Altes Land. Geborgen unter altem Reetdach: Inke Wunder bietet in Estebrügge weit mehr als nur ein Bett zum Schlafen. Wie das Kleinod entstanden ist.
Bei Inke Wunder hat die Hochsaison bereits begonnen. Obwohl die großen Ferien in allen Bundesländern erst noch bevorstehen, ist das Alte Land schon jetzt Anziehungspunkt vieler Urlauber: Europas größtes Obstanbaugebiet vor den Toren Hamburgs kann mit vielen Trümpfen punkten – mit der Nähe zu Hamburg, aber auch mit etlichen Ausflugsmöglichkeiten auf dem Wasser oder an Land. Hier lässt es sich wahrlich gut entspannen – in urigen Dörfern und Obstplantagen bis zum Horizont.
Das „Wunder-Haus“ im Alten Land: Ein Wohlfühl-Paradies direkt hinterm Deich
Mittendrin, quasi im Herzen der jahrhundertealten Landschaft, haben Inke Wunder und ihr Mann in Estegbrügge direkt hinter dem Deich ein kleines Paradies auf einem ehemaligen Obsthof geschaffen. Und das hat einen einfachen Grund: Inke Wunder liebt es einfach, für andere Menschen ein stimmungsvolles und erholsames Umfeld zu kreieren.
Das macht sie bereits seit fast 20 Jahren. Und wenn Inke Wunder selbst einmal Erholung braucht, fährt sie in ihr Tiny House an der Schlei – das sie aber ebenfalls gern mit Gästen teilt. „Viele Gäste kommen immer wieder“, sagt Inke Wunder. Sie fühlen sich unter dem riesigen Reetdach offenbar sehr wohl und geborgen und drücken dies durch positive Bewertungen im Internet aus.
Urlauber fühlen sich geborgen unter dem alten Reetdach
Die Urlauber kommen von überall, wie Inke Wunder zu berichten weiß: „Aus ganz Deutschland und auch aus Europa. Und es waren sogar schon Gäste aus Dubai hier.“ Die Leute schätzten die persönliche Atmosphäre auf dem Hof, sie fühlten sich geborgen unter dem alten Reetdach, meint die Vermieterin: „Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell sie sich öffnen und aus ihrem Leben erzählen. Das ist teilweise sehr spannend. Ich könnte ein Buch darüber schreiben, was wir mit unseren Mietern schon alles so erlebt haben“, sagt die Gastgeberin.
Inke Wunder und ihr Mann kamen vor gut 20 Jahren aus Schleswig-Holstein ins Alte Land und verliebten sich direkt in den 300 Jahre alten Obsthof, der damals zum Verkauf stand. „Das Inserat stand im Abendblatt“, erinnert sich die dreifache Mutter. Es wartete viel Arbeit auf das Ehepaar – doch davon ließ es sich nicht abschrecken.
Das Ehepaar hat den 300 Jahre alten Obsthof aufwendig restauriert
Das denkmalgeschützte Haus ist allein auf der unteren Ebene 365 Quadratmeter groß und musste komplett renoviert werden. Hinzu kamen die Nebengebäude, in denen sich heute ebenfalls Ferienwohnungen befinden. Das Ehepaar legte viel Wert auf ökologische und historisch passende Materialien, was den Umbau nicht unbedingt kostengünstiger gemacht hat.
Jetzt erstrahlen das langgestreckte Zweiständerfachhallenhaus und die Nebengebäude in neuem Glanz. Das Haupthaus ist mit seinem weißen Fachwerk typisch für die Architektur im Alten Land. Viele dieser aufwendig gebauten Kulturdenkmäler sind bereits verschwunden, andere verfallen. Doch Familie Wunder hat eines gerettet – und ist bis heute glücklich darüber.
Ferienwohnungen mit Familienanschluss – falls die Gäste dies wünschen
Die vier Ferienwohnungen mit insgesamt 17 Betten gehörten von Anfang an zum Plan von Inke Wunder und ihrem Mann, einem Bauingenieur. Jede Wohnung verfügt über einen eigenen Gartenzugang und einen privaten Sitzplatz im idyllischen Naturgarten. Vor dem Haupthaus hat die Gastgeber-Familie ihre Terrasse – was dazu führt, dass es immer wieder zu Gesprächen mit den Urlaubern kommt.
