Hamburg. Von der HHLA bis zur Elbphilharmonie: Senatsbericht über öffentliche Unternehmen zeigt, wer die Spitzenverdiener in den Chefetagen sind.
Seit mehr als zehn Jahren veröffentlicht der Hamburger Senat jährlich einen „Vergütungsbericht“, der Auskunft über die Gehälter an der Spitze der öffentlichen Unternehmen gibt. Was zunächst etwas zögerlich begann, da sich viele Geschäftsführer und Vorstände anfangs gegen diese neue Form der Transparenz gesperrt hatten, ist mittlerweile eine Selbstverständlichkeit: Wer den Chefsessel eines städtischen Unternehmens übernimmt, muss der Veröffentlichung seines oder ihres Gehalts zustimmen.
Mittlerweile ist der „Vergütungsbericht“ zwar Teil des „Beteiligungsberichts“, den Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Dienstag für das Jahr 2023 vorgestellt hat. Und das hat zur Folge, dass die Gehälter nicht mehr komprimiert präsentiert werden, sondern sich in Berichten zu 105 Unternehmen und sechs Konzernen auf 750 Seiten verstecken.
Neuer UKE-Chef aus Hamburg macht großen Gehaltssprung – das steckt dahinter
Doch bei genauer Lektüre lässt sich dennoch eine gewisse Kontinuität feststellen: Die allermeisten Gehälter und Boni der Geschäftsführungen und Vorstände ändern sich von Jahr zu Jahr nur unwesentlich. Extreme Ausschläge sind die Ausnahme: So eine gab es etwa 2020, als die gesamte Geschäftsleitung des Flughafens infolge der Corona-Pandemie und des Einbruchs der Luftfahrt auf ihre variable Vergütung verzichtet hatte. Der damalige Airport-Chef Michael Eggenschwiler hatte daher „nur“ gut 300.000 Euro verdient. Im Jahr darauf waren es dann wieder gut 500.000 Euro.
Solche Schwankungen sind aber die absolute Ausnahme. Daher ist auch die „Reihenfolge“ der Spitzenverdiener seit Jahren wie zementiert: Auf Platz eins steht wie immer die Vorstandsvorsitzende des Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath. Sie kam im vergangenen Jahr auf eine Gesamtvergütung von 992.245 Euro und lag damit knapp unter der magischen Grenze von einer Million Euro, die sie im Vorjahr noch um einige Hundert Euro übersprungen hatte.
Topverdiener in öffentlichen Firmen: HHLA-Vorstände auf den Plätzen eins bis vier
Der minimale Rückgang ist auf die variable Vergütung zurückzuführen, die mit 483.519 Euro unter dem Maximum von 495.000 Euro lag. Die Gründe dafür nennt der Senat nicht, aber naheliegend wäre, dass es mit der nur mäßigen Performance des Unternehmens im vergangenen Jahr zusammenhing. Das Festgehalt der Vorstandschefin lag unverändert bei 495.000 Euro, hinzu kamen „geldwerte Vorteile“ (das kann etwa ein Dienstwagen sein) in Höhe von 13.726 Euro.
Auch die Plätze zwei bis vier gingen wie gehabt an HHLA-Vorstände: Jens Hansen kam auf eine Gesamtvergütung von 785.662 Euro und Torben Seebold auf 742.651 Euro. Für ihre Kurzzeit-Kollegin Tanja Dreilich wird zwar im Beteiligungsbericht des Senats „nur“ eine Vergütung von 361.597 Euro ausgewiesen. Doch im Kleingedruckten wird vermerkt, dass sie zudem eine Abfindung von 500.000 Euro kassiert hat, nachdem sie das Unternehmen nach nur einem halben Jahr im Vorstand zur Mitte des Jahres verlassen hatte. Damit war Dreilich im Jahr 2023 de facto die am zweitbesten bezahlte Managerin in Diensten der Stadt.
