Von den Studiengebühren bleibt weniger Geld übrig, weil die Verwaltung Millionen kostet. Von 375 Euro kommen nur 335 Euro bei den Hochschulen an.
Hamburg. Der Senat hat bei der Wissenschaft den Rotstift härter angesetzt als bisher bekannt. Forschung und Lehre seien "bewusst von den Bemühungen zur Konsolidierung" ausgenommen, teilte die Regierung im September mit. Nicht gesagt wurde, dass die Stadt künftig vier Millionen Euro pro Jahr spart, weil sie die Verwaltung der Studiengebühren jetzt komplett an die Hochschulen übertragen hat.
Das bedeutet: Von 375 Euro, die ein Studierender pro Semester zahlt, kommen nur 335 Euro bei den Hochschulen an, die "zusätzlich zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben in Studium und Lehre" ausgegeben werden müssen. So steht es im Gesetz.
"Der Gegenwert der Studiengebühren, den die Hochschulen verwenden können, ist künftig geringer", bestätigte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) dem Abendblatt jetzt auf Nachfrage.
Das 2008 von GAL und CDU eingeführte Gebührenmodell erlaubt eine Zahlung nach Ende des Studiums. Bislang übernahm die städtische Wohnungsbaukreditanstalt für die Dauer des Studiums anfallende Zinsen, diese werden den Studierenden nicht berechnet. Diese Aufgabe und die damit verbundene Verwaltungsarbeit wird nun den Hochschulen übertragen.
Bislang obliegt den Hochschulen die "allgemeine Verwaltung" der Zahlungsvorgänge von 60.000 Studierenden in Hamburg, von denen laut Wissenschaftsbehörde 47 000 zahlen. 13 000 sind demnach von der Campus-Maut befreit, darunter fallen etwa Austausch-Studierende, chronisch Kranke oder Studierende, die Kinder erziehen und deshalb die Regelstudienzeit deutlich überschritten haben.
Etwa die Hälfte der Studierenden nehme das Angebot an, erst später zu zahlen. Sollte der Anteil weiter steigen, gehen auch die Zinskosten weiter in die Höhe - es würde dann noch weniger Geld aus den Studiengebühren bei den Hochschulen ankommen.
Der Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Michael Stawicki, rechnet mit einer Steigerung der Verwaltungskosten um insgesamt mehr als eine Million Euro. "Das wird dazu führen, dass diverse bisher aus Studiengebühren finanzierte Aktivitäten wegfallen", sagte der Hochschulpräsident.
Insgesamt bezeichnete er das Sparkonzept der Wissenschaftsbehörde als "Katastrophe": Eigentlich sei ein Zuwachs der Mittel nötig, um den Wissenschaftsstandort Hamburg endlich nach vorn zu bringen. Auch die Senatorin räumt ein, die Hochschulen seien "besonders im Vergleich zu süddeutschen Universitäten" finanziell schlechter ausgestattet.
SPD-Hochschulpolitiker Philipp-Sebastian Kühn forderte die Senatorin auf, "die Wahrheit der Sparfolgen auf den Tisch" zu legen. Die gesparten Verwaltungskosten für die Studiengebühren sowie die verlauteten Kürzungen in der Verwaltung ergeben zehn Millionen Euro, welche die Hochschulen jährlich direkt erbringen müssen. "Wieso tut die Senatorin dann erst so, als seien die Hochschulen verschont worden?", fragt Oppositionspolitiker Kühn. Auch werde das System der Studiengebühren "zunehmend absurder": Immer mehr Geld versickere, ohne dass es den Hochschulen konkret nützte.
"Die Studierenden sollen kein Geld zahlen, damit dieses bloß verwaltet wird", sagt auch Sören Faika, Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), der Widerstand gegen die "skandalösen Sparpläne" ankündigte. Hart treffe es auch internationale Studierende, weil Stipendien gestrichen wurden. AStA-Vorsitzende Aida Golghazi erinnerte zudem an steigende Lebenserhaltungskosten für Studierende. Wie berichtet, wurden auch dem Studierendenwerk Millionen gestrichen. Erste Auswirkungen sind um bis zu 20 Cent teureres Mensa-Essen sowie um 30 Euro höhere Semesterbeiträge.
Gundelach sagte, sie "bedauere die Einschnitte, die wegen der Haushaltslage aber unumgänglich sind".