20 Minuten nach Merkels Abreise aus Kundus schlugen Raketen ein. Merkel und Verteidigungsminister Jung waren auf Überraschungsvisite am Hindukusch. Es ist der zweite Besuch der Kanzlerin in dem Land nach 2007. Nur Stunden nach dem Gipfel in Prag reiste Merkel unter höchster Sicherheitsstufe in die Krisenregion weiter. Nicht mal das Außenministerium war informiert.
Kundus. Das Feldlager der Bundeswehr im nordafghanischen Kundus ist kurz nach der Abreise von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Raketen beschossen worden. Die beiden Raketen schlugen nach Angaben des Verteidigungsministeriums gegen 10.20 Uhr deutscher Zeit außerhalb des Lagers ein. Es habe weder Verletzte noch Sachschäden gegeben.
Die Kanzlerin, die sich mit Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zu einem überraschenden Besuch in Afghanistan aufhält, hatte das Lager nach Angaben von Vize-Regierungssprecher Thomas Steg etwa 20 Minuten vor dem Angriff verlassen.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel war zu einem überraschenden Besuch der deutschen Soldaten in Afghanistan eingetroffen. In Begleitung von Verteidigungsminister Jung landete Merkel im Feldlager Kundus im Norden des Landes. Dort sind 700 deutsche Soldaten stationiert. Es ist der zweite Besuch der Kanzlerin in dem Land nach 2007.
Der Raketenangriff hat nach Angaben der radikalislamischen Taliban der Bundeskanzlerin gegolten. Ziel sei "das Flugzeug mit Merkel an Bord" bei der Landung in Kundus gewesen, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid der Deutschen Presse-Agentur.
Nach Angaben der Bundesregierung schlugen die beiden Raketen dagegen erst nach dem Abflug Merkels außerhalb des Lagers ein, ohne Schaden anzurichten. Aussagen der Taliban-Sprecher sind oftmals unzuverlässig und widersprüchlich.
Kurz vor dem Besuch der Kanzlerin hatte es außerhalb des Lagers mehrere Zwischenfälle gegeben. In der Nacht zum Montag wurden Bundeswehrsoldaten, die eine Brückenbaustelle sieben Kilometer vom Lager entfernt sicherten, beschossen. Verletzte gab es nicht.
Zudem war auf eine Bundeswehrpatrouille nahe der Stadt Kundus ebenfalls am Sonntag ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Auch dabei wurde niemand verletzt. Bei dem Anschlag wurde jedoch eines der gepanzerten Fahrzeuge vom Typ "Dingo" stark beschädigt.
Merkel informierte sich vor Ort auch über zivile Projekte. Sie hörte, dass immerhin schon 20 Prozent der Bevölkerung von Kundus an die Wasserversorgung angeschlossen sind. "Woher bekommen die anderen das Wasser?", fragt sie. Antwort: Aus Brunnen, die aber nicht sauber sind. Nächste Frage der Kanzlerin: "Wieviel Prozent der Kinder gehen in die Schule."
Die Reise war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheimgehalten worden. Nicht einmal das Außenministerium wurde anscheinend informiert. Oder war das Absicht, weil Außenminister Frank-Walter Steinmeier Kanzlerkandidat der SPD ist und Kompetenzen in seinem Ressort mit Klauen und Zähnen verteidigt?
"Wir haben gestern Nachmittag mehr oder wenig durch Zufall davon erfahren", sagte Steinmeiers Ministeriumssprecher Jens Plötner zu Merkels Reise.
Der Besuch findet wenige Tage nach dem Nato-Gipfel in Deutschland und Frankreich statt, auf dem das Bündnis seine Strategie für Afghanistan neu ausgerichtet hatte. Die Allianz bekennt sich nach dem Richtungswechsel der neuen US-Regierung von Präsident Barack Obama stärker als bisher zum Wiederaufbau des Landes neben der Bekämpfung der Taliban.
Deutschland wird die Zahl seiner Soldaten in den nächsten Monaten von jetzt 3800 auf 4400 erhöhen, was allerdings wegen der afghanischen Präsidentenwahl schon vorher beschlossen worden war.
Merkel war erst am Sonntagnachmittag vom eintägigen EU-USA-Gipfel aus Prag nach Berlin zurückgekehrt. Rund fünf Stunden später startete sie dann wieder Richtung Afghanistan.