Die Zahl der in Afghanistan getöteten britischen Soldaten ist auf mehr als 200 gestiegen. Premier Gordon Brown hält an dem Einsatz aber fest.
London. Die Zahl der getöteten britischen Soldaten in Afghanistan hat am Wochenende die Marke von 200 überschritten. Am Sonnabend starben innerhalb weniger Stunden zwei Soldaten des Königreichs am Hindukusch. Nachdem zunächst ein Soldat seinen Verletzungen erlag, die er bei einer Explosion mehrere Tage zuvor erlitten hatte, kam am Sonnabend ein weiterer Mann ums Leben. Das zweite Opfer hatte sich zu Fuß auf einer Patrouille in der Helmand-Provinz im Süden des Landes befunden, als ein Sprengsatz detonierte, wie das Verteidigungsministerium am Sonntag mitteilte. Damit sind seit Beginn des Einsatzes gegen die radikal-islamischen Taliban 201 britische Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen.
Bereits im Juli hatten die Verluste am Hindukusch die Zahl der toten britischen Soldaten aus dem sechs Jahre langen Irak-Einsatz überschritten, bei dem 179 Soldaten starben. Trotz der zahlreichen Toten steht die Regierung weiter zum Afghanistan-Einsatz:„In diesen Zeiten des Kummers und der Trauer dürfen wir niemals vergessen, warum wir in Afghanistan sind und warum die Menschen diese Opfer bringen“, sagte Premierminister Gordon Brown.„Drei Viertel der Terror-Verschwörungen gegen Großbritannien haben ihren Ursprung in den Bergen von Pakistan und Afghanistan. Um Großbritannien und den Rest der Welt sicherer zu machen, müssen wir an unserer Entschlossenheit für ein stabiles Afghanistan festhalten“, sagte er vor der am Donnerstag geplanten Präsidentschaftswahl.
Auch NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bekräftigte angesichts die Entschlossenheit des Bündnisses im Kampf gegen die Taliban. „Das ist wirklich ein hoher Preis“, heißt es in einer Erklärung Rasmussens zum Tod der britischen Soldaten. „Die Stabilisierung Afghanistans, um eine Rückkehr des uns alle bedrohenden Terrorismus zu verhindern, bleibt eine Aufgabe von kritischer Bedeutung.“
Der britische Einsatz in Afghanistan hatte im Oktober 2001 begonnen. Im Juli hatte Großbritannien mit 22 Todesopfern die schlimmsten Verluste innerhalb eines Monats hinnehmen müssen. Die rund 9000 britischen Soldaten sind in der Helmand-Provinz im gefährlichen Süden Afghanistans stationiert. Zwar war der Einsatz in Afghanistan nie so umstritten wie der Einmarsch im Irak, nach dem blutigen Juli wünschte sich die Mehrheit der Briten aber einen Abzug aus dem Land. Ende des Monats hatte eine Umfrage gezeigt, dass 52 Prozent für einen sofortigen Abzug der Soldaten sind. 58 Prozent glaubten zudem, dass die Taliban mit militärischen Mitteln nicht zu besiegen sind.