Lauenburg. Balkonkraftwerke und andere Solaranlagen werden in der Altstadt bislang nicht erlaubt. Neue Klimaschutzbeauftragte will das ändern.

Klimaschutz und Energiewende – für die einen sind das die Themen der Zeit, für die anderen nichts als abstrakte Begriffe. Mona Berstermann ist die neue Klimaschutzmanagerin von Lauenburg. Ihr ist es ein Anliegen, das Thema weniger von seiner theoretischen Seite aus zu betrachten, sondern ganz konkret auf Lauenburg zuzuschneiden. Ansatzpunkte gibt es dafür genug.

Da ist vor allem das Thema Photovoltaikanlagen und Balkonkraftwerke, das Berstermann endlich für die Bewohner der Altstadt voranbringen will. Bislang scheitern sie regelmäßig am Denkmalschutz, wenn sie an ihren Häusern Solaranlagen anbringen wollen, um zum Klimaschutz beizutragen und Energiekosten zu sparen.

Lauenburg: Photovoltaikanlagen und Balkonkraftwerke trotz Denkmalschutz?

Vor fünf Jahren hatte die Stadtvertretung zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Damals stand die Frage im Raum: Soll die Stadt den Klimanotstand ausrufen? Das Interesse war groß, doch der Vorschlag fiel durch. Stattdessen waren die Bürger mit ganz konkreten Forderungen gekommen. Mehrere Altstadtbewohner wollten die Freigabe, auf den historischen Altstadthäusern Solaranlagen installieren zu dürfen. „Es kann nicht sein, dass Denkmalschutz immer über Klimaschutz steht“, meinte ein Bewohner damals.

Zumindest theoretisch hat sich seitdem einiges getan. Mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat die Ampel-Koalition 2022 das „überragende öffentliche Interesse“ für den Ausbau der erneuerbaren Energien festgestellt. Praktisch sieht die Sache allerdings anders aus. Noch immer haben Altstadtbewohner kaum eine Chance, Photovoltaikanlagen an ihren historischen Häusern anzubringen, an den Denkmalschützern kommen sie nicht vorbei.

Solarkataster warnt Altstadtbewohner: „Gebäude unter Denkmalschutz“

Im April dieses Jahres gab der Kreis Herzogtum Lauenburg ein sogenanntes Solarkataster heraus. Mit wenigen Klicks erfahren Eigentümer, ob ihr Haus für die Installation von Photovoltaikanlagen geeignet ist und wann sich eine solche Anlage amortisieren würde. Pech für Bewohner der Lauenburger Altstadt: Wenn sie Informationen zu ihrem Gebäude abrufen, erhalten sie den Warnhinweis, es handele sich um ein „Gebäude unter Denkmalschutz“. Die Genehmigung könne nur in Einzelfällen erfolgen.

Amtsleiter Christian Asboe und Klimaschutzmanagerin Mona Berstermann 
Amtsleiter Christian Asboe und Klimaschutzmanagerin Mona Berstermann  © Elke Richel | Elke Richel

Dabei wäre in einem solchen Fall ein Kompromiss möglich. Mittlerweile gibt es nämlich Solarmodule in Größe und Farbe wie herkömmliche Dachziegel. Der Haken ist allerdings, dass diese technische Lösung, die speziell für denkmalgeschützte Gebäude entwickelt wurde, um ein Vielfaches teurer ist als herkömmliche Photovoltaikanlagen.

An Ausbau der Photovoltaik besteht ein „überragendes öffentliches Interesse“

Vor zwei Jahren hat das Landesamt für Denkmalpflege eine „Handreichung für den Umgang von Solaranlagen und Denkmalschutz“ erstellt. Ein entsprechendes Förderprogramm allerdings nicht. „Diese Praxis müssen wir unbedingt noch einmal thematisieren. Schließlich besteht ein gesetzlich verbrieftes ‚überragendes öffentliches Interesse‘ an dem Ausbau erneuerbarer Energien“, sagt Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe, in dessen Bereich auch der Klimaschutz fällt.

Dieses „heiße Eisen“ will Mona Berstermann noch in diesem Jahr anpacken. „Nach der Sommerpause lade ich Vertreter der Denkmalschutzbehörde zu einer öffentlichen Gesprächsrunde in Lauenburg ein“, hat sie sich vorgenommen. Über das nötige Handwerkszeug für eine Bürgerbeteiligung verfügt die 34-Jährige. Nach ihrem Studium Tourismusmanagement hat die Hamburgerin sich auf den Bereich der ländlichen Räume spezialisiert und schließlich als Regionalmanagerin an mehreren Klimaschutzkonzepten mitgewirkt.

Lauenburger Schulen sollen an Energiesparprojekten beteiligt werden

Klimaschutz und Denkmalschutz in der Altstadt unter einen Hut zu bekommen, ist einer ihrer Schwerpunkte. Daneben möchte sie die beiden Lauenburger Schulen an Energiesparprojekten beteiligen. „Kinder lassen sich leicht für den Klimaschutz begeistern. Sie nehmen das Thema dann oft in die Familien mit“, weiß Mona Berstermann. Auch die kommunale Wärmeplanung ist ein Thema, das die frischgebackene Klimaschutzmanagerin auf dem Zettel hat. „Da ist Lauenburg ja schon auf einem guten Weg“, sagt sie.

Zunächst steht aber die Aktion Stadtradeln an. Auch in diesem Jahr beteiligt sich Lauenburg an der Aktion des ADFC. Im Zeitraum vom 9. bis 19. Juni gilt es, so viele Kilometer wie möglich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Auf der Seite www.Stadtradeln.de/Lauenburg-elbe können sich die Teams registrieren lassen. Zur Auftakttour laden Bürgermeister Thorben Brackmann und Stadtpräsidentin Elif Karagöz für Sonntag, 9. Juni, ein. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Glaspavillon am Hochhaus an der Alten Wache.

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Klimaschutz: Von seinen Zielen ist Lauenburg noch weit entfernt

Von seinen Klimazielen ist Lauenburg unterdessen weit entfernt. Das im Jahre 2017 beschlossene Klimaschutzkonzept der Stadt ist sprichwörtlich ein zahnloser Tiger. Auf 450 Seiten hatte das Unternehmen Hohmeyer & Partner Vorschläge unterbreitet, wie das Treibhausgas Kohlendioxid (CO₂) reduziert werden kann. Das erklärte Ziel: Bis zum Jahr 2050 will die Stadt klimaneutral werden. Doch wenig ist davon bisher umgesetzt worden. „Das Konzept muss gestrafft und an heutige Bedingungen angepasst werden“, sagt Mona Berstermann.

Vor einem Jahr hatte die CDU-Fraktion schon einmal einen Vorstoß unternommen, das Klimaschutzkonzept auf den Prüfstand zu stellen. Ihr Vorschlag, die Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität in Kennziffern zu erfassen. Zum Beispiel: Anzahl der Elektroautos in der Stadt, Sanierungsrate der Gebäude, Stromverbrauch öffentlicher Gebäude, Umrüstungsfortschritt der Straßenbeleuchtung auf LED oder die Anzahl der E-Ladesäulen in der Stadt. Die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes sollte nach den Vorstellungen der CDU künftig jährlich erfolgen. Damit konnte sich die Fraktion allerdings nicht durchsetzen. Nicht praktikabel, so die mehrheitliche Meinung.