Schwarzenbek. Erstmals seit mehr als drei Jahren öffnen in Schwarzenbek die Läden an einem Sonntag. Für die Organisatoren ein voller Erfolg.

Gruselige Gestalten, Kürbisse, Skelette und Leckereien aus den Foodtrucks: Mehrere Hundert Besucher kamen am Sonntag, 29. Oktober, zum ersten verkaufsoffenen Sonntag seit mehr als drei Jahren in die Schwarzenbeker Innenstadt. Den letzten Einkaufssonntag hatte es im Februar 2020 kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie gegeben.

Es hatte mehrere Anläufe gebraucht, bis der Funke bei den Kaufleuten übersprang. Nun konnte sich das Ergebnis unter dem Motto „Halloween“ aber durchaus sehen lassen. Zeitgleich stieg das mittlerweile sechste Foodtruck-Festival auf dem alten Markt. Das Wetter spielte auch mit: Pünktlich zur Ladenöffnung um 12 Uhr brach die Sonne durch die Wolkendecke und blieb bis zum Ladenschluss um 17 Uhr. Danach gab‘s dann noch eine Feuershow zum Ausklang.

Schwarzenbek: Gruseliges Flair und leckeres Streetfood kamen gut an

„16 Geschäfte sind dabei. Das ist eine gute Bilanz. Es wäre noch schöner gewesen, wenn wir die Foodtrucks in die Lauenburger Straße bekommen hätten. Dann wäre hier mehr Leben, aber der Standort auf dem alten Markt ist auch gut“, betonte Karina Geideck vom Vorstand der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS). Da die Straße erste am Sonnabend in den Nachmittagsstunden gesperrt werden konnte, wäre eine Umzug der Foodtrucks nur für einen Tag nicht sinnvoll gewesen, denn die mobilen Imbissbuden waren das ganze Wochenende in der Stadt.

Uwe Krützmann und Sandra Schmidt-Kuhlmann vom Schuhhaus Krützmann freuen sich, dass es mal wieder einen verkaufsoffenen Sonntag in Schwarzenbek gibt. Für den Schuhhandel sind das umsatzstarke Aktionen.
Uwe Krützmann und Sandra Schmidt-Kuhlmann vom Schuhhaus Krützmann freuen sich, dass es mal wieder einen verkaufsoffenen Sonntag in Schwarzenbek gibt. Für den Schuhhandel sind das umsatzstarke Aktionen. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Dafür konnten sich die Preise beim Kürbis-Gewinnspiel sehen lassen: Hauptgewinn war eine Mini-Kreuzfahrt nach Oslo, zweiter Preis eine Samsung Smartwatch und eine hochwertige Spielekiste. „Das Spiel ist so konzipiert, dass man in die Geschäfte muss, um das Lösungswort zu finden“, erläutert Karina Geideck.

Gute Miene zum bösen Spiel: Calvin Streich von der
Gute Miene zum bösen Spiel: Calvin Streich von der "Spielerei" hat sein Spielwarenfachgeschäft zum letzten Mal geöffnet. Nach dem verkaufsoffenen Sonntag ist Schluss in Schwarzenbek. Er hat noch ein weiteres Geschäft in Mölln. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Die Entscheidung für den verkaufsoffenen Sonntag fiel vergleichsweise kurzfristig. „Wir hatten acht Wochen Vorlauf. Die Organisation war aufwendiger, als ich es mir vorgestellt habe, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir werden in den kommenden zwei Wochen im WVS-Vorstand entscheiden, ob es im kommenden Jahr eine Neuauflage gibt“, sagt Optikermeisterin Annika Berling, die die Veranstaltung organisiert hat. „Wichtig ist, dass Leben in die Stadt kommt. Verkaufsoffene Sonntage sind eine Werbung für Schwarzenbek, die auch Menschen aus dem Umland auf uns aufmerksam machen. Davon brauchen wir mehr Aktionen“, ist Optikermeister Steffen Möller überzeugt, der viele Jahre im Vorstand der WVS mitgewirkt hat und dort die Interessen der Einzelhändler vertrat.

