In der Wüstenstadt Bani Walid sollen sich rund 100 Gaddafi-loyale Kämpfer verschanzt haben. Die Rebellen bereiten sich auf den Angriff vor.
Tripolis. Die Aufständischen in Libyen haben eine der letzten Hochburgen von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi nahezu eingekreist. Die Kämpfer seien bereit, „innerhalb von 24 Stunden“ in die Wüstenstadt Bani Walid einzurücken, berichtete eine Reporterin des Fernsehsender Al-Dschasira am Sonntag unter Berufung Rebellen im Frontgebiet. Verhandlungen mit Stammes-Vertretern in Bali Walid seien in eine Sackgasse geraten, fügte sie hinzu. „Die Zeit (für Gespräche) ist abgelaufen“, sagte einer der Verhandlungsführer der Rebellen Al-Dschasira.
In Bani Walid waren zuletzt Gaddafi und drei seiner Söhne vermutet worden. Es gilt jedoch unwahrscheinlich, dass die ehemaligen Herrscher den Fall der Wüstenstadt abwarten und sich nicht weiter nach Süden absetzen.
Die Rebellen haben den Ort 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis von drei Seiten eingekreist. Nach Darstellung der Al-Dschasira-Reporterin hielten sich dort noch rund 100 Gaddafi-loyale Kämpfer auf. Das Vorrücken der Aufständischen könnte auf wenig Widerstand stoßen.
Nato-Kampfflugzeuge griffen am Sonntag erneut Ziele in den verbleibenden Gaddafi-Hochburgen an. In Bali Walid trafen die Bomben des nordatlantischen Bündnisses unter anderen ein Munitionsdepot.
In Sirte, 460 Kilometer östlich von Tripolis, wurden eine Militärunterkunft, ein Munitionsdepot und ein Lager der Militärpolizei – in der Nähe von Buairat al-Hasun, 120 Kilometer westlich von Sirte, zwei Militärunterkünfte, elf Militärfahrzeuge und ein Raketenwerfer getroffen, wie die Nato in Brüssel mitteilte.
In den vom Gaddafi-Regime hinterlassenen Geheimdienst-Zentralen tauchten Dokumente auf, die die enge Zusammenarbeit westlicher Nachrichtendienste mit den entsprechenden libyschen Behörden belegen sollen. Die Gaddafi-Geheimdienste waren für Missachtung der Menschenrechte und Folterpraktiken bekannt. Die Echtheit der Dokumente konnte zunächst nicht überprüft werden, sie wird jedoch als wahrscheinlich angenommen.
So habe die CIA unter anderem achtmal Terrorverdächtige gegen ihren Willen zur Befragung nach Libyen geschickt, meldete die „New York Times“ am Sonnabend. Auch der britische Geheimdienst MI-6 habe kooperiert und sogar für das libysche Regime Telefonnummern überprüft.
Die Angaben stützten sich auf Dokumente, die Rechercheure der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in der Zentrale des Auslandsgeheimdienstes in Tripolis gefunden hatten. Sie stammten aus der Zeit 2002 bis 2006, als der spätere Außenminister Mussa Kussa diesen Dienst geleitet hatte. Kussa hatte sich nach Ausbruch der Revolte gegen Gaddafi im Februar nach Großbritannien abgesetzt.
Den gefundenen Dokumenten zufolge hätten viele westliche Agenten ein „kumpelhaftes Verhältnis“ zu ihren libyschen Kollegen entwickelt, sagte der Nahost-Direktor von HRW, Peter Bouckaert, am Samstag der BBC. Er zitierte aus dem Fax eines westlichen Geheimdienstes an Kussa, in dem stand: „Lieber Mussa, danke für die Orangen, die Sie uns zuletzt sandten, sie waren ausgezeichnet.“
Weder die CIA noch das britische Außenministerium wollten sich direkt dazu äußern. Eine CIA-Sprecherin meinte lediglich, es könne „nicht überraschen“, dass ihre Agentur mit ausländischen Regierungen zusammenarbeitet, um „unser Land vor Terrorismus und anderen tödlichen Bedrohungen zu schützen“.
Deutschland habe von Libyen Informationen im Zusammenhang mit der Terrorismus-Bekämpfung erhalten, nicht aber in der Art der anderen Geheimdienste kooperiert, erklärte der ehemalige deutsche Geheimdienst-Koordinator Bernd Schmidbauer in der „Bild am Sonntag“. „Diese Linie haben wir nie überschritten“, betonte der von 1991 bis 1998 amtierende Staatsminister der Regierung Kohl.
HRW-Direktor Bouckaert sagte in Tripolis, dass auch Dokumente von deutschen Geheimdiensten gefunden wurden. Über ihren Inhalt vermochte er jedoch keine Angaben zu machen, weil sie die HRW-Rechercheure nicht fotografiert hatten. Einem dpa-Team, das sich am Sonntag in der Zentrale des Auslandsgeheimdienstes umsehen wollte, verwehrten Milizionäre der neuen Führung den Zutritt
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