Neuer UKE-Chef Christian Gerloff verdient 100.000 Euro mehr als sein Vorgänger
Der ungewöhnlichste Sprung fand allerdings direkt hinter dem HHLA-Vorstand statt: Der neue Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor der Universitätsklinik UKE, Professor Christian Gerloff, kam auf eine Gesamtvergütung von 673.259 Euro und lag damit gut 100.000 Euro über seinem Vorgänger Professor Burkhard Göke, den er Anfang 2023 abgelöst hatte. Dieser hatte in seinem letzten Dienstjahr 2022 exakt 571.559 Euro erhalten.
Aus dem Bericht des Senats geht hervor, dass Gerloff mit 533.000 Euro ein erheblich höheres Grundgehalt bezog als Göke (455.000) und mit 134.265 Euro auch eine höhere variable Vergütung erhielt als sein Vorgänger (110.000), wobei diese in beiden Fällen bei 100 Prozent lag. Lediglich die geldwerten Vorteile schlugen bei Gerloff etwas geriger zu Buche (5994 Euro) als bei Göke (6559).
Früherer UKE-Chef Göke verzichtete zehn Jahre lang auf eine Gehaltserhöhung
Zu den Gründen für die ungewöhnliche finanzielle Aufwertung der Position sagte eine Sprecherin der UKE-Aufsichtsratsvorsitzenden und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) auf Abendblatt-Anfrage: „Das Vergütungsniveau des Ärztlichen Direktors des UKE war seit 2012, also über zehn Jahre, unverändert.“ Schon damals habe die Vergütung insgesamt bei 565.000 Euro gelegen und sei „entgegen der marktüblichen Praxis durch den damaligen Stelleninhaber über den gesamten Zeitraum seiner Tätigkeit nicht nachverhandelt“ worden.
Mit anderen Worten: Der Sprung um 100.000 Euro wirkt vor allem daher so kräftig, weil Gerloffs Vorgänger viele Jahre lang keine Erhöhung eingefordert hatte. Die aktuelle Vergütung des Ärztlichen Direktors sei „das Ergebnis eines hochkompetitiven Wettbewerbs zur Besetzung der Stelle“, so die Sprecherin. Das Ergebnis liege im Vergleich mit anderen Universitätskliniken, wo bis zu 800.000 Euro bezahlt würden, nicht mal im Spitzenfeld. „Zudem trägt das Verhandlungsergebnis dem damaligen Gesamteinkommen von Prof. Gerloff als Klinik- und Zentrumsleiter Rechnung.“ Das lässt sich so übersetzen: Er hat auch vorher gut verdient.
Klinikkonzern Asklepios verweigert Offenlegung der Chefgehälter
So viel Transparenz möchte der größte Konkurrent des UKE, die Asklepios Kliniken Hamburg GmbH, nicht schaffen. Das Unternehmen, das einst die Kliniken des städtischen LBK übernommen hatte, wird zwar in dem Beteiligungsbericht aufgeführt, habe der Offenlegung der Vergütung aber nicht zugestimmt, so der Senat, der als Grund angibt: „Es handelt sich um eine Minderheitsbeteiligung.“ Die Stadt hält nur 25,1 Prozent an dem Klinikkonzern.
Hinter dem UKE rangiert wie üblich (abgesehen von 2020) der Flughafen: Dessen Chef war bis Ende 2023 Michael Eggenschwiler, und er kam in seinem letzten Dienstjahr auf eine Gesamtvergütung von 500.139 Euro, etwas weniger als im Vorjahr (526.396 Euro). Sein Vorstandskollege und späterer Nachfolger Christian Kunsch wurde insgesamt mit 391.836 Euro vergütet, was vor allem am deutlich niedrigeren Grundgehalt von 180.000 Euro (Eggenschwiler: 290.000) lag. Nach seinem Aufstieg zum Vorsitzenden der Geschäftsführung 2024 dürfte er aufgrund seiner gestiegenen Verantwortung gehaltsmäßig einen Sprung machen.
Hochbahn, HPA und Saga: Was die Chefetage hier verdient
Auch bei der Hochbahn endete 2023 eine Ära: Henrik Falk verabschiedete sich Ende des Jahres zu den Verkehrsbetrieben nach Berlin. Vorher verdiente er noch einmal sehr ordentlich: Mit 410.421 Euro lag er minimal über dem Vorjahr. Sein Nachfolger Robert Henrich taucht in dem Bericht noch nicht auf, da er erst zum 1. Januar von Moia zur Hochbahn gewechselt war.
