Hamburg. Hamburg-Besucher finden sich teils nicht zurecht. Künftig soll bargeldloses Bezahlen in Bussen einfacher werden. Was Berlin anders macht.
Auf einem Städtetrip in der Hansestadt gibt es viel zu entdecken – und zwar von Bergedorf bis Blankenese und Harburg bis Duvenstedt. Doch selbst Touristen, die sich eher im Innenstadtbereich aufhalten, kommen kaum umhin, die Busse des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) zu nutzen. Blöd nur, wenn man einsteigt und erst im Fahrzeug merkt, dass es hier kein Ticket zu lösen gibt: weder mit Zahlungskarte noch per Apple- oder Google Pay und mit Bargeld schon gar nicht. Denn die Barzahlung in Bussen wurde zum Jahreswechsel abgeschafft.
Die Lösung: Eine HVV-Prepaid-Card kaufen und aufladen, ein Papierticket am Automaten ziehen oder die Fahrt per HVV-App buchen. In jedem Fall muss der Betroffene aber erst mal den Bus verlassen. Innerhalb der Fahrzeuge gibt es keinen Ticketverkauf mehr. Ärgerlich ist das allemal, wenn nicht gerade so ein lässiger Busfahrer hinter dem Steuer sitzt – wie er kürzlich auf der Linie 3 zu beobachten war. Er hat die hochschwangere Touristin aus Süddeutschland samt ihrem kleinen Sohn ausnahmsweise auch ohne Ticket mitgenommen.
HVV-Prepaid: System hat sich eingespielt – auch bei Touristen?
Wie Touristen-unfreundlich ist das Busfahren in Hamburg also? Eine Sprecherin des HVV meldet zurück, dass viele Besucher der Stadt problemlos mobil sind. Touristen hätten häufig ein Kombiticket, etwa ein Fernverkehrsticket mit Cityticket-Funktion. Außerdem: „Die nach wie vor sehr beliebte Hamburg Card von Hamburg Tourismus beinhaltet automatisch die HVV-Nutzung“, informiert die Sprecherin.
Viele Touristen würden sich auch im Vorwege über die lokalen Besonderheiten in der Stadt informieren und hätten deshalb beispielsweise schon die HVV-App oder HVV-Switch-App auf ihr Handy geladen. Ein weiterer Teil der Reisenden besäße ohnehin ein Deutschlandticket und könne dementsprechend sorglos in die Busse und Bahnen des HVV steigen. Für alle übrigen stünden an zentralen Anlauf- und Ankunftsorten wie dem Flughafen, Bahnhöfen und Haltestellen Automaten für den Kauf von Fahrscheinen oder HVV-Prepaid-Karten zur Verfügung.
HVV-Prepaid-Card: „Fahrgäste inzwischen routiniert“
Nachdem das neue Prepaid-System mit Schwierigkeiten anlief, haben sich die HVV-Kunden mittlerweile daran gewöhnt: „Von den Busfahrerinnen und Busfahrern wird zurückgemeldet, dass die Fahrgäste gut informiert sind“, so die Sprecherin. Der Umgang mit der HVV-Prepaid-Card habe sich gut eingespielt. „Bei der ersten Anwendung geben sie den Fahrgästen häufiger Hilfestellung, alle anderen Fahrgäste sind inzwischen überwiegend routiniert“, sagt sie.
Entsprechend ausgebaut wurde auch das Vertriebsnetz der Karte. An mehr als 2100 Orten in der Stadt ist die Prepaid-Card derzeit erhältlich, darunter Kioske, Supermärkte, Tankstellen und seit neuem 400 Edeka- und Budni-Märkte. An allen neuen Fahrkartenautomaten der Hochbahn sind die Karten sowieso erhältlich und aufladbar, in den Servicestellen von HVV, AKN und Metronom ebenfalls. „Darüber hinaus werden bis August alle Fahrkartenautomaten von DB und Metronom für den Kauf von Fahrkarten mit der HVV-Prepaid-Card und das Aufladen von Guthaben bereitstehen“, heißt es vom Verbund.
Zugleich wächst das Nutzungsgebiet für die Karte. Nunmehr ist auch in allen Bussen von KVG und Autokraft der Kauf von Fahrscheinen mit der Prepaid-Card möglich. In Kürze soll die Karte auch im Holsten Express, Dahmetal, VKP und VG Steinburg funktionieren. Nach Informationen des HVV wurden seit der Umstellung auf bargeldloses Busfahren rund 145.000 HVV-Prepaidkarten ausgegeben und mehr als 877.530 Fahrscheine damit in Bussen gekauft. Gleichzeitig wachse der Anteil des digitalen Vertriebs per App.
HVV will Tarifstruktur extrem vereinfachen
Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin des HVV, stellt in Aussicht, dass die Nutzung der Prepaid-Karte künftig unkomplizierter werde. Sie hat vor, die Tarifstruktur im HVV grundlegend aufzubrechen und zu vereinfachen. „Das Tarifsystem muss so simpel werden, dass es am Ende nur noch drei Knöpfchen gibt, wenn es hochkommt“, so stelle sie sich die Automaten und Prepaid-Terminals dann vor. In dieses neue Tarifsystem solle die Prepaid-Karte integriert werden. Korbutt betont aber: „Die Lösung ist nicht, dass jeder, der kein Deutschlandticket hat, eine Prepaid-Karte haben muss.“ Vielmehr gelte es, Mittel und Wege zu finden, um alle im wahrsten Sinne des Wortes mitzunehmen. „Wir müssen jeden, auch die Nicht-Technikaffinen, ins System integrieren.“
Dazu brauche es ein System, bei dem jeder mit dem zahlen kann, was er eh in der Tasche hat. „Das ist für einige das Handy, für die anderen die Apple Watch, für wieder andere ihre Kreditkarte und für den nächsten die Prepaid-Karte, die er sich im Kiosk holen kann“, sagt Korbutt. Perspektivisch soll der Fahrscheinkauf im Bus also auch mit Girokarten und Co. möglich sein.
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Noch hakt es aber an der Technik. „So ehrlich muss man sein: Die jetzigen Terminals sind noch nicht Bankomat-fähig, wir arbeiten mit allen Partnern daran, sie für entsprechende Zahlungsmöglichkeiten auszurichten“, so die HVV-Chefin. Einen Zeitplan, wann der HVV seine Tarifstruktur umstellt, kann sie noch nicht nennen.
HVV-Prepaid-Card: Berliner BVG verbannt ebenfalls Bargeld aus Bussen
Hamburgs Prepaid-Card ist kein Unikum. Viele große Städte, etwa London und Paris, arbeiten mit ähnlichen Zahlungssystemen. Jetzt ziehen auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nach. Sie wollen die Barzahlung in Bussen am 1. September abschaffen, wie der rbb berichtet, und ihren Fahrgästen ebenfalls eine Guthabenkarte anbieten. Für den Chef der BVG ein alter Hut. Seit Jahresbeginn führt nämlich Henrik Falk die Geschäfte – zuvor war er Hochbahn-Vorstand in Hamburg.
Dürfte die Fahrgäste freuen: Im Gegensatz zu Hamburg soll in Berlin von Anfang an auch die Zahlung mit Giro- und Kreditkarten oder Apple- und Google Pay in Bussen möglich sein. Die BVG schaffte im Jahr 2020 schon einmal die Barzahlung in Bussen ab. 2023 musste sie auf Drängen des Berliner Senats wiedereingeführt werden.