Lauenburger Straße 46 ersetzen soll. Das Grundstück ist gekauft, der Boden ist vom Kampfmittelräumdienst freigegeben. In der Planung ist das Regenrückhaltebecken. Außerdem steht ein Architektenwettbewerb aus, um die „Feuerwehr der Zukunft“ zu planen. Die aktuell 100 ehrenamtlichen Feuerwehrleute (plus 25 Mitglieder der Jugendwehr und 16 Löschwölfe von der Kinderfeuerwehr) haben nicht genug Platz in dem Gebäude, das bereits 1973 erbaut und in der Zwischenzeit mehrfach erweitert wurde. Was mit dem alten Gebäude geschieht, wenn der Neubau steht, ist unklar. Ebenso wie der Baubeginn. Der Neubau wird nach ersten Schätzungen wohl 12 Millionen Euro kosten.
3. Wo kann Schwarzenbek noch wachsen? Das ist eine Frage, die Politik und Verwaltung in der Europastadt schon seit vielen Jahren beschäftigt. Aktuell arbeitet die Stadt noch mit einem Flächennutzungsplan aus dem Jahr 2001. Mittlerweile ist er 26-mal geändert worden, weil neue Bebauungspläne aufgestellt wurden. Der F-Plan ist seit mehr als einem Jahr in der politischen Beratung und sieht in der neuesten Fassung noch 44,77 Hektar potenzielles Bauland vor. Es handelt sich dabei allerdings um überwiegend kleinere Flächen. Der Entwurf wird im Januar noch einmal im Planungsausschuss beraten und wird Grundlage für die weitere Entwicklung der Stadt.
4. Ein wichtiger Punkt für die Stadtentwicklung wird auch das sogenannte ISEK-Verfahren (Integriertes Stadtentwicklungskonzept). Dabei geht es um die Frage, wie das Stadtzentrum von Schwarzenbek künftig gestaltet werden könnte. Die Überlegungen schließen sowohl die Verkehrsberuhigung in der Lauenburger Straße ein als auch das Umfeld von Bahnhof, Realschule und ehemaliger Post. Die Bürger hatten im Dezember die Möglichkeit, ihre Ideen einzubringen, im März soll es eine weitere Bürgerbeteiligung geben, im April sollen die Ergebnisse vorliegen.
5. Im Bereich des ehemaligen Autohauses Schwarzenbek am Kreisel Möllner Straße sind bereits im Sommer die Bagger gerollt. Seit vielen Jahren plant der Discounter Penny in diesem Bereich einen neuen, größeren Supermarkt als Ersatz für die kleine Filiale nur wenige hundert Meter entfernt, in der nach längerem Leerstand im Frühjahr Woolworth eröffnet hat. 520 Quadratmeter an der Möllner Straße 57 waren für Penny nicht mehr genug, Woolworth wagte dort einen Neubeginn in Schwarzenbek, nachdem Konkurrent Action bereits vor einigen Jahren am Ritter-Wulf-Platz um Kunden im Niedrigpreissegment warb. Aktuell plant Penny einen Markt nebst Wohnbebauung auf dem ehemaligen Gelände des Autohauses Schwarzenbek. Das Verfahren läuft, ob es in diesem Jahr noch einen Baubeginn gibt, steht in den Sternen. Das Gelände umfasst 10.000 Quadratmeter und soll neben dem 1200 Quadratmeter großen Einkaufsmarkt direkt gegenüber von Netto auch 24 Wohnungen ermöglichen.
6. Das Rathaus wird in diesem Sommer 40 Jahre alt und was bei einem Menschen ein fast noch jugendliches Alter ist, sieht man dem aus Betonteilen gefertigten Verwaltungsbau deutlich an. Diverse Sanierungen an Dach und Fassade sowie eine neue Fluchttreppe vom Rathaussaal einschließlich einer breiteren Fluchttür am Festsaal haben in der Zwischenzeit mehr als eine Million Euro für den Erhalt des im August 1983 eingeweihten Gebäudes einschließlich Wärmedämmung und Dachsanierung verschlungen. Politiker haben auch bereits diskutiert, ob ein Abriss des Gebäudes nicht eine bessere Option wäre – zumal die Räumlichkeiten längst nicht für die mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiter ausreichen.
