Ein Model, ein Blaublüter und dazwischen Gabriele Pauli, Ex-Landrätin: Wer ins EU-Parlament will, braucht mehr als politische Erfahrung.
Hamburg/Brüssel. Erfahrungen als Model sind willkommen, es darf gerne auch eine ehemalige Latex-Dame sein. Gerichtliche Verurteilungen schaden keineswegs. Und auch ein Blaublüter, ein früherer Rennfahrer und ein schriftstellernder „hormonaler Kommunist“ sind auf der Kandidatenliste für die Wahl zum EU-Parlament. Abendblatt.de nennt die skurrilsten Bewerber für ein Mandat.
Elena Basescu bewirbt sich in Rumänien. Sie ist die Tochter des Staatschefs Traian Basescu. Sie ist 29 Jahre jung, hat nach Ansicht guter Beobachter eine kurvenreiche Zukunft, arbeitete als Model und ist im Jet-Set zuhause. Sie tritt als unabhängige Kandidatin unter dem Zeichen „EBA“ an – das steht für Elena Basescu. Spötter sagen: Die drei Buchstaben sind ihr Programm. Der Enkel des letzten italienischen Königs, Prinz Emanuele Filiberto von Savoyen, bewirbt sich ebenfalls. Der 36-Jährige ist verheiratet mit der französischen Schauspielerin Clotilde Courau und nebenbei im Nordwesten Italiens Spitzenkandidat der zentristischen christdemokratischen Partei UDC. Ministerpräsident Silvio Berlusconi wollte ursprünglich für seine Partei auch attraktive Showgirls und Starlets ins Rennen kandidieren lassen. Nach öffentlicher Kritik seiner Noch-Ehefrau begnügt er sich nun mit dem blonden TV-Sternchen Barbara Marati, einer ehemaligen Anwärterin auf den Titel der Miss Italia.
Gabriele Pauli (51), ihres Zeichens frühere Landrätin und Stoiber-Widersacherin, bemüht sich in Deutschland um einen Sitz im Europaparlament. Sie sorgte für Aufregung mit Fotos, auf denen sie Latex-Handschuhe trug, und mit der Forderung nach einer „befristeten Ehe“. Pauli ist Spitzenkandidatin der Freien Wähler.
Die militante Tierschützerin und Vegetarierin Natasja Oerlemans tritt in den Niederlanden an. Sie wolle die „Laus im Pelz des Europaparlaments“ sein und sich dort für die Rechte der Tiere einsetzen, kündigte sie an.
In Schweden hat der Mathematiker Christian Engström (49) gute Chancen, einen der 18 Sitze des Landes im Europaparlament zu bekommen. Er ist Spitzenkandidat der Piratenpartei, die sich für die Rechte von Internet-Nutzern einsetzt. Sie ist in den Umfragen sprunghaft gestiegen, seit die vier Verantwortlichen der Internet-Tauschbörse The Pirate Bay Mitte April zu 2,7 Millionen Euro Schadenersatz und einjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.
Der ehemalige Rennfahrer Ari Vatanen bewirbt sich in Finnland um ein zweites Mandat für die konservative Koalitionspartei.
Der Literaturnobelpreisträger von 1998, José Saramago (86), steht in Portugal abermals auf einer links angesiedelten Liste. Er nennt sich selbst einen „hormonalen Kommunisten“. Große Aussichten hat er jedoch nicht.