Hamburg. Bargeld-Abschaffung in Hamburgs Bussen startet mit Problemen. Jetzt wird nachgesteuert. Für einige Fahrgäste ist Fahrt sogar kostenlos.
Seit der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) zum Jahreswechsel die Bargeldzahlung in Hamburgs Bussen abgeschafft hat, müssen viele Fahrgäste im Stadtgebiet nun auf Prepaid-Karten setzen. Es bleibt die einzige Möglichkeit zur Zahlung in den Bussen für alle Menschen, die ihren Fahrschein nicht online oder am Automaten lösen können oder wollen.
Jedoch verlief die Einführung des neuen Bezahl-Systems mit Pannen. Denn obwohl HVV-Kunden die wiederaufladbare Prepaid-Karte theoretisch an rund 700 Verkaufsstellen in Hamburg erwerben können, fühlten sich viele Fahrgäste zuletzt verprellt. Die Karte ist nämlich deutlich gefragter, als es der HVV erwartet hatte. Insbesondere in Supermärkten und Tankstellen ist sie teils seit Wochen ausverkauft. Ein Abendblatt-Leser beschrieb sogar, wie er zehn Geschäfte aufsuchte, um am Ende dennoch ohne Prepaid-Karte nach Hause zu gehen. Jetzt steuert der Verkehrsverbund mit einer Reihe von Sofortmaßnahmen nach.
HVV: Unerwartete Nachfrage – Prepaid-Cards werden nachproduziert
Zunächst: Gänzlich ausverkauft sind die Karten noch lange nicht und das waren sie auch nie. „Für die insgesamt 700 Verkaufsstellen stehen über 100.000 Prepaid-Cards zur Verfügung, bisher wurden 30.000 Karten ausgegeben“, heißt es vom HVV. An den neuen Automaten der Hochbahn, von denen sich an jeder U-Bahn-Haltestelle mindestens einer befindet, erhielten Reisende beispielsweise noch immer zuverlässig Prepaid-Karten. Gleiches gilt für die HVV-Servicezentren etwa am Jungfernstieg, Bahnhof Dammtor, Bahnhof Altona oder Hauptbahnhof.
Dass so viele Hamburger zuletzt massive Probleme hatten, an die Karte heranzukommen, liegt also nicht per se an deren Verfügbarkeit. „Die Nachfrage an den verschiedenen Verkaufsstellen ist bisher sehr unterschiedlich verteilt“, teilt HVV-Sprecherin Silke Seibel mit. „Deshalb kommt es an manchen Standorten leider zu vorübergehenden Engpässen.“ Jetzt wolle der Verbund kurzfristig nachsteuern.
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HVV Hamburg: Kulanz wegen Bargeldabschaffung in Bussen
Unter anderem soll ein Großteil der Karten aus jenen Verkaufsstellen, die bisher nur wenig genutzt wurden, an „Verkaufs-Hotspots“ gehen. Des Weiteren würden 3000 weitere Karten gerade ihren Weg zu den Händlern finden. Noch dazu will der HVV einen Teil der eigentlich erst für Mitte Januar geplanten Lieferung auf die kommende Woche vorziehen. Diese Nachproduktion bedeutet 40.000 weitere Prepaid-Karten für die Verkaufsstellen.
Allen Fahrgästen, die dennoch Schwierigkeiten haben, an eine Prepaid-Karte zu gelangen, verspricht der HVV erhöhte Kulanz. Konkret: Sie dürfen im Bus bis zur nächsten Haltestelle mit Verkaufsmöglichkeit ausnahmsweise kostenfrei mitfahren.
HVV: Bargeld-Abschaffung soll Busverkehr pünktlicher machen
Mit der Bargeld-Abschaffung in Hamburgs Bussen im Stadtgebiet reagiert der HVV auf Änderungen im Kundenverhalten. Rund 80 Prozent der Fahrgäste seien aktuell sowieso schon mit Abo oder Zeitkarte unterwegs, so der Verbund. Dagegen seien vor dem Jahreswechsel nur noch zehn Tickets pro Tag pro Bus gegen Bargeld verkauft worden, heißt es von der Hochbahn, für die 1100 Busse auf Hamburgs Straßen rollen.
Mit dem neuen Bezahlsystem sollen die Fahrzeuge zuverlässiger werden, so das Bestreben des HVV. Denn wenn der Fahrer nicht mit Wechselgeldzählen und Fahrscheindrucken beschäftigt ist, könne er schneller wieder losfahren und seinen nächsten Halt pünktlich erreichen. Angesichts der Hochbahn-Informationen, dass zuletzt nur zehn Fahrgäste täglich und je Bus ein Ticket gegen Bargeld gekauft haben, dürfte die Zeitersparnis jedoch marginal sein.