Hamburg. Ein Lehrer berichtet von Tritten, Schlägen und Beleidigungen. Die Schule bestätigt den Vorfall, hat aber eine andere Sichtweise.
- Ein Lehrer der Stadtteilschule Mümmelmannsberg berichtet von einem gewalttätigen Übergriff durch Schülerinnen und Schüler.
- Nach einem Vorfall im Sportunterricht wurde er mit Schlägen und Tritten attackiert, verbal schwer beleidigt und bedroht.
- Der betroffene Lehrer wirft der Schulleitung vor, unangemessen auf den Vorfall reagiert zu haben.
Gewalt unter Schülern kommt in Hamburg mitunter vor. Gewalttätige Übergriffe von Schülern auf Lehrkräfte sind dagegen sehr viel seltener. Deshalb wirken die Schilderungen eines Lehrers, der sich an das Abendblatt wandte, auch besonders krass: Nach dem Sportunterricht sei er aus nichtigem Grund von Schülerinnen und Schülern „mit Schlägen und Tritten traktiert“ und schwer beleidigt worden. Seither ist er krankgeschrieben. Die Schulbehörde stellt den Vorfall anders dar. So stellt sich die Frage: Was geschah wirklich an der Stadtteilschule Mümmelmannsberg?
Der Lehrer, der seit dem Schuljahresbeginn Ende August 2024 an der Schule tätig ist, schildert das Geschehen dem Abendblatt so: An dem Mittwochmorgen vor rund vier Wochen habe er in der zweiten Stunde Sport unterrichtet, obwohl er dafür nicht qualifiziert gewesen sei. Als seine Klasse auf dem Weg zurück in die Umkleidekabine gewesen sei, habe ihn ein Fußball getroffen.
Stadtteilschule Mümmelmannsberg: Hamburger Lehrer schildert Schläge, Tritte und Beleidigungen
„Als Konsequenz nahm ich diesen Fußball den Schülerinnen und Schülern weg. In der Folge bildete sich ein Rudel um mich, ich wurde mit Schlägen und Tritten traktiert, beleidigt (‚Hure‘, ‚Transe‘, ‚Pädo‘, ‚Hurensohn‘ etc.) und bedroht“, so der Lehrer, dessen Name dem Abendblatt bekannt ist. Zu den Drohungen hätten Sätze gehört wie: „Wir hetzen die Mafia auf dich“ und „Du verlierst deinen Job“. In der Folge hätten sich die erlittenen Schmerzen so verstärkt, dass er krankgeschrieben wurde.
Was den Mann aber besonders empört, ist die aus seiner Sicht „problematische“ Reaktion der Schulleitung. Statt wie mehrfach gefordert eine Gewaltmeldung zu erstellen, die Schüler zu disziplinieren und ihm als betroffenem Lehrer Unterstützung anzubieten, sei er in die Defensive gedrängt worden. Es habe keine Klassenkonferenzen gegeben und die betroffenen Schüler seien auch nicht suspendiert oder ihr Verhalten anders sanktioniert worden, was aus Sicht des Lehrers ein Verstoß gegen das Hamburger Schulgesetz sei. Der Vorwurf des Mannes: „Die Schulleitung ging in der Folge völlig verantwortungslos mit diesem Vorfall um.“
Schulleitung bestätigt Gewaltvorfall, hat aber eine andere Sichtweise
Die Schulleitung bestätigt den Vorfall, weist die Vorwürfe aber entschieden zurück. „Richtig ist, dass es zu einer verbalen und physischen Auseinandersetzung zwischen dem Lehrer und den Schülerinnen und Schülern gekommen ist“, teilte sie über die Schulbehörde mit. „Die Situation ist eskaliert. Aus Sicht der Schulleitung stellt sich der Vorfall und die Verantwortlichkeit für die Eskalation aber anders dar und hat eine Vorgeschichte seit Beginn des Schuljahres.“
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Der Lehrer wollte sich an der Stadtteilschule Mümmelmannsberg für den Quereinstieg qualifizieren, er sei der Schule über das TeachFirst-Programm bekannt. Unrichtig sei aber, so die Schulbehörde, dass der Gewaltausbruch ohne Konsequenzen blieb: „Die Schule beriet sich aufgrund dieses Vorfalls mit der Beratungsstelle Gewaltprävention (BSB), ob der Vorfall als Gewaltmeldung angezeigt werden müsse. Das Ergebnis war negativ. Selbstverständlich wurde dieser Vorfall mit den Kindern, den Eltern der Kinder, dem Cop4You der Klasse und dem Klassenteam besprochen. Und selbstverständlich sind auch die Klassenkonferenzen für die tatbeteiligten Jungen angesetzt“, heißt es. Und: „Die Behauptungen des Lehrauftragsnehmers sind daher nicht korrekt und stellen die Arbeit der Schule im falschen Licht dar.“ Schulaufsicht und Rechtsabteilung seien eingeschaltet.
Einig ist man sich zumindest über den Ausgang der Geschichte: Der Vertretungslehrer, der sich noch in der Probezeit befand, kehrt nicht an die Schule zurück. Das Beschäftigungsverhältnis endet.