Der Schiffbauer Abu Dhabi Mar prüft offenbar eine Übernahme beider Standorte. Möglichst viele Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.
Frankfurt/Stralsund. Der arabische Schiffbauer Abu Dhabi Mar ist an den insolventen P+S Werften interessiert. „Wir haben dazu mit P+S und der Politik Kontakt aufgenommen“, sagte Susanne Wiegand, Geschäftsführerin der zu Abu Dhabi Mar gehörenden Nobiskrug-Werft, dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe) laut Vorabbericht. „Für uns macht ein Erwerb beider Standorte Sinn, also von Wolgast und Stralsund“, sagte Wiegand. „Unser Ziel ist dabei, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten“, sagte Wiegand. Auch die Bremer Friedrich Lürssen Werft prüfe einen Erwerb von P+S, sei allerdings nur am Standort Wolgast interessiert, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise. Lürssen war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Die P+S Werften mit ihren knapp 2000 Beschäftigten mussten vergangene Woche Insolvenz anmelden. Es gebe Interessenten für die Werft in Stralsund, hatte P+S-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs gesagt, ohne Namen zu nennen. Zudem spreche die Geschäftsleitung mit potenziellen Investoren über einen Verkauf des Reparaturbetriebs für Militär- und Behördenschiffe in Wolgast.
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Am Sonnabend waren nach der Insolvenz der Werften immer mehre Probleme bekannt geworden. So sind die von den P+S-Werften gebauten Scandlines-Fähren viel zu schwer. Die Messungen an der Ostseefähre „Berlin“ haben ein Übergewicht von knapp 200 Tonnen ergeben. Die Reederei Scandlines befürchtet, dass die Fähren wegen des höheren Tiefganges dann nicht wie geplant auf der Linie Rostock-Gedser eingesetzt werden können.
„Wir haben ein Übergewicht, das den vertraglichen Rahmen überschreitet“, bestätigte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Sonnabend die Angaben. Die P+S-Werften gehen davon aus, dass die „Berlin“ und ihr Schwesterschiff „Copenhagen“ trotzdem die für eine Zulassung erforderlichen strengen sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllen werden. Die Betriebssicherheit sei gewährleistet. Der Betrieb werde – so hieß es aus Werftenkreisen - allerdings auf Kosten der Zuladekapazität und der späteren Betriebskosten gehen. Deutliche Preisnachlässe sind deshalb wahrscheinlich. Möglicherweise bleibt die Werft auch auf den Fähren sitzen, weil diese nicht den vertraglichen Vorgaben entsprechen.
Die Scandlines-Fähren, mit einem Auftragsvolumen von knapp 200 Millionen Euro ein Schlüsselprojekt auf den angeschlagenen Werften, wurden am vergangenen Mittwoch gewogen. Experten berechnen bis Mitte nächster Woche, ob es möglich ist, das Gewicht auf den vorgeschriebenen Wert zu reduzieren und mit welchen technischen Möglichkeiten das Wunschgewicht erreicht werden kann, ohne die strengen sicherheitstechnischen Vorgaben der Klassifizierungsgesellschaften zu unterlaufen. „Es geht um 22 Zentimeter, die das Schiff zu tief im Wasser liegt“, sagte ein Ingenieur. Insider gehen davon aus, dass sich das über den Toleranzen liegende Gewicht nicht wesentlich nach unten korrigieren lässt. 200 Tonnen entsprechen dem Gewicht von 143 VW-Golf VI.
Der Auslieferungstermin der Fähren hatte sich immer wieder verzögert. Ursprünglich sollten die Fähren seit diesem Sommer auf der Linie verkehren. Seit einer Woche ist klar, dass sich dieser Termin nicht halten lässt. Inzwischen gehen die P+S-Werften von Auslieferungsterminen im Januar und Mai 2013 aus.
mit Material von dpa und Reuters