Harburg. Wie kann der Harburger Herzensort bestmöglich zwischengenutzt werden? Dafür gibt es verschiedene Ideen – und sehr wenig Geld.
- Es ist 7000 Quadratmeter groß und liegt im Herzen von Harburg: das Gelände, auf dem das ehemalige Karstadt-Kaufhaus steht
- Seit April gehört dieses Filetstück der Stadt Hamburg
- Nun ist die Frage, wie es mit diesem besonderen Hamburger Areal weitergeht
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) war am Freitag im ehemaligen Karstadt-Gebäude im wahrsten Sinne die Schlüsselfigur: Mit einem symbolischen Haustürschlüssel kam er nach Harburg, um gemeinsam mit Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen die gerade von der Stadt erworbene Immobilie in Besitz zu nehmen.
„Am 28. März war Notartermin“, sagte Dressel. „Wir sind hier im Herzen Harburgs, an einem für den Bezirk ganz wichtigen Ort.“ Nun gelte es, ihn zunächst einmal interimsmäßig der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Als Karstadt Harburg endgültig schloss, bat Fredenhagen Dressel um Hilfe
„Für mich ist heute ein toller Tag“, sagte Sophie Fredenhagen beim gemeinsamen Rundgang durch das leerstehende, weitgehend dunkle Kaufhaus. Die Bezirkschefin erzählt davon, wie sie im Sommer, kurz nach der endgültigen Schließung von Karstadt Harburg, den Finanzsenator um Hilfe bat. Gerade war das etwa 7000 Quadratmeter große Areal an einen unbekannten Käufer aus Israel veräußert worden. „Wir müssen etwas tun, du musst uns helfen“, forderte Fredenhagen damals den Senator auf.
Harburg: Die ganze nordöstliche Innenstadt wird ihr Gesicht verändern
Die Finanzbehörde wurde aktiv und übte im September das Vorkaufsrecht auf die Immobilie aus. Was dann folgte, war „ein hartes Stück Arbeit“, sagte Dressel und meint damit die Verhandlungen mit dem Eigentümer. „Ich danke dem LIG für seinen langen Atem.“ Damit dankt er seinen eigenen Mitarbeitern, denn als Finanzsenator ist er auch Verwaltungsratsvorsitzender des LIG, des Landesbetriebs Immobilienmanagement und Grundvermögen.
„Die Umstände zeigten, dass das Warenhaus zum Spekulationsobjekt geworden war. Mit der Übernahme des prominenten Gebäudes und Grundstücks in das Portfolio der Stadt stehen wir jetzt am Beginn einer Entwicklung für das Quartier, die wir behördenübergreifend mit dem Bezirk gestalten werden.“
Dabei geht es um ein großes Areal, für das die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) bereits eine sogenannte städtebauliche Entwicklungsmaßnahme plant. Diese umfasst den östlichen Binnenhafen, den ehemaligen Standort der Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH zwischen Seevestraße und Bahntrasse sowie das Schippsee-Quartier mit dem ehemaligen Karstadt-Haus als südlichen Abschluss.
Finanzsenator spricht von „bürgernaher Nutzung“ des Erdgeschosses
Hier, in ihrem nordöstlichen Bereich, soll die Harburger Innenstadt nun städtebaulich entwickelt werden. Zu einem bunten Mix aus Wohnen und Gewerbe, angereichert durch kulturelle und sonstige Angebote an die Harburgerinnen und Harburger, an Touristen und wer sonst noch nach Harburg kommt.
Die Karstadt-Fläche – und womöglich auch das umgebaute Gebäude – soll zu einem attraktiven Ort werden, der den Binnenhafen mit der City verknüpft. Gleichzeitig werden Wohnungen entstehen, um die Innenstadt jenseits der Ladenöffnungszeiten zu beleben.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst geht es darum, das Kaufhausgebäude in seinem jetzigen, guten Zustand wieder mit Leben zu füllen. „Es gibt viele Ideen, aber nur wenig Geld – wie immer“, sagt Andreas Dressel. Ein Teil der Räumlichkeiten könnte deshalb vermietet werden – „nicht alles muss ein Zuschussgeschäft werden“. Im Erdgeschoss, auf der Straßen-zugewandten Seite, sei eine „bürgernahe Nutzung“ angedacht.
In den oberen Stockwerken sei es schwieriger, Publikum anzuziehen, so der Senator. Hier könnten zum Beispiel dringend benötigte Depotflächen für Kultureinrichtungen entstehen. „Im Gebäude befinden sich bereits Aufzüge mit hohen Traglasten, die sich sehr gut zum Einlagern von Utensilien eignen.“
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„Ich bin berührt, wie viele Menschen sich für den Ort einsetzen“
Sophie Fredenhagen freut sich darauf, zusammen mit dem LIG und der Stadtentwicklungsbehörde den Ort wieder zum Anziehungspunkt zu machen. „Wir stehen noch am Anfang der Planung. Ich wünsche mir, dass zumindest bei Teilen der Interimsnutzung die Bürger beteiligt werden. Seit der Karstadt-Schließung habe ich viele Anrufe bekommen und auch in meinen Sprechstunden immer wieder Wünsche gehört, wie das Gebäude weiter genutzt werden könnte. Ich bin beeindruckt, fast schon berührt, wie viele Menschen sich für den Ort einsetzen.“
Es gebe bereits viele Interessenten für kleinere Flächen innerhalb der ausgedehnten Räumlichkeiten des ehemaligen Kaufhauses, sagte die Bezirksamtschefin, etwa aus den Bereichen Kultur und Bildung, aber auch Einzelhandel. Es sollte eine bunte Mischung von Akteuren werden, nicht nur zwei oder drei Nutzer – „mal schauen, was da geht“. Sie finden in dem Gebäude sogar noch zurückgelassenes Inventar, das sie womöglich nutzen können.
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Noch sei es zu früh, um zu beschließen, dass der viergeschossige Sockel (inklusive Untergeschoss mit Zugang zur S-Bahn-Station Harburg Rathaus) stehen bleibt, so Fredenhagen. Sie kann dem Gedanken aber etwas abgewinnen: „Es macht Sinn, etwas „Identitätsstiftendes stehenzulassen. Das Gebäude ist solide, stabil, in keinem schlechten Zustand. Auch in Bezug auf die graue Energie, also die Energie, die in den Bau hineingesteckt wurde, macht ein Umbau Sinn.“
Die Stadt habe mit dem Ankauf der Karstadt-Immobilie und des Freudenberger-Areals im Februar viel Geld in die Hand genommen, sagte Dressel. „Der Preis geht in die Millionen“, genauer wird er nicht. Das zeige, dass Harburg kein vergessener Bezirk der Stadt sei, wie es in Harburg immer mal durchklinge. Im Gegenteil: „Harburg steht derzeit im Fokus der Stadt.“