Ein Überbrückungskredit soll laut Insolvenzverwalter kurzfristig die Weiterarbeit bei P+S-Werften sichern. Höhe für Massekredit wird geprüft.

Stralsund/Schwerin. Mit einem Überbrückungskredit soll das kurzfristige Überleben der zahlungsunfähigen P+S-Werften gesichert werden. Langfristig sollen die Werften in Stralsund und Wolgast für den Verkauf vorbereitet werden, kündigte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Freitag an. Einschließlich der nächsten Woche werde sein Team prüfen, in welcher Höhe der Massekredit ausfallen müsse, damit Zulieferer mit Sicherheit weiter arbeiten, sagte Brinkmann in Stralsund. Dafür müssten die Restfertigstellungskosten für die im Bau befindlichen Projekte berechnet werden.

Für den Kredit müsse voraussichtlich das Land bürgen, weil inzwischen fast alles auf der Werft mit Sicherheiten belastet sei. Die Werften sehen sich nach Angaben des Amtsgerichts Stralsund mit Gläubigerforderungen von mehr als einer halben Milliarde Euro konfrontiert . Massekredite werden von einer Bank kurzfristig für ein Unternehmen zur Verfügung gestellt, das sich kurz vor oder bereits in der Insolvenz befindet. Dieser Kredit wird dann aus der Insolvenzmasse vor allen anderen Forderungen bedient.

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Unterdessen droht den Werften der Verlust von Aufträgen. Fast alle Projekte sind Brinkmann zufolge mit „Schwierigkeiten belastet“, weil Vertragsfristen überschritten seien. Um eine Kündigung zu verhindern, solle zügig mit den Auftraggebern verhandelt werden. „Wir brauchen die Aussage der Besteller, dass sie die Schiffe wollen“, sagte er. Seinen Angaben zufolge befinden sich aktuell nur noch eine Million Euro auf dem Werftenkonto. Geld, das Brinkmanns Einschätzung zufolge in einer Woche aufgebraucht sein wird. Über das Reparaturgeschäft der Peene-Werft sollen kurzfristig neue Einnahmequellen erschlossen werden. In den kommenden Wochen müsse die Beschäftigung auf der Werft der Arbeit angepasst werden.

Brinkmann, der bereits die Hamburger Sietas-Werft, die Wadan-Werften und die Rostocker SMG-Werft erfolgreich aus der Insolvenz führte, hatte am Freitag die Belegschaften in Stralsund und Wolgast über die finanzielle Situation informiert und sich mit dem Gläubigerausschuss verständigt. Den Mitarbeitern konnte Brinkmann mitteilen, dass Anfang kommender Woche das Insolvenzgeld an die 1800 Beschäftigten gezahlt werden könne. Trotzdem stellen sich Betriebsrat und IG Metall darauf ein, dass es Einschnitte für die Beschäftigten geben wird. „Unser Ziel ist es, so viele Leute wie möglich an Bord zu halten“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Kräplin.

Langfristig will Brinkmann die Werften wieder für den Markt fit machen. Ziel sei es, die Werften in einem Bieterverfahren zu verkaufen – entweder einzeln oder im Paket. Innerhalb eines Monats sollen die Vorbereitungen für das Verfahren getroffen werden. Aus den Erfahrungen mit den anderen Werften-Insolvenzen habe man eine Liste von potenziellen Interessenten, sagte Brinkmann. Der Bieterwettbewerb habe bereits begonnen.

Die auf den Marine- und auf den Megajachtenbau spezialisierte Lürssen-Werft in Bremen hat Spekulationen um ein mögliches Kaufinteresse zurückgewiesen. Nach Angaben der Geschäftsleitung vom Freitag hat Lürssen keinerlei Kaufinteresse an den P+S-Werften – auch nicht an der Peene-Werft in Wolgast.

mit Material von dpa