Während sich bei Jens Meier, dem Chef der Hafenbehörde HPA, wenig änderte (Gesamtvergütung: 380.397 Euro), machte auch Saga-Chef Thomas Krebs einen kräftigen Sprung: Mit 391.502 Euro verdiente der Vorstandschef des städtischen Wohnungskonzerns gut 40.000 Euro mehr als im Vorjahr (348.291) – allerdings hat die Saga auch 180 Millionen Euro Gewinn verbucht.
Elbphilharmonie-Chef Christoph Lieben-Seutter bleibt bestbezahlter Musikmanager
Relativ stabil blieben die Vergütungen der weiteren Spitzenkräfte: Messe-Chef Bernd Aufderheide, der ebenfalls 2023 in den Ruhestand ging, kam in seinem letzten Dienstjahr auf Bezüge von 325.143 Euro, was leicht unter dem Vorjahr (328.448) lag. Christian Heine, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, verbesserte sich mit 328.239 Euro um gut 5000 Euro, HafenCity-Geschäftsführer Andreas Kleinau sogar um rund 8000 auf 328.037 Euro.
In diese Regionen ist mittlerweile auch Christoph Lieben-Seutter vorgestoßen: Als Chef der HamburgMusik gGmbH und damit Herr über die Elbphilharmonie und die Laeiszhalle erhielt er eine Gesamtvergütung von 328.917 Euro und damit gut 23.000 Euro mehr als noch 2022. Damit baute der österreichische Intendant seine Stellung als bestbezahlter Musikmanager der Stadt aus. Zum Vergleich: Staatsoper-Geschäftsführer Georges Delnon kam auf 270.000 Euro, während der frühere Ballett-Chef John Neumeier, Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier und Thalia-Chef Joachim Lux sich jeweils mit gut 225.000 Euro begnügen mussten.
Hamburgs öffentliche Unternehmen machen 1,3 Milliarden Euro Gewinn
In all diesen Daten spielt eine mögliche zusätzliche Altersversorgung keine Rolle, da das in jedem Unternehmen und teilweise von Vorstand zu Vorstand unterschiedlich gehandhabt wird. Nur ein Beispiel: Die HHLA bildete allein für ihre Vorstandsvorsitzende Pensionsrückstellungen von 423.000 Euro. Die Hochbahn stellte für ihren ausgeschiedenen Chef Henrik Falk sogar gut eine Million Euro bilanziell zurück.
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Der Bericht betrachtet die 111 wichtigsten von insgesamt rund 360 Unternehmen, an denen die Stadt beteiligt ist. Diese 111 Firmen verbuchten im vergangenen Jahr unterm Strich einen Gewinn von rund 1,3 Milliarden Euro. „Unsere öffentlichen Unternehmen sind in Hamburg eine tragende Säule der Stadt, sie leisten mit ihrem unternehmerischen Handeln einen ganz zentralen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg“, sagte Finanzsenator Dressel.
Erklärung zu Gehaltssprung von UKE-Chef überrascht
Allerdings räumte er ein, dass dieses Plus ohne die 1,5-Millionen-Euro-Dividende der Reederei Hapag-Lloyd, an der die Stadt 13,9 Prozent hält, nicht möglich gewesen wäre. „Niemand im Konzern Hamburg darf sich auf der Hapag-Lloyd-Dividende ausruhen“, so Dressel. Auch die defizitären Verkehrsunternehmen wie die Hochbahn oder die VHH „wissen, dass sie etwas erreichen müssen“.
Darauf verwies auch Thilo Kleibauer, Experte für öffentliche Unternehmen der CDU-Fraktion: „Die hohen Gewinne der Beteiligung an Hapag-Lloyd dürfen nicht davon ablenken, dass die Stadt bei zahlreichen Unternehmen inzwischen Rekordverluste ausgleichen muss.“ Dies betreffe die Verkehrsunternehmen, aber auch Immobiliengesellschaften wie Sprinkenhof oder eben das UKE: „Hier muss sich der Senat endlich um die Probleme im Beteiligungsbereich kümmern, anstatt nur 700-seitige Datensammlungen vorzulegen.“
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