Mehr als 40 000 Arbeitsplätze sind auf den deutschen Werften in den vergangenen gut 20 Jahren verloren gegangen. Aus einer einst mächtigen und stolzen Industriebranche ist ein wirtschaftliches Sorgenkind geworden. Das hat die gestern beantragte Insolvenz für die ostdeutschen P+S-Werften nachdrücklich gezeigt. 2000 Beschäftigte und ihre Familien bangen nun um ihre Zukunft - in einer Region, die ohnehin mit hohen Arbeitslosenzahlen zu kämpfen hat.
Deutschlands Werften müssen sich stetig neu erfinden. Mit einfachen Frachtern können sie kein Geld mehr verdienen. Hier haben sie den Konkurrenzkampf mit den staatlich hoch subventionierten Schiffbaubetrieben in China und Südkorea längst verloren. Spezialschiffbau heißt das Zauberwort für die Zukunft. Doch auch in diesem sehr weit gefassten Bereich lauern nicht nur Chancen, wie die Hamburger Sietas-Werft, die ebenfalls in die Insolvenz gehen musste, zu spüren bekam. Dass sich mit exzellenten Kreuzfahrern und Yachten Geld verdienen lässt, zeigen zugleich die Meyer Werft in Papenburg und Lürssen in Bremen. Der Schiffbau in Deutschland ist nicht tot. Doch sein Überleben hängt immer stärker von innovativen Konzepten, Top-Ingenieursleistungen und vor allem langfristig denkenden Eigentümern ab.
Dass der Bau von Schiffen wegen der aktuellen Finanzkrise hierzulande immer komplizierter wird, ist nicht gerade hilfreich. Deutschlands Banken, die sich zunehmend aus der Schiffsfinanzierung zurückziehen, verschärfen die prekäre Situation der Werften - die negativen Schlagzeilen zu P+S dürften nicht die letzten sein, welche die Branche produziert.