Verkaufsoffene Sonntage sind eine wichtige Werbung für eine attraktive Stadt

Möller und Berling halten zwei verkaufsoffene Sonntage im Jahr für sinnvoll. Mehr wäre organisatorisch von den ehrenamtlichen Mitstreitern bei der WVS kaum zu leisten und auch das Kundeninteresse würde das nicht hergeben, sind sich die beiden sicher. Während bei den Optikern die Werbung für die Stadt im Vordergrund steht, geht es bei Schuhhändler Uwe Krützmann ganz klar auch um wirtschaftliche Interessen. „Für den Schuhhandel und die Bekleidungshändler sind verkaufsoffene Sonntage wichtig, weil sie sehr viel Umsatz bringen“, sagt der gebürtige Schwarzenbeker, der in der Vergangenheit selbst viele verkaufsoffene Sonntage organisiert hat.

Bei den Kunden kommen solche Aktionen in jedem Fall gut an. „Ich genieße es, endlich einmal in Ruhe bummeln und nicht nach Feierabend durch die Geschäfte hetzen zu müssen“, sagt Ute Rutzen, die sich bei Steffen Möller in der „Brillenschmiede“ auch gleich die Brille richten ließ. Was sie allerdings bedauert, ist der Rückgang der inhabergeführten Fachgeschäfte. Zuletzt hatte der Rot-Kreuz-Markt an der Lauenburger Straße geschlossen, dort soll eine Geschäftsstelle der Arbeiterwohlfahrt einziehen.

Fachgeschäft „Spielerei“ verlässt nach nur eineinhalb Jahren Schwarzenbek

Bitter für Schwarzenbek ist auch der Verlust der „Spielerei“, einem Fachgeschäft mit hochwertigen Holzspielwaren und Geschenkartikeln an der Seestern-Pauly-Straße. Inhaber Calvin Streich hatte am Sonntag zum letzten Mal in Schwarzenbek geöffnet. „Es ist bitter, aber die Umsätze reichten einfach nicht aus. Wir gehen erhobenen Hauptes“, sagt der Einzelhändler, der erst vor eineinhalb Jahren in Schwarzenbek eröffnet hatte, nachdem Ute Reitenbach ihre „Kleine Zauberkiste“ aus Altersgründen geschlossen hatte. Zum Abschied war sein Laden brechend voll, aber das war leider eine Ausnahme.

Schwarzenbekerin Ute Rutzen freut sich über den Shopping-Bummel am Sonntag. Sie beklagt aber, dass es immer weniger Fachgeschäfte im Zentrum gibt. 
Schwarzenbekerin Ute Rutzen freut sich über den Shopping-Bummel am Sonntag. Sie beklagt aber, dass es immer weniger Fachgeschäfte im Zentrum gibt.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

„Wir werden uns auf unser Geschäft in Mölln konzentrieren. Schade, dass es in Schwarzenbek nicht geklappt hat. Die Bewohner der Stadt haben unser Angebot nicht angenommen“, sagt er. Zahlreiche Kunden versicherten ihm gestern, dass sie ihm auch in Mölln die Treue halten wollen. Der Standort in Schwarzenbek geht für den Einzelhandel jedoch erstmals verloren. In dem Laden eröffnet eine Geschäftsstelle der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“.

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Resignation macht sich aber auch bei Uwe Krützmann breit, dessen Geschäft seit mehr als 140 Jahren in Familienbesitz ist. „Es fehlt an Koordination zwischen Stadt, Politik, Kaufleuten und auch der WVS. Es wäre wichtig, dass endlich wieder ein City-Manager kommt, der die Lücke schließt, die der Weggang von Andreas Thiede gerissen hat“, betont der Schuhhändler. Ebenso wichtig sei die seit vielen Jahren angekündigte, aber nie realisierte Verkehrsberuhigung in der Lauenburger Straße. „Die Straße hat kein Flair. Das ist Gift für den Einzelhandel. Vielleicht kommt die Umgestaltung ja endlich im Zuge des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts“, so der Einzelhändler.