Hamburg. Henrik Falk wechselt als Vorstandsvorsitzender zur BVG in die Hauptstadt. Was er in Hamburg bewegt hat – und was er vermissen wird.
Bis Henrik Falk 2016 das Ruder bei der Hamburger Hochbahn übernahm, hatten die Chefs des städtischen Verkehrsunternehmens noch einen Chauffeur. Aber diesen Service brauchte der Jurist nicht: Henrik Falk kam meist mit der S-Bahn von seinem Wohnort Bergedorf in die Zentrale an der Steinstraße in der Innenstadt – oft noch mit einem Klapprad im Gepäck.
Im Februar 2016 trat Falk die Nachfolge von Günter Elste an. An diesem Donnerstag – knapp acht Jahre später – wird der 53-Jährige nun mit einer Feier in der Hochbahn-Halle 13 in Barmbek verabschiedet. Der Jurist kehrt in seine Heimatstadt zurück und tritt dort am 1. Januar das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) an.
HVV: Hochbahn-Chef zieht wieder nach Berlin – „emotionale Entscheidung“
Falks Nachfolger wird der ehemalige Moia-Geschäftsführer Robert Henrich, der Ende November vom Aufsichtsrat der Hochbahn benannt wurde. Für die BVG hatte Falk bereits vor seinem Wechsel zur Hochbahn gearbeitet und war dort von 2008 bis 2015 als Vorstand für das Finanz- und Vertriebsressort verantwortlich. „Dass ich den Job in Berlin angenommen habe, das ist eine emotionale Entscheidung“, sagt der dreifache Familienvater.
„Meine Familie und ich haben uns in Hamburg immer sehr wohlgefühlt. Aber meine Eltern sind schon in einem hohen Alter und leben in Berlin. Ich möchte einfach näher bei ihnen sein“, sagt Falk beim exklusiven Abschiedsgespräch mit dem Abendblatt. Zudem reize ihn natürlich die Herausforderung, die BVG zu leiten. Das Nahverkehrsunternehmen hat immerhin 15.800 Beschäftigte. Bei der Hochbahn war Falk für rund 6300 Mitarbeiter verantwortlich.
Ex-Hochbahn-Chef Falk: „Freue mich, wieder Teil der BVG-Familie zu werden“
Und noch ein Vergleich: Hamburg hat etwa 1,9 Millionen Einwohner, in der Bundeshauptstadt leben rund 3,87 Millionen Menschen. Die BVG hatte im vergangenen Jahr rund 960 Millionen Fahrgäste, bei der Hochbahn waren es um die 384 Millionen Fahrgäste.
„Natürlich hat Berlin andere Dimensionen als Hamburg. Und die BVG, bei der nicht immer alles rundläuft, steht auch stark im Fokus der Öffentlichkeit“, so Falk. „Aber ich freue mich auf die neue Aufgabe und vor allem darauf, wieder Teil der BVG-Familie zu werden.“
In seinen acht Jahren bei der Hochbahn hat Falk eng mit drei Verkehrssenatoren zusammengearbeitet: zunächst mit Frank Horch (SPD), danach mit Michael Westhagemann (parteilos) und schließlich mit Anjes Tjarks (Grüne). „Ich hatte zu den Senatoren ein entspanntes Verhältnis. Wir sind uns immer auf Augenhöhe begegnet. Natürlich war man nicht immer einer Meinung, aber am Ende haben wir immer eine Lösung gefunden“, so Falk.
HVV: Henrik Falk hatte sich die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben
Der gebürtige Berliner hatte sich bei der Hochbahn das Thema Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben und einiges erreicht. Im Abendblatt-Gespräch erinnert er sich an den Januar 2018, als das Verkehrsunternehmen die Ausstattung seiner Busflotte – mehr als 1000 Fahrzeuge – mit WLAN abgeschlossen hatte: „Das war damals ein Meilenstein und ein wichtiger Service für unsere Fahrgäste.“
Auch die Umstellung auf die Elektromobilität hat Falk vorangetrieben: Im April konnte sich die Hochbahn über eine Förderung von 97,3 Millionen Euro freuen. Mit dem Geld sollen 289 emissionsfreie Busse und 481 Ladestationen finanziert werden. „Hamburg ist auf einem guten Weg, dass das Ziel gelingt, bis 2030 die gesamte Busflotte auf emissionsfreie Antriebe umzustellen“, sagt Falk.
Und es gibt ein weiteres Vorhaben, das Falk maßgeblich mitgeprägt hat: Die Rede ist von dem Bau der neuen U-Bahn-Linie 5, die von Bramfeld über die Innenstadt bis zu den Arenen am Volkspark fahren soll. „Das ist nicht nur das größte Mobilitätsprojekt in Hamburg, sondern deutschlandweit das größte innerstädtische Infrastrukturvorhaben. Damit steigt Hamburgs Mobilitätsangebot deutlich“, so Falk. „Und es ist ein weiterer Anlass dafür, dass Menschen vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen werden.“
HVV – Henrik Falk: Für Hamburg-Takt sind autonome On-Demand-Shuttles nötig
Die Bauarbeiten laufen bereits: Der erste Streckenabschnitt wird für die Fahrgäste ab 2029 zwischen der City Nord und der Sengelmannstraße eröffnet. Dort werden dann vollautomatische Züge vom Typ DT6 ohne Fahrer eingesetzt.
Es gibt aber auch Dinge, da hätte sich Falk ein bisschen mehr erhofft. „Ich finde es schade, dass es in Hamburg noch immer keine autonomen On-Demand-Shuttles gibt“, sagt er. „Aber auch da bin ich optimistisch, dass Stadt und Hochbahn ihrer Pionierrolle gerecht werden – denn für den Hamburg-Takt braucht es diesen Baustein.“
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Inzwischen sind die Kisten in seinem Büro für den Umzug nach Berlin gepackt. Die Möbel hat Falk von Günter Elste übernommen und demnächst wird dann Robert Henrich an dem wuchtigen Schreibtisch Platz nehmen. Doch ein großes Origami-Kunstwerk, das er in Hamburg erworben hatte, nimmt der künftige BVG-Chef mit nach Berlin. Und auch sein Kickertisch wird in die Hauptstadt mit umziehen.
HVV: Henrik Falk wird Verbindlichkeit der Hamburger vermissen
Aus seinem Büro in der Zentrale der Hamburger Hochbahn an der Steinstraße hat Falk auf die Hauptkirche St. Jacobi geschaut. Bei den Berliner Verkehrsbetrieben wird er künftig von seinem Schreibtisch aus wieder die Spree im Blick haben. Übrigens wird Henrik Falk wieder in seine alte Mietwohnung in Berlin-Mitte einziehen.
Und was wird er an Hamburg besonders vermissen? „Die Verbindlichkeit der Menschen. Und natürlich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Hochbahn-Familie, die mir hier mit viel Offenheit begegnet sind. Das ist wirklich ein ganz besonderes Unternehmen.“