Nach dem “New Trabi“ wollen Investoren nun auch das DDR-Kultmoped “Schwalbe“ auferstehen lassen – jetzt aber umweltschonend.
Suhl. Sie stinkt, sie lärmt – und wird von ihren Fans doch innig geliebt. In der DDR war die „Schwalbe“ das „Arbeitstier“ . Nach der Wende wurde das Moped mit seinem puristischen Design auch im Westen zum Kult – obwohl die Produktion schon 1985 eingestellt worden war. Nun wollen Investoren um den Unternehmer Daniel Schmid aus Baden-Württemberg die „Schwalbe“ auferstehen lassen. Umweltfreundlich, mit flüsterleisem Elektromotor und ohne Abgase. „Als Lifestyleprodukt“, sagt Schmid.
„Das Design steht, wir feilen derzeit an der Technik und wollen spätestens bis Juni 2011 die ersten „Schwalben“ produzieren“, sagt der Geschäftsführer des Autozulieferers Xtronic. Das Unternehmen entwickelt Entertainmentsysteme für Oberklassefahrzeuge. Auf die Idee zum E-Moped brachte der hessische Energieversorger Entega die Schwaben. „Die waren für Werbezwecke auf der Suche nach einem kultigen Elektro-Roller. Dann ist uns aufgefallen:Es gibt überhaupt keine coolen, elektrischenMopeds.“
Produziert werden soll die E-„Schwalbe“ im thüringischenSuhl - die Namensrechte sind an den Produktionsstandort gekoppelt. Xtronic und Entega investierten mehrere Millionen Euro, sagt Schmid, will aber keine Details nennen. Losgehen soll es Anfang 2011 mit fünf Mitarbeitern.
NOCH TAUSENDE TRABIS AUF DEN STRASSEN
In der DDR produzierten 3500 Beschäftigte die „Schwalbe“ und ihre heute weniger bekannten Schwestern „Spatz“,„Star“,„Sperber“ und „Habicht“. Allein die „Schwalbe“ lief in 21 Jahren knapp 1,2 Millionen Mal vom Band. „Wir hatten nie die schönsten Produkte. Wichtig war uns Langlebigkeit und Robustheit“, sagt Joachim Scheibe, der Chefkonstrukteur beim HerstellerSimson war und heute das Fahrzeugmuseum inSuhl leitet. „In unseren Tests mussten die Roller beweisen, dass sie mindestens 60 000 Kilometer ohne Verschleiß fahren können.“
Dafür schätzen Fans die „Schwalbe“ bis heute. Mehr als 30 Fanclubs gibt es. Allein imFanforum „Schwalbennest“ sind 11 000 Nutzer aktiv, sagt Betreiber Hans Hilbrands. Dass die „Schwalbe“ im Westen Kultobjekt ist, liegt aber auch an einer wendebedingten Sonderregelung: Obwohl sie mit 60 Stundenkilometern eigentlich zu schnell ist, darf sie mit dem normalenMopedführerschein gefahren werden.
Die Fans des Klassikers sehen die geplante E-Serie skeptisch. Der große Vorteil sei schließlich, dass man an der „Schwalbe“ einfach alles selber machen könne – und gerade kein Elektroschnickschnack die Sache kompliziere, sagt Hilbrands. Das ficht Schmid nicht an: „Unsere „Schwalbe“ richtet sich eher an Menschen, die einfach mit einem coolen umweltfreundlichen Roller rumfahren wollen und das Design mögen. Wir freuen uns aber natürlich auch über jeden alten Fan.“
Bleibt die Frage, wie neu die Idee ist. „Wir haben beiSimson schon 1990 den erstenElektroroller gebaut“, sagt Scheibe. „Leider war dieReichweite mit 50 Kilometern einfach zu niedrig.“ Er werde erst dann überzeugt sein, wenn er den Roller gefahren habe – der versprochene Trabi mit Elektromotor sei schließlich auch noch nicht da. Der „New Trabi“ war im vergangenen Jahr auf der Internationalen Automobilausstellung IAA vorgestellt worden. Zuletzt gab es Gerüchte, dem Projekt fehle es anInvestoren.