Hamburg. An Grundschulen ist die Zahl der Angriffe besonders stark gestiegen. CDU will Debatte über Strafmündigkeit ab zwölf Jahren.

  • Erpressung, Raub, gefährliche Körperverletzung oder sexuelle Übergriffe: Immer wieder kommt es an Hamburgs Schulen zu Gewalttaten.
  • Einige Schulformen verzeichnen besonders viele Fälle. In Grundschulen nahm die Gewalt zuletzt am stärksten zu.
  • Die CDU-Hamburg fordert angesichts der Vorfälle, dass schon Zwölfjährige strafmündig sein sollten.

In einer Grundschule in Rahlstedt wird ein schwerbehinderter Junge von einem Mitschüler verletzt. Wenige Tage später bedroht ein Zwölfjähriger seine Klassenkameraden und Lehrkräfte in einer Niendorfer Bildungseinrichtung mit einer an einen Besenstiel gebundenen Bastelschere. Kurz danach berichtet ein Lehrer einer Schule in Mümmelmannsberg von Tritten, Schlägen und Beleidigungen durch Schülerinnen und Schüler.

Gewalt ist an Hamburgs Schulen ein zunehmendes Problem. Die Schulbehörde kann diesbezüglich besorgniserregende Zahlen vorlegen – und die CDU schmiedet daraus politische Forderungen. Geht es nach den Christdemokraten, sollte wegen Vorfällen wie jenen in Rahlstedt, Niendorf oder Mümmelmannsberg das Strafmündigkeitsalter herabgesetzt werden.

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Erpressung, Raub, gefährliche Körperverletzung oder sexuelle Übergriffe – das Spektrum der gemeldeten Gewaltvorfälle an Hamburgs Schulen ist groß. Und die Zahl der Gewalttaten hat im Vergleich zum Vorjahr erneut zugenommen. 219 gewaltsame Vorfälle sind im Schuljahr 2023/2024 gemeldet worden, wie aus einer Antwort des Hamburger Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage der CDU hervorgeht. Im Schuljahr zuvor waren es 18 weniger.

Dennis Thering, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft, sieht hier eine besorgniserregende Entwicklung. „Die Tatverdächtigen werden dabei immer jünger. Bereits an Grundschulen kommt es zu gefährlichen Körperverletzungen und Sexualdelikten. Auch sind die Geschädigten immer häufiger weiblich“, sagt er.

Ein Grund für ihn, die Debatte über die Absenkung der Strafmündigkeit wieder anzufachen. Ihm zufolge sollten Kinder schon mit zwölf Jahren strafmündig sein, denn die bisherigen Maßnahmen und Konzepte würden offensichtlich nicht greifen. Es brauche schnelle Konsequenzen bei Straftaten, fordert Thering.

Zahl der Gewaltopfer an Hamburgs Schulen nimmt zu

Auch Hamburgs Elternkammer hatte vor wenigen Wochen anlässlich der Bedrohungslage im Niendorfer Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum (ReBBZ) durch einen Zwölfjährigen einen „dringenden Handlungsbedarf“ festgestellt. Die Elternkammer konzentriert sich bei ihren Forderungen allerdings auf präventive Maßnahmen, „um allen Schülerinnen und Schülern eine sichere und förderliche Lernumgebung zu gewährleisten. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Strukturen weiter verbessert werden, und arbeiten aktiv daran, Maßnahmen zu entwickeln, um solche Situationen künftig zu verhindern“.

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Im vergangenen Schuljahr war die Zahl der Gewaltopfer deutlich gestiegen: So seien 332 Personen als Geschädigte (Vorjahr: 261) erfasst worden, darunter vor allem Schüler (179) und Schülerinnen (128). Zudem wurden 15 weibliche und zehn männliche Beschäftigte aus dem Schulpersonal als Opfer aufgeführt. Bei allen ging es um den Verdacht der gefährlichen Körperverletzung.

Je nach Schulform unterscheidet sich das Maß der Gewalt teils deutlich. Besonders viele Vorfälle gab es im vergangenen Schuljahr in Stadtteilschulen (113), den höchsten Anstieg von Gewalttaten an den Grundschulen in Hamburg. Gymnasien sind hingegen kaum betroffen.

An der Gesamtanzahl der Einrichtungen gemessen sind Gewalttaten in Sonderschulen und ReBBZ besonders häufig. In diesen Schulformen finden mehr als acht Prozent der Gewalttaten statt – sie werden aber nur von etwa zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler besucht.

mit dpa