Das staatliche Fernsehen nennt als Absturzursache einen Defekt. Für die Rebellen würde der Abschuss des Armee-Jets einen Triumph bedeuten.
Beirut. Syrische Rebellen sollen am Montag einen Kampfjet der Regierungstruppen abgeschossen. Das staatliche Fernsehen berichtete jedoch, das Flugzeug sei wegen technischer Probleme abgestürzt. Für die leicht bewaffneten Aufständischen wäre der Abschuss eines Jets der syrischen Armee ein seltener Triumph. Die Rebellen luden auf dem Internetkanal YouTube Videos hoch, die den Vorfall in der Provinz Deir al-Sor im Osten des Landes zeigen sollen. Zum Wummern schwerer Geschütze ist darauf ein Kampfjet zu sehen, der plötzlich in Flammen aufgeht, ins Trudeln gerät und eine Rauchfahne hinter sich herzieht. „Gott ist groß! Ein MiG-Kampfjet ist in der Stadt Mohassen getroffen worden“, hört man einen Rebellen rufen. Die Echtheit des Films ließ sich nicht überprüfen. Trotz der Übermacht der syrischen Luftwaffe lehnt die Bundesregierung die Einrichtung einer Flugverbotszone in Syrien ab.
Das staatliche syrische Fernsehen berichtete, das Flugzeug sei wegen technischer Probleme während eines normalen Übungsflugs abgestürzt. Ein Bergungsteam sei unterwegs. Einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge konnte sich der Pilot mit dem Schleudersitz aus dem Jet katapultieren. In den vergangenen Monaten hatten Truppen von Staatschef Baschar al-Assad immer stärker die Luftwaffe eingesetzt, um den seit anderthalb Jahren anhaltenden Aufstand niederzuschlagen. Mehr als 18.000 Menschen sind in dem Konflikt umgekommen.
In Oppositionskreisen in der Region hieß es, die Rebellen hätten den Jet mit Flugabwehrgeschützen abgeschossen. „Es war eine MiG-21, die von einem 14,5-Millimeter-Flugabwehr-Geschütz getroffen wurde, dem größten im Arsenal der Rebellen“, sagte ein Oppositioneller. „Das Flugzeug ist zu tief geflogen und war in Reichweite.“ Die Opposition habe keine Informationen darüber, ob der Pilot überlebt habe.
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Die Rebellen verfügen hauptsächlich über leichtere Waffen wie Sturmgewehre, Sprengstoff und Panzerfäuste. Es fällt ihnen schwer, den Regierungstruppen damit die Stirn zu bieten. Kampfjets hatten zuletzt die Stadt Aleppo und auch Dörfer bombardiert, die von den Aufständischen kontrolliert werden.
Deutschland lehnte die von den USA und der Türkei ins Gespräch gebrachte Flugverbotszone über Syrien unterdessen ab. „Wir glauben, dass die Diskussion über ein militärisches Eingreifen die Dinge eher erschweren könnte, da das die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes heraufbeschwören könnte“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin. Eine Flugverbotszone über Libyen hatte die Aufständischen 2011 gegen Machthaber Muammar Gaddafi unterstützt, da die Nato sie mit Kampfflugzeugen durchsetzte und auch Bodenziele angriff.
US-Außenministerin Hillary Clinton hatte bei einem Besuch in der Türkei am Wochenende auf die Frage nach der Einrichtung einer solchen Zone über Syrien gesagt, dies sei eine der Optionen und Grund für eine vertiefte Zusammenarbeit mit der Türkei.
China kündigte für Dienstag ein Treffen mit einem Abgesandten des syrischen Präsidenten Assad an. Buthaina Schaaban werde Gespräche mit dem chinesischen Außenminister Yang Jiechi führen, hieß es auf der Webseite des Ministeriums. Zudem werde erwogen, auch Mitglieder der syrischen Opposition einzuladen. Die Regierung in Peking habe auf der Suche nach einer politischen Lösung des Konflikts immer mit beiden Seiten zusammengearbeitet. China hat zusammen mit Russland im UN-Sicherheitsrat Resolutionen gegen die Regierung in Damaskus blockiert.
Die für humanitäre Einsätze zuständige UN-Beauftragte Valery Amos will in dieser Woche in Syrien über eine Ausweitung der Hilfsaktionen für die Bevölkerung beraten. Amos, die am Dienstag in das Land reisen soll, plant zudem einen Besuch bei syrischen Flüchtlingen im Libanon. Nach UN-Schätzungen sind zwei Millionen Menschen von der Krise betroffen und mehr als eine Million im Land auf der Flucht. Nahezu 150.000 Syrer sind im Irak, in Jordanien, dem Libanon und der Türkei als Flüchtlinge registriert.
Der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel besuchte derweil in Jordanien ein Lager für syrische Flüchtlinge. Niebel sagte dem Land nach Angaben des Ministeriums weitere zehn Millionen Euro zu. (Reuters)