Der rote Käfer läuft und läuft und läuft. Aber er läuft nicht weiter. Statt dessen rollt er sisyphosgleich immer wieder auf dieselbe Stelle zurück, von der aus er startete. So wird es nichts mit dem Auszug aus Mexiko in die Staaten, den seine Insassen im Video von Francis Als geplant hatten. Das Projekt scheitert auf tragisch-komische Weise. Wie viele andere auch, die die Kunsthalle mit der Ausstellung "SNAFU. Medien, Mythen, Mind Control" vorstellt.
Video- und Filmarbeiten von 24 Künstlern, darunter zahlreiche Neuerwerbungen und Leihgaben, behandeln das Mißglücken und Mißverstehen in modernen Kommunikationssystemen. Wer heute sprichwörtlich in der "Scheiße steckt" oder mit "shit happens" die gleiche Situation umschreibt, benutzte dafür ehemals das Kürzel "Snafu". Mit ihm bezeichnete das amerikanische Militär während des Zweiten Weltkriegs den Zusammenbruch hierarchischer Befehlssysteme: "System normal all fucked up".
Für die Ausstellung wird es jetzt zum Leitmotiv unterschiedlichster gescheiterter Vorhaben. Normalsituationen etwa scheitern auf groteske Weise zum Beispiel in der Video-Installation "Freedom is not for free" von Elmar Hess. Die Unmöglichkeit, eine Frau für sich zu gewinnen, steigert Hess hier in aberwitzig-absurden Militärphantasien. Mit frühen Filmarbeiten, unter anderem von Andy Warhol und Bruce Nauman, neuen Videos, zum Beispiel von Jeanne Faust, oder modernen Klassikern, wie Johan Grimonprez' Fiktion "Dial h-i-s-t-o-r-y" über eine Flugzeugentführung, präsentiert die Schau eine umfangreiche Palette mißglückter Vorhaben, mögen sie real, imaginär, im Alltag, in der Unterhaltungsindustrie oder in der privaten Sphäre angesiedelt sein.
- Hamburger Kunsthalle , Galerie der Gegenwart, 2.4.-5.6.2006.