Seit Februar streiken die Lokführer immer wieder, auch im Norden. Rund 100 demonstrierten in Kiel vor der Zentrale der Nord-Ostsee-Bahn.
Uelzen/Kiel. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat in der Nacht zum Sonnabend ihren Streik bei der Regionalbahn AKN Eisenbahn AG beendet. Der Vorsitzende des GDL-Bezirks Nord, Lutz Schreiber, forderte die AKN auf, den Regelfahrplan wieder in Kraft zu setzen. Die Lokomotivführer stünden wieder zur Verfügung. Das Unternehmen will aber bis zum Montagabend an einem Notfahrplan festhalten. "Wir wollen unseren Kunden Verlässlichkeit in der Reiseplanung geben“, begründete AKN-Sprecher Jörg Minga diesen Schritt. Reisende sollten sich auf der Internetseite oder bei einem geschalteten Service-Telefon informieren. Die Streiks bei der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) und dem Metronom sollten nach Schreibers Angaben zunächst fortgesetzt werden.
Bahnpendler in Niedersachsen, Bremen und Hamburg müssen sich voraussichtlich auch noch am Wochenende auf Streiks bei der Metronom-Bahn einrichten. Nur etwa jeder dritte Zug könne fahren, teilte die Bahngesellschaft am Freitag in Uelzen mit. Außer zwischen Cuxhaven und Stade sollen am Wochenende auch zwischen Sarstedt und Kreiensen Ersatzbusse eingesetzt werden. Der Fahrplan sowie eine Übersicht über die tatsächlich fahrenden Züge ist im Internet (www.der-metronom.de) einsehbar. Hintergrund des seit Montag dauernden Streiks ist der Streit um die Einführung bundesweit einheitlicher Rahmentarife für Lokführer. Die Metronom-Bahnen fahren von Hamburg nach Cuxhaven, Bremen und Göttingen.
Etwa hundert streikende Lokführer aus ganz Deutschland haben am Freitag in Kiel demonstriert – vor dem Hauptbahnhof in Sichtweite der Zentrale der bestreikten Nord-Ostsee-Bahn (NOB) und der Landesnahverkehrsgesellschaft. „Wir werden den Konflikt führen, solange es notwendig ist“, sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), Norbert Quitter, und versicherte den Lokführern im Norden: „Ihr steht nicht allein!“.
Die seit Donnerstag augsweiteten Streiks bei der NOB, beim Metronom und der AKN gingen am Freitag weiter. Die Fahrgäste der vom Streik betroffenen Strecken – zum Beispiel von Hamburg nach Westerland auf Sylt – mussten am Freitag mit reduzierten Fahrplänen zurechtkommen.
Die Lokführer protestierten gegen die aus ihrer Sicht anhaltende Weigerung von Eisenbahnunternehmen, inhaltsgleiche tarifvertragliche Rahmenregelungen für Lokführer abzuschließen. Außerdem will die GDL erreichen, dass bei einem Betreiberwechsel die Lokführer zu den gleichen Bedingungen übernommen werden.
Nahverkehrsstrecken werden, wie eine GDL-Sprecherin erläuterte, alle zehn Jahre neu ausgeschrieben, so dass ein Betreiberwechsel möglich ist und dann geringere Löhne drohen. In praktisch allen Branchen gebe es Flächentarifverträge, nur bei den Lokführern nicht - „das wollen wir ändern“, sagte Quitter. Laut GDL wollen manche Arbeitgeber sich auch in Zukunft mit Lohndumping Wettbewerbsvorteile auf dem Rücken der Lokführer verschaffen. Die Regionalbahnen seien meist keine deutschen mittelständischen Unternehmen, sondern oft Töchter ausländischen Investoren, denen es nur darum gehe, möglichst hohe Gewinne mitzunehmen.
Seit dem 22. Februar werden Regionalbahnen immer wieder bestreikt, manche nach Angaben der GDL bereits 300 bis 400 Stunden. Betroffen waren am Freitag die NOB, der Metronom – er verbindet Hamburg, Bremen und Niedersachsen – und auch wieder die AKN in Schleswig-Holstein. Wie lange diese Streiks andauern werden, ließ die GDL offen. Außerdem werden, wie Quitter mitteilte, weitere Regionalbahnen in anderen Bundesländern bestreikt.
Die bestreikten Unternehmen im Norden bieten eingeschränkte Fahrpläne an. So lässt die NOB auf der Strecke von Hamburg nach Westerland statt im Einstunden-Rhythmus alle zwei Stunden einen Zug fahren, dazu fahren morgens zusätzlich Pendlerzüge.
Eine NOB-Sprecherin betonte, das Unternehmen wäre sehr interessiert an Verhandlungen mit der GDL, Vorbedingungen seien aber nicht akzeptabel. Bundesweit einheitliche Rahmenbedingungen lehnt die NOB ab und setzt dagegen auf einen Haustarifvertrag, was aber die GDL kategorisch ablehnt. Dem Unternehmen Metronom in Uelzen warf Quitter vor, falsche Darstellungen über das dort bereits bestehende Lohngefüge zu verbreiten. Wie eine GDL-Sprecherin ergänzend erläuterte, seien in einigen Berufsgruppen die bestehenden Löhne bei Metronom in der Tat ähnlich hoch wie im Rahmenvertrag bundesweit angestrebt, aber keinesfalls für langjährig Beschäftigte. Quitter wies die Darstellung, letztlich kämpfe die GDL bei Metronom für Lohnkürzungen, zurück
(dpa/abendblatt.de)