Ratzeburg / Lauenburg. Mit wenigen Mausklicks klären, ob das eigene Hausdach für Stromgewinnung geeignet ist? Das bietet das Herzogtum Lauenburg.
Ein wegweisendes Angebot macht der Kreis Herzogtum Lauenburg von sofort an Menschen, die Sonnenenergie nutzen wollen. Ein kartengestütztes Solarkataster bietet in Verbindung mit einem leicht zu bedienenden Solarrechner eine Möglichkeit zu klären, wieweit einzelne Dächer als Standorte für Stromgewinnung oder Solarthermie geeignet sind. Der Clou: Das jeweilige Gebäude kann mit einem Klick auf einer Karte ausgewählt werden.
Wer es eilig hat: Vier Klicks später gibt der Solarrechner Auskunft, wie das Dach genutzt werden kann, prognostiziert die Kosten wie auch die Erlöse – für jedes einzelne Gebäude in jedem Ort. Ob in Geesthacht oder Lauenburg, Büchen oder Lanze. Und das unabhängig von Werbeversprechen verschiedenster Anbieter, die ansonsten im Internet locken.
Herzogtum Lauenburg: Neuer Solarrechner liefert individuelle Informationen
Der Solarrechner des Kreises bietet auch Ergebnisse, die aufhorchen lassen: Je nach Voreinstellung sollen sich PV-Anlagen unter bestimmten Voraussetzungen bereits nach zehn bis zwölf Jahren amortisieren. Und nach 20 Jahren könnten Hauseigentümer mehr als 20.000 Euro Gewinn machen.
Wer sich angesichts solcher Zahlen an Versprechen mancher Anbieter erinnert fühlt: Im Kreis-Solarrechner lassen sich zugrundeliegende Parameter wie Strompreise und angenommene Kostensteigerungen mit wenigen Klicks an aktuelle Erkenntnisse anpassen. Die voreingestellten 40 Cent je Kilowattstunde zahlen derzeit tatsächlich die wenigsten Stromkunden.
Kreis will Flickenteppich im Herzogtum verhindern
Der Kreis und einzelne Städte und Gemeinden sind von Ratsuchenden angesprochen worden, ob sie unabhängige Informationen bieten können. In einigen Kommunen wurde überlegt, wie ein solcher Service geboten werden könnte.
„Das hätte zu einem Flickenteppich geführt, möglicherweise ohne Kataster und mit unterschiedlichsten Benutzeroberflächen von Gemeinde zu Gemeinde“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. „Das neue kreisweite Solarkataster ist insofern auch ein Service für die Gemeinden.“
Schritt für Schritt zum Ergebnis
Noch größer ist der Nutzen für Hauseigentümer, die sich fragen, wie sie an unabhängige Informationen gelangen. Schrittweise werden sie durch das Angebot geleitet: Nach der Wahl des Wohnortes können sie auf einer Karte das richtige Gebäude auswählen. Wie hoch die Sonneneinstrahlung auf dem jeweiligen Dach ist, wird bereits hier farblich dargestellt.
Im nächsten Schritt werden wichtige Details abgefragt. Dazu zählen jährlicher Stromverbrauch, der Preis je Kilowattstunde (kWh) und die Nutzung des Hauses. Ein Wohnhaus mit wenigen Bewohnern hat einen geringeren Strombedarf als ein gewerblich genutztes Gebäude, ein Ladengeschäft einen deutlich geringeren Energiebedarf als eine Bäckerei. Und ein Restaurant hat zu anderen Zeiten erhöhten Energiebedarf als ein Bürogebäude („öffentliche Verwaltung“).
Strom einspeisen ein Minusgeschäft?
Eine Angabe, die ebenfalls großen Einfluss auf Kosten wie Rendite hat, ist die Nutzung des produzierten Stroms. Wenn er vor allem den Eigenbedarf decken soll, ist „Überschusseinspeisung“ die richtige Angabe. Möchte der Nutzer eine möglichst große Anlage planen und benötigt selbst nur einen Bruchteil des produzierten Stroms, kann „Volleinspeisung“ die richtige Wahl sein. Dies will gut überlegt sein. Faustformel: Die Erstattung für ins Netz eingespeisten Strom beträgt etwa nur ein Viertel der Ersparnis, die mit selbstgenutztem Strom zu erzielen ist.