Letztlich lief die Entscheidung aber auf eine weitere Sanierung und ein Fitmachen für die Zukunft heraus. Aktuell wird eine Feuertreppe an der Seite zur „Klagemauer“ vor der Bücherei errichtet. Kostenpunkt: Mehr als 600.000 Euro. Das Stahlgerüst steht, die Anbindung an die beiden Stockwerke im Rathaus steht noch aus. Außerdem gibt es Probleme mit dem Brandschutz und der Verständlichkeit der Lautsprecherdurchsagen im Gebäude im Brandfall. Dafür werden weitere 550.000 Euro fällig. Auch im Untergeschoss des Rathauses – dem ehemaligen Ratskeller – tut sich etwas. Dort sollen neue Büros entstehen. Dafür sind aber auch weitere Toiletten erforderlich, für die eine sogenannte Abwasserhebeanlage installiert werden muss. Denn das Kellergeschoss befindet sich unterhalb der Höhe der Kanalisation.
7. Schwarzenbek liegt genau im Zentrum des Kreises. Das hat auch dazu geführt, dass in der Europastadt das Frauenhaus angesiedelt ist. Bislang war es in einem kleinen Gebäude untergebracht, da aber immer mehr Frauen in Not kommen und teilweise auch eine größere Anzahl von Kindern mitbringen, war ein Umzug erforderlich. Auch dafür hatte die Europastadt eine passende Immobilie im Portfolio. Diese muss allerdings umgebaut werden und die Sanierung ist aufwändiger als gedacht. 1,2 Millionen Euro wird der Umbau kosten – mindestens. Das Land beteiligt sich mit 385.000 Euro an der Investition. Weitere 450.000 Euro gibt es von der Investitionsbank.
8. Schwarzenbek braucht zwei neue Grundschulen. Das ist unstrittig. Die Gebäude an der Breslauer Straße und an der Cesenaticostraße sind viele Jahrzehnte alt und entsprechen trotz diverser Sanierungen nicht mehr aktuellen Standards für neue Unterrichtskonzepte. Zudem steigen die Schülerzahlen. Das führt zu Raumnot. Die Politiker haben entschieden, dass die Grundschule an der Breslauer Straße, die in Teilen bereits in den 1950er-Jahren erbaut wurde, als erstes neu gebaut werden soll. Dafür ist allerdings ein B-Plan erforderlich, der in 2023 aufgestellt werden soll. Außerdem bekommt die Schule in diesem Jahr Container für weitere Klassenzimmer. Auch in die Grundschule Nordost wird investiert. 650.000 Euro hat die Stadt unter anderem für den Ausbau des Lehrerzimmers und die Sanierung und die Schaffung zusätzlicher Klassen bereitgestellt.
9. Mit dem Neubau der Schulen und wegen der auslaufenden Verträge werden die Kitas Pavillon und Traumland wegfallen. Es fehlen ohnehin schon 140 Plätze. Deshalb sucht die Stadt Flächen für den Neubau zweier Kitas. Das Grundstück der ehemaligen Kita Kichererbse an der Frankfurter Straße kommt dafür nicht infrage. Das Gelände wird unter anderem in den nächsten Jahren für die Lagerung von Baustoffen und Fahrzeugen für den Neubau der Grundschule an der Breslauer Straße benötigt. Die Stadt hat Grundstücke für die Kita-Neubauten im Visier. Näheres wollten Bürgermeister Norbert Lütjens und der zuständige Bauamtsleiter Ralf Hinzmann mit Blick auf die laufenden Verhandlungen aber nicht sagen.
10. Eine Großbaustelle mit entsprechenden Behinderungen wird die Sanierung der Danziger Straße. Sobald die Frostperiode vorbei ist, soll es in diesem Bereich losgehen. Die Schmutzwasserkanalisation wird erneuert. In dem Zusammenhang wird auch die Fahrbahn saniert und der Gehweg wird verbreitert. Im Jahr 2021 war der erste Teil der Danziger Straße erneuert worden: Von den Gesamtkosten in Höhe von 803.000 Euro floss mit 687.000 Euro der größte Teil in die Erneuerung des Kanalnetzes. Der Straßenbau war mit 116.000 Euro hingegen vergleichsweise günstig. Dabei wurden auch dort neue, breitere Fußwege und Fahrbahnen angelegt. Die Stadt hatte hier auf Ausbaubeiträge verzichtet. Ob die Stadt im zweiten Bauabschnitt den Anteil für Gehweg- und Fahrbahnerneuerung auf die Anwohner umlegen kann, soll nun ein Fachanwalt klären. Ist dessen Einschätzung negativ, wird die gesamte Maßnahme wie schon im ersten Bauabschnitt über den städtischen Abwasserbetrieb finanziert. Die Gebühr für einen Kubikmeter Schmutzwasser steigt deshalb zum Jahreswechsel um 18,66 Prozent auf 3,37 Euro. Entlang der Straße werden auch die Parkplätze erneuert.