Seit 3 Uhr befinden sich Lokführer der Nord-Ostsee-Bahn im Ausstand. Betroffen ist vor allem die Strecke zwischen Hamburg und Sylt.

Hamburg. Begleitet von einem neuen Streik der Lokführer bleiben die Fronten im monatelangen Arbeitskampf bei der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) verhärtet. Wie lange der erneute Streik, der am Mittwoch um 3.00 Uhr früh begann, dauern wird, wollte die Lokführer-Gewerkschaft GDL bis Mittwochabend nicht mitteilen.

Während sich NOB und GDL gegenseitig eine Blockadehaltung vorwerfen, appellierte der Sylter Grünen-Politiker Andreas Tietze an beide, sich kurzfristig auf einen Schlichter zu einigen. „Der Arbeitskampf ist so verhärtet, dass eine externe Moderation erforderlich ist“, erklärte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion. „Auch die GDL ist aufgefordert, einen Vorschlag für einen Schlichter zu unterbreiten.“ Beide Tarifparteien könnten mit einer Schlichtung ihr Gesicht wahren, meinte Tietze.

Der Arbeitskampf führe inzwischen zu enormen Problemen für Pendler und Gäste, die nach Sylt wollen, aber nicht bis nach Niebüll zum Autozug kommen. „Wichtige Bereiche der Daseinsvorsorge können personell nicht mehr besetzt werden, das reicht von Kindergärten, Krankenhäusern, Pflegeheimen bis hin zur Feuerwehr“, sagte Tietze. Die betroffenen Menschen seien „hochgradig genervt“. „Die Bewohner und Beschäftigten der Insel sehnen sich nach einem Streikende.“

Die NOB bietet wegen des Streiks einen ausgedünnten Basisfahrplan an mit Zügen im Zweistunden-Takt. Außerdem werden einige Pendlerzüge zudätzlich fahren, sagte Unternehmenssprecherin Christiane Lage. Sie betonte, dass die NOB einen Schlichter vorgeschlagen und die GDL dies abgelehnt habe. Die NOB sei auch weiterhin zu Verhandlungen bereit, allerdings ohne Vorbedingungen. Lutz Schreiber von der GDL warf der NOB wiederum vor, auf die Antwort der GDL nicht reagiert zu haben. Die GDL sei zu Verhandlungen unter einer Moderation bereit, sofern sie nicht von der NOB, sondern der Konzernmutter Veolia geführt werden, die letztlich entscheide.

Die Positionen sind bislang unüberbrückbar, weil die NOB ausschließlich über einen Haustarifvertrag verhandeln will. Dagegen besteht die GDL darauf, nur über einen inhaltsgleichen Rahmentarifvertrag für alle 26 000 Lokführer bundesweit zu verhandeln. Der Lohn soll sich an der Bezahlung der Deutschen Bahn orientieren, mit der sich die GDL im April geeinigt hatte. Außerdem will die GDL in einem weiteren Tarifvertrag erreichen, dass bei einem Betreiberwechsel auf Regionalstrecken die Lokführer unter denselben Konditionen weiterarbeiten können. Regionalstrecken werden nach Angaben der GDL alle zehn Jahre neu ausgeschrieben, bei einem neuen Betreiber drohten Lohneinbußen. (dpa/abendblatt.de)