Im nächsten Schritt kann der Verbrauch über den Tag angegeben werden. Ein Haushalt ohne Kinder, in dem die Bewohner jeden Wochentag außerhalb arbeiten, hat eine gänzlich andere Verbrauchskurve als eine Familie mit mehreren schulpflichtigen Kindern, die mittags oder nachmittags von der Schule nach Hause kommen. Wer seinen Strom vor allem abends und morgens benötigt, für den spielt ein leistungsfähiger und kostspieliger Stromspeicher eine größere Rolle als für Familien, die bei Tageslicht einen Großteil des produzierten Stroms gleich verbrauchen.
Rund-um-Analyse: Rechner fragt Wärmepumpe und E-Auto ab
Abgefragt werden in dem Schritt zugleich zusätzliche Stromverbraucher: Eine Wärmepumpe, um ein Haus klimafreundlich zu beheizen, kann hier ebenso angegeben werden wie ein E-Auto, das über eine Wallbox mit Sonnenstrom betankt werden soll.
Im letzten Schritt präsentiert das Programm die errechneten Lösungen. Also die passende Zahl an PV-Modulen und auch Solarkollektoren, wenn Solarthermie mit ausgewählt wurde. Die Größe des passenden Wärmespeichers wie auch des Stromspeichers, so er mit ausgewählt war. Und auch gleich einen Plan, wie auf dem jeweiligen Dach die Kollektoren platziert werden sollten – in Abhängigkeit von Himmelsrichtung und Dachneigung.
Preise zu niedrig? Es fehlt die Mehrwertsteuer!
Die Preisangaben komplettieren die Übersicht. Sie scheinen auf den ersten Blick außergewöhnlich günstig. „Die voreingetragenen Installationskosten stammen aus Preisabfragen bei Installationsbetrieben. Diese werden regelmäßig durch Geoplex aktualisiert“, erläutert Kreissprecher Tobias Frohnert. „Es kann aber durchaus sein, dass sich die Preise regional unterscheiden.“ Hinzu kommt: Es handelt sich um Netto-Preise, also ohne Mehrwertsteuer.
Unter www.solarkataster-kreis-rz.de finden auch Menschen Hilfe, die weiteren Informationsbedarf haben. So sind in den Karten aller Kommunen jeweils Gebiete gekennzeichnet, die unter Denkmalschutz stehen, also Beschränkungen bestehen.
Vorsicht bei Häusern unter Denkmalschutz
Wählen Nutzer ein entsprechendes Haus etwa in der Lauenburger Altstadt aus, folgt der Warnhinweis, es handele sich „um ein Gebäude unter Denkmalschutz. Die Installation einer PV- oder Solarthermieanlage ist hier nur eingeschränkt nach Einzelfallprüfung und Genehmigung eventuell möglich. Nähere Informationen erhalten Sie hierzu bei der unteren Denkmalschutzbehörde: denkmalschutz@kreis-rz.de.“
- Gesetz erleichtert Solaranlagen in Lauenburgs Altstadt
- Mit Solarstrom und Windrädern Zukunft meistern
- Welche Heizung passt zu meinem Haus? Experten geben Tipps
- Heizungstausch: Lauenburgs Altstadtbewoher in Sorge
Weiterhin werden Erläuterungen zu Aufbau, Technik und Berechnungsgrundlagen von Photovoltaik- wie auch Solarthermie-Anlagen geboten. Hilfreich auch die Info-Blöcke „10 Schritte zur eigenen“ PV- beziehungsweise zur eigenen Solaranlage. Wer mehr Hilfe benötigt, findet auf der gleichen Seite neben der jeweiligen Karte auch Links zu weiterführenden Informationsquellen, etwa den Verbraucherzentralen und dem Bundesumweltministerium, dem Solarenergie-Förderverein oder dem Photovoltaikforum.
Den Rund-um-Service bietet der Kreis in Kooperation mit der Geoplex GIS GmbH. Er ist mit dem Hinweis verbunden, dass für exakte Angaben Ortstermine notwendig sind. Wer den Solarrechner nutzt, hat zu dem Zeitpunkt aber schon deutlich mehr in der Hand als nur ein, zwei Ideen, worauf es für ihn ankommen könnte.