„Jedenfalls, wenn sie es möchten“, sagt Inke Wunder. Die meisten möchten aber offensichtlich: „Sie sagen mir immer wieder, dass sie die familiäre Atmosphäre und die persönliche Ansprache sehr schätzen.“ Auch ihre drei Kinder hätten von den Feriengästen profitiert. „Sie haben keine Berührungsängste und sind sprachlich gut aufgestellt“, sagt Wunder. „Die Feriengäste sind Teil unseres Lebens. Sie bringen eine gute Energie auf den Hof.“
Die Hof-Lage verbindet Ruhe mit vielen Ausflugsmöglichkeiten
Auf dem ehemaligen Obsthof geht es idyllisch zu: Hund Fiete guckt kurz vorbei, die Katzen Ari und Dante streifen durch den Garten. Ein Lastenfahrrad parkt vor der Tür. Kein Autolärm, nur Vogelgezwitscher. Das Wunder-Haus liegt in einer ruhigen Anliegerstraße. Trotzdem sind die Gäste schnell mit der Bahn oder Fähre in Hamburg oder mit dem Rad oder Auto in Buxtehude und Stade.
„Unsere Gäste lieben die Lage zwischen den Hansestädten und sind gern mit dem Fahrrad unterwegs. 95 Prozent bringen ihr eigenes Rad mit“, sagt Inke Wunder. Besonders beliebt sind der Elbe-Radweg und der Elbe-Radwanderbus.
SUP, Kanu und Fahrradfahren – oder in der Sonne am Elbstrand liegen
Ab und zu veranstaltet sie in ihrem schönen Garten Lesungen. „Insgesamt bietet das Land sehr viel Abwechslung für Urlauber. Das hat sich spürbar verbessert. Die Touristiker in Jork leisten gute Arbeit“, sagt Inke Wunder. Ihre Gäste seien im Durchschnitt jünger geworden und blieben länger. „Anfangs machten die meisten nur einen Kurzurlaub bei uns. Jetzt bleiben sie zwei oder sogar drei Wochen.“
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Aktivitäten gibt es genug: Neben den Ausflügen nach Hamburg, Buxtehude, Stade oder Jork können Urlauber auf der Este mit dem Kanu oder dem SUP unterwegs sein, sich an einem der Elbstrände sonnen oder an einer Führung über einen Obsthof teilnehmen.
Bei schlechtem Wetter können viele kleine und größere Museen oder Kunstausstellungen besucht werden – unter anderem im Stader Kunsthaus oder im Schloss Agathenburg. Auch Tier- und Wildparks, der Heidepark Soltau oder die Hansestadt Bremen sind mit dem Auto gut zu erreichen.
Die Urlaubssaison im Alten Land läuft bis Oktober nach der Apfelernte
„Wir haben es nie bereut, hierher gekommen zu sein. Es gibt so viele Möglichkeiten“, sagt Wunder. Trotzdem benötigt sie manchmal selbst einen kleinen Tapetenwechsel.
Dann sind sie und ihr Mann schnell in ihrem Tiny House an der Schlei, das als Ferienhaus „Takatuka“ ebenfalls von Urlaubern gemietet werden kann. „Das kleine Haus wurde Ende der 1960er-Jahre gebaut und besticht mich immer wieder durch seine entschleunigende Schlichtheit. Trotzdem birgt es alles, was man zum Wohlfühlen braucht“, sagt Inke Wunder.
An der Schlei kann sie durchatmen – auch, wenn sie immer für ihre Gäste erreichbar sein muss. Dort sammelt sie neue Kraft für die anstrengende Urlaubssaison im Alten Land. Die läuft bis Oktober nach der Apfelernte. Anschließend herrscht bis Ostern Ruhe im Wunder-Haus.
„Dann wird renoviert und für die nächste Saison geplant“, sagt Inke Wunder. „Aber jetzt freue ich mich erst einmal auf die kommenden Monate.“ Mit neuen Gästen und neuen Erfahrungen auf ihrem wunderbaren Hof mitten im Alten Land.