Hamburg. Warenhauskette geht wohl an Richard Baker und den Präsidenten eines Drittligisten. Wie Betriebsrat und Kunden in Hamburg reagieren.
- Galeria Karstadt Kaufhof hat einen neuen Investor. Doch was heißt das für die Filialen in Hamburg?
- Die Zukunft der 400 Beschäftigen des einstigen Warenhausriesen ist jedenfalls noch ungewiss.
Auf den ersten Blick ist nicht zu merken, dass sich an diesem Tag womöglich die Zukunft von Hamburgs größter Karstadt-Filiale entschieden hat. Menschen strömen durch die gläsernen Eingangstüren des Galeria-Warenhauses an der Mönckebergstraße, viele tragen Tüten mit Einkäufen. Unter dem Motto „6-Tage-Rennen“ werben knallig gelbe Plakate für hohe Rabatte. Aber die Shoppingstimmung ist nicht ungetrübt.
„Es ist zu befürchten, dass es weitere Schließungen geben wird“, sagt eine Kundin aus Wandsbek, die regelmäßig für Besorgungen in die Innenstadt kommt. Eine Uhlenhorsterin sagt: „Ich bin es gewohnt, dass es Kaufhäuser gibt. Ich fände es traurig, wenn das nicht mehr so wäre.“ Andere wollen sich lieber nicht äußern. Die schlechten Nachrichten um den insolventen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof reißen nicht ab. Aktuell steckt das Unternehmen zum dritten Mal binnen drei Jahren in einem Insolvenzverfahren.
Galeria Karstadt Kaufhof: Was wird aus Warenhaus an der Mö?
Am Dienstagmorgen war durchgesickert, dass eine Vorentscheidung im Bieterverfahren um Deutschlands letzte große Kaufhauskette gefallen ist. Laut Handelsblatt soll der US-Investor NRDC Equity Partners den Zuschlag erhalten. Allerdings nicht allein, sondern in einem Konsortium mit dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz, der schon Chef der Luxuskonzerne Dior und Coty war und sich als Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim einen Namen gemacht hat. Mit den Verhandlungen vertraute Kreise bestätigten der Funke Mediengruppe den bevorstehenden Deal.
Ein Sprecher des Insolvenzverwalters Stefan Denkhaus wollte sich dazu auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern. Die Verträge sollten laut Handelsblatt noch am Dienstag unterschrieben werden. Am Mittwoch wollen sich der Hamburger Insolvenzverwalter und das Unternehmen vor der Presse dazu äußern. Dass es dann schon konkrete Informationen gibt, was der Deal für die bundesweit 92 Kaufhäuser und die 12.8000 Beschäftigten bedeutet, ist nicht zu erwarten. Nach Informationen der Funke Mediengruppe will der neue Investor aber mehr als 70 Filialen erhalten.
Noch 400 Galeria-Beschäftigte in vier Filialen in Hamburg
Für die 400 Galeria-Beschäftigten in Hamburg heißt das: Das Bangen geht weiter. Nachdem im vergangenen Jahr Galeria Karstadt in Harburg und Wandsbek geschlossen wurden, sind noch die Warenhäuser an der Mönckebergstraße, in der Osterstraße in Eimsbüttel und im Alstertal Einkaufszentrum in Poppenbüttel übrig. Auch die Belegschaft soll erst am Mittwoch offiziell informiert werden. „Wir sind erst mal froh, wenn es einen Investor gibt“, sagt Nils Reinhardt, Betriebsratsvorsitzender bei Galeria Karstadt in der Mönckebergstraße, auf Abendblatt-Anfrage. Weitere Details – wie eine Schließungsliste – erwartet er erst Ende des Monats. „Das Ziel ist, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.“
Mehr Wirtschaftsthemen
- Otto.de erweitert Sortiment deutlich, macht aber erneut Verlust
- Einzelhandel Hamburg: Beliebte Handelskette eröffnet ersten Laden in der Schanze
- Einzelhandel Hamburg: Modehändler schließt Laden in der Innenstadt
Dabei könnte das 1912 an der Mönckebergstraße eröffnete Karstadt-Warenhaus besonders im Fokus stehen. Die Immobilie gehört als eine von 18 Filialen zum Bestand der insolventen Signa-Gruppe, in denen Galeria den Angaben zufolge drastisch überhöhte Mieten zahlt. Mit Folgen für die Rentabilität. In einem Interview mit unserer Redaktion hatte Insolvenzverwalter Denkhaus auf die Frage, ob Karstadt Mö besonders gefährdet sei, geantwortet: „Ganz grundsätzlich ist jede Filiale auf dem Prüfstand, in der die Mieten zu hoch sind. Aber klar ist auch, dass wir um jede einzelne Filiale kämpfen werden.“
Galeria Karstadt Kaufhof: Hinter US-Interessen steckt ein Bekannter
Mit dem jetzt bekannt gewordenen Warenhaus-Deal kommt ein alter Bekannter zurück, den Kaufhof-Beschäftigte nicht in allerbester Erinnerung haben. Hinter dem US-Fonds NRDC steckt der Amerikaner Richard Baker, dem auch Kanadas ältestes Unternehmen gehört, die 1670 gegründete Hudson‘s Bay Company (HBC). An diese hatte der Großhandelskonzern Metro den Kaufhof 2015 abgegeben. In den vier Jahren, bis HBC sein deutsches Abenteuer beendete und Kaufhof dem österreichischen Milliardär René Benko abtrat, war die Kölner Warenhaus-Ikone ökonomisch böse abgerutscht. Auch Bakers Geschäftspartner Beetz kennt das Unternehmen. Er war von 2018 bis 2019 Kaufhof-Aufsichtsratschef. mik/sts