Aufständische und Regierungstruppen haben sich wieder heftige Kämpfe geliefert. Die Aufständischen haben ihre Führug mittlerweile nach Tripolis verlegt.
Tripolis. Die Aufständischen in Libyen haben ihre Führung von Bengasi in die Hauptstadt Tripolis verlegt. Das teilte ein Minister des Übergangsrats der Rebellen am Donnerstag mit. Nahe der von den libyschen Rebellen eroberten Residenz von Muammar al-Gaddafi in Tripolis haben sich Aufständische und Regierungstruppen aucham Donnerstag wieder heftige Kämpfe geliefert. Etwa 1.000 Rebellen umstellten mindestens zehn Gebäude, in denen sich Anhänger des langjährigen Machthabers aufhielten.
Reporter der Nachrichtenagentur AP berichteten aus dem Stadtviertel Abu Salim, dass es schwere Explosionen gegeben habe. Mindestens drei Gebäude stünden in Flammen. Die Anhänger Gaddafis seien schwer bewaffnet und hätten möglicherweise sogar einen Panzer zur Verfügung, sagte Mohammed Karami, einer der Rebellen. Aussagen eines Kommandeurs der Aufständischen, Mahmud Bakusch, zufolge, halte sich möglicherweise einer von Gaddafis Söhnen in den Gebäuden auf. Dies wurde allerdings bisher noch nicht bestätigt.
Nach stundenlangen Gefechten war ein Krankenhaus abgebrannt und eine Feuerwache komplett zerstört. Vor dem Gebäude lagen die Leichen von drei Gaddafi-Soldaten. Die Rebellen brachten zahlreiche Gefangene weg.
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Zudem mehren sich die Hinweise auf Gräueltaten auf beiden Seiten. Laut BBC-Berichten seien die Leichen von 17 Rebellen in ein Krankenhaus im Bezirk Mitiga eingeliefert worden. Ein Arzt habe angegeben, die Männer seien in einer Schule, die von den Gaddafi-Truppen als vorübergehendes Gefängnis genutzt worden sei, gefoltert und dann getötet worden. Man untersuche die Leichen nach Beweisen, die vor einem möglichen Kriegsverbrechertribunal eine Rolle spielen könnten.
Ein weiterer Korrespondent der BBC entdeckte im Zentrum der Hauptstadt zwei Leichen von Gaddafi-Kämpfern, deren Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren. Ein Sprecher des Roten Kreuzes sagte dem Sender, man gehe davon aus, dass beide Seiten Hunderte von Gefangenen in ihrer Gewalt hätten.
In einer neuen Audiobotschaft rief Gaddafi die Libyer zur Vernichtung der Rebellen auf. Sie sollten Tripolis nicht den „Ratten“ überlassen, erklärte der einstige Machthaber in einer vom arabischen Fernsehsender Al-Rai ausgestrahlten Erklärung. „Es ist an der Zeit für den Märtyrertod oder den Sieg“, hieß es weiter. In den Moscheen sollten Jugendliche aufgefordert werden, sich für den Heiligen Krieg zu erheben.
Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim sagte der Nachrichtenagentur AP am Telefon, der langjährige Staatschef halte sich weiterhin im Land auf, es gehe ihm und seinen Angehörigen gut. Gaddafi werde von Vertrauten aus Politik und Militär begleitet und könne seinen Widerstand für „Wochen, Monate und Jahre“ fortsetzen.
Derweil haben die Vereinten Nationen die Freigabe von 1,5 Milliarden Dollar (1,04 Milliarden Euro) aus dem eingefrorenen Auslandsvermögen des Regimes von Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi beschlossen. Mit dem Geld soll eine humanitäre Krise in Libyen verhindert werden. Die Entscheidung fiel auf Druck der USA. Das Geld solle auch die finanzielle Position der Rebellenführung stärken und Libyens Wiederaufbau nach monatelangen schweren Kämpfen unterstützen, hieß es nach der Entscheidung in New York.(dapd/dpa)