Lauenburg. Lauenburg ist beliebt bei Radtouristen. Doch bei der Sicherheit kann die Stadt nicht glänzen. Ein Radverkehrskonzept soll dies ändern.

Die jahrelange Diskussion in Lauenburg um das Radverkehrskonzept hatte im November vergangenen Jahres ihr vorläufiges Ende gefunden. Die Stadtvertretung entschied sich, den Vorschlägen des Büros Lebensraum Zukunft eine Chance einzuräumen. Deren Verkehrsplaner verfolgen den Ansatz, durch die Einführung von Fahrradstraßen und Radwegen abseits der Hauptverkehrsstraßen, Radler von der engen B5 wegzuholen.

An der Situation auf der B5 war ein vor 15 Jahren beauftragtes Planungsbüro gescheitert. Man kann es nämlich drehen und wenden, wie man will: Die Bundesstraße ist einfach nicht breit genug, um Radfahrern einen geschützten Verkehrsraum zu bieten. Nach vielen Detailänderungen beschloss die Politik, dieses Konzept nicht weiterzuverfolgen. Allerdings hat auch der neue Ansatz so seine Tücken. Unter anderem dürfte der Wegfall von Stellflächen die ohnehin prekäre Parkplatzsituation in der Innenstadt weiter verschärfen.

Radverkehrskonzept: Vorrang für Radler auf einigen Lauenburger Straßen

Doch die Zeit drängt. „Wir haben vom Land außerplanmäßig eine Förderung von 32.000 Euro für die Umsetzung des Konzeptes erhalten. Allerdings muss das Geld noch in diesem Jahr ausgegeben werden“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann. Im Doppelhaushalt 2024/2025 der Stadt sind 100.000 Euro für die Neugestaltung eingeplant. Dazu kommen 40.000 Euro für Radabstellanlagen am neugestalteten ZOB.

Bürgermeister Thorben Brackmann (l.) und Peter Junge (ADFC) an der für Radfahrer gefährlichen Bundesstraße 5.
Bürgermeister Thorben Brackmann (l.) und Peter Junge (ADFC) an der für Radfahrer gefährlichen Bundesstraße 5. © Elke Richel | Elke Richel

Ob die Landesmittel für die Umsetzung des neuen Konzeptes fließen, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sehr sich der Kreis in dieser Sache ins Zeug legt. Von dort muss es nämlich zunächst mal grünes Licht für die Überlegungen der Verkehrsplaner geben. „Wir haben die Unterlagen zur Genehmigung bei der Verkehrsaufsicht des Kreises eingereicht“, sagt Brackmann. Die Verwaltung hofft auf eine schnelle Bearbeitung, damit die Fördermittel aus Kiel nicht in den Sand gesetzt werden.

Die Idee: Fahrradstraßen und Radwege abseits der B5

Allerdings wird die Behörde sich das Konzept schon genau anschauen wollen, denn der Eingriff in den bisherigen Verkehrsfluss wäre nicht unerheblich. Die Idee der Gutachter: Fahrradstraßen, die für die Nutzer nur einen unwesentlichen Umweg mit sich bringen. Die Anforderungen daran sind gesetzlich klar geregelt. In einer Fahrradstraße dürfen nur Fahrräder und E-Scooter fahren. Zusatzschilder können allerdings Auto- und Motorradverkehr zulassen. Dann gilt aber eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Auf Radfahrer muss besondere Rücksicht genommen werden. Nebeneinander zu radeln, ist ausdrücklich erlaubt.

Außerdem haben die Gutachter ausgelotet, wie der Radverkehr auf normalen Straßen sicherer gemacht werden könnte. Aus ihrer Sicht gibt es im Lauenburger Stadtgebiet einige Möglichkeiten, einen Radweg ohne große bauliche Maßnahmen einzurichten. Möglich wäre das zum Beispiel auf dem Büchener Weg, vom Schmiedeweg bis zur Berliner Straße. Derzeit gibt es dort auf der rechten Seite einen Gehweg mit einer Breite von 2,80 Meter und einen zwei Meter breiten Randstreifen, der als Parkfläche genutzt wird.

Nach den Vorstellungen der Gutachter könnte dieser Randstreifen in Richtung Gehweg um 50 Zentimeter verbreitert und künftig als Radweg ausgewiesen werden. An der Ampel vor der Auffahrt auf die Berliner Straße könnte ein sogenannter aufgeweiteter Aufstellstreifen für Radfahrer (ARAS) unter anderem dafür sorgen, dass Autofahrer die Radfahrer besser im Blick haben. Diese Variante hätte allerdings den besagten Haken: Die Stellflächen entlang der Straße würden wegfallen.

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Auch die Altstadt soll fahrradfreundlicher werden

Aber die Experten in Sachen Radverkehr haben nicht nur die größeren Lösungen im Blick. Mit wachem Auge haben sie sich unter anderem die Bedingungen an den touristisch wichtigen Fernradwegen angeschaut. Auch da gibt es aus ihrer Sicht im Lauenburger Umfeld einiges zu verbessern: So fehlen zum Beispiel am Elberadweg und am Iron Curtain Trail Schilder oder sind falsch platziert.

Die bei Touristen beliebte Altstadt könnte aus ihrer Sicht auch fahrradfreundlicher werden. Ihr Vorschlag: Das Kopfsteinpflaster rechts und links jeweils auf einer Breite von einem Meter abschleifen. Dies würde übrigens auch Menschen mit Gehbehinderung und Rollstuhlfahrern zugutekommen.

Dass sich in puncto Sicherheit für Radfahrer in Lauenburg einiges ändern muss, darüber sind sich alle einig. Bei den sogenannten Fahrradklimatests des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) rasselt die Stadt besonders in dieser Kategorie regelmäßig durch. Trotzdem ist die Lust am Fahrradfahren bei vielen Lauenburgern ungebrochen. Das lässt sich unter anderem auch an den hohen Teilnehmerzahlen bei der Aktion Stadtradeln ablesen.

Aktion Stadtradeln: Jetzt können sich Teams anmelden

Auch in diesem Jahr beteiligt sich Lauenburg an der Aktion des ADFC. Im Zeitraum vom 9. bis 19. Juni gilt es, so viele Kilometer wie möglich mit dem Fahrrad zurückzulegen. Auf der Seite www.stadtradeln.de/lauenburg-elbe können sich die Teams registrieren lassen. Zur Auftakttour laden Bürgermeister Thorben Brackmann und Stadtpräsidentin Elif Karagöz für Sonntag, 9. Juni ein. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Löwenbrunnen an der Alten Wache.

Am darauffolgenden Montag beginnt am Schloss um 17 Uhr eine Radtour durch die Stadt zu Projekten, die geplant oder schon in der Umsetzung sind. Sicher ist dann auch genügend Zeit, die eine oder andere Problemstelle für Radfahrer gemeinsam zu beleuchten.