Lauenburg. Bis zum Jahr 2050 will die Stadt klimaneutral werden. Wie die CDU nun Druck machen und das Klimaschutzkonzept fortschreiben will.
Vor sechs Jahren verabschiedete die Politik ein Klimaschutzkonzept für Lauenburg. Doch Papier ist geduldig, sagt man. Auf 450 Seiten hatte das Unternehmen Hohmeyer & Partner SCS aus Flensburg Vorschläge unterbreitet, wie das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) reduziert werden kann. Das erklärte Ziel: Bis 2050 will die Stadt Lauenburg CO2-Neutralität erreichen. Eine Kommune gilt dann als klimaneutral, wenn ihre Bewohner nur noch ein „klimaverträgliches Maß“ an Treibhausgasen verursachen, man geht von jährlich weniger als zwei Tonnen CO2 pro Einwohner aus.
Nach mehreren Runden Bürgerbeteiligung analysierten die Gutachter die speziellen Lauenburger Bedingungen und unterbreiteten Vorschläge, wie der CO2-Ausstoß reduziert werden kann. Rund 50.000 Euro hatte die Stadt sich damals die Erstellung des Leitfadens kosten lassen.
CDU will Lauenburgs Klimaschutzkonzept fortschreiben
Sechs Jahre sind allerdings eine lange Zeit, und bislang sind weder neue Erkenntnisse im Bereich der Klimaforschung noch aktuelle Lösungsansätze eingeflossen. Das könnte sich ändern, wenn die CDU mit ihrem Antrag zur nächsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung am Montag, 22. März, überzeugen kann. Die Christdemokraten wollen das Klimaschutzkonzept fortschreiben lassen. Außerdem schlagen sie bestimmte Kennzahlen vor, um eine Entwicklung auf dem Weg zur Klimaneutralität sichtbar zu machen.
„Die Kennzahlen sollen sich aus den Bereichen private Haushalte, Unternehmen und kommunaler Einflussbereich zusammensetzen“, heißt es in dem Antrag. Gemeint sind unter anderem: Anzahl der Elektroautos in der Stadt, Sanierungsrate der Gebäude, Stromverbrauch öffentlicher Gebäude, Umrüstungsfortschritt der Straßenbeleuchtung auf LED oder die Anzahl der E-Ladesäulen in der Stadt. Die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes solle ab sofort jährlich erfolgen.
Nachholbedarf bei Photovoltaik und LED-Sraßenbeleuchtung
Federführend bei dem Antrag der CDU ist Darius Brackmann, der sich von Beginn der Bürgerbeteiligung an für das Klimaschutzkonzept engagiert hatte. Damals allerdings noch nicht für die CDU, sondern als Vorsitzender des ersten Kinder- und Jugendbeirates in Lauenburg. Die Idee der Jugendlichen damals: Die Flachdächer der Albinus-Gemeinschaftsschule würden sich gut für eine Photovoltaikanlage eignen. Außerdem sollte die Straßenbeleuchtung in Lauenburg kurzfristig komplett auf LED-Leuchten umgestellt werden.
Seitdem sind sieben Jahre vergangen: Das Dach der Schule ist noch wie es damals war, und bei der Umstellung der Straßenbeleuchtung gibt es viel Nachholbedarf. Bei diesem Thema will die CDU jetzt mit den Kennzahlen und abrechenbare Zielvorgaben Druck machen, einschließlich der Feststellung des verringerten Stromverbrauchs.
Bürger wünschen sich praktische Handreichungen
Die Fortschritte und die nächsten Ziele aus dem Klimaschutzkonzept sollen nach dem Willen der Union regelmäßig veröffentlicht werden, um die Bürger zu motivieren, mitzuziehen. Möglicherweise keine schlechte Idee: Vor zweieinhalb Jahren folgen die Stadtvertreter einem Antrag der SPD und beriefen eine Einwohnerversammlung zum Thema Klimaschutz ein. Etwa 40 Lauenburger folgten der Einladung und führten eine lebhafte Diskussion mit den Experten auf dem Podium. Sie wollten vor allem praktische Handreichungen statt ein abstraktes Szenario.
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Wohl auch deshalb fiel der Vorschlag, für Lauenburg den Klimanotstand zu erklären, damals mehrheitlich durch. Stattdessen forderten mehrere Altstadtbewohner unter anderem die Möglichkeit, auch auf den historischen Altstadthäusern Solaranlagen installieren zu dürfen. „Es kann nicht sein, dass Denkmalschutz immer über Klimaschutz steht“, meinte ein Bewohner. Das Thema ist noch immer nicht abschließend geklärt.
Ausschuss tagt am Montag noch in alter Besetzung
Wenn der Ausschuss über den Antrag der CDU abstimmt, dann zum letzten Mal in dieser Besetzung. Bei der Gemeindewahl am 14. Mai ergab sich eine neue personelle Zusammensetzung der Stadtvertretung. Nach der konstituierenden Sitzung am 20. Juni ändert sich auch die Besetzung der Fachausschüsse. Beschlüsse, die bis dahin getroffen werden, haben dennoch Gültigkeit, es sei denn, sie werden später durch mehrheitlichen Beschluss gekippt.
Die Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Energiewende und Digitalisierung am Montag, 22. Mai, beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung (Fürstengarten 29). Auf der Tagesordnung steht außerdem ein Antrag der SPD, auf der Bundesstraße 5 dauerhaft Radfahrschutzstreifen zu installieren. Eine Übersicht über den Sitzungsablauf gibt es im Ratsinformationssystem auf der Seite www.lauenburg.de.