Hamburg. Vor allem jüngere Konsumenten nutzen diese Zahlungsmethode an der Ladenkasse. Experten sagen, was man unbedingt beachten sollte.

Auch in Hamburger Supermärkten und Bäckereien ist es längst ein gewohntes Bild: Zum Bezahlen halten Kundinnen und Kunden einfach ihr Smartphone oder manchmal ihre Smartwatch an das Lesegerät des Kartenterminals. Das sei einfacher und schneller, als mit Bargeld zu bezahlen, sagen Nutzer dieser Zahlungsmethode laut der jüngsten Digitalstudie der Postbank – und da man das Smartphone ohnehin dabeihabe, spare man sich das Mitnehmen beziehungsweise Heraussuchen der Bankkarte.

Erkenntnisse aus dem Einzelhandel untermauern das. Gleichzeitig erklären sie, warum Händler so großes Interesse daran haben, das „mobile Bezahlen“ zu ermöglichen: Laut einer Studie des Marktforschungsunternehmens Infas Quo im Auftrag der Girocard-Herausgeber dauert ein Smartphone-Bezahlvorgang an der Kasse im Schnitt 11 Sekunden, eine kontaktlose Kartenzahlung ohne PIN-Eingabe 12 Sekunden. Jeweils 19 Sekunden benötigt man für die Barzahlung sowie für das Einstecken einer Bankkarte in das Kartenterminal und die Bestätigung per PIN.

Zwar könnte man meinen, das seien nur eher geringe Unterschiede. Doch jede noch so kleine Zeitersparnis verkürzt bei hoher Kundenfrequenz die Warteschlange vor der Kasse und senkt damit das Risiko, dass jemand auf den Einkauf in diesem Geschäft verzichtet.

Zahlen per Handy an der Ladenkasse: Wie sicher ist das?

In Hamburg liegt beim Bezahlen im stationären Handel mit 39 Prozent die Girocard auf Platz eins, gefolgt von Bargeld mit 37 Prozent, wie die Haspa jüngst in einer „Geldbarometer“-Umfrage herausgefunden hat. 10 Prozent der Befragten nutzen für die Bezahlung, ein Smartphone oder die Smartwatch, wobei der Anteil in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit 24 Prozent sehr viel höher liegt.

Auf etwas andere Zahlen kommt die Postbank-Digitalstudie. Demnach verwendeten im Jahr 2023 bereits 33 Prozent der Bundesbürger das mobile Bezahlen, verglichen mit 19 Prozent im Jahr 2023. In der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen seien es nun sogar schon 51 Prozent.

Ein erstaunliches Detail aus der Postbank-Studie: Obwohl Hamburg das Bundesland mit der im Schnitt jüngsten Einwohnerschaft (42,0 Jahre) ist, liegt Hamburg im Hinblick auf den Anteil der Personen, die entweder mobiles Bezahlen oder kontaktloses Bezahlen mit der Karte nutzen, mit 58 Prozent auf dem vorletzten Platz – bundesweit sind es 64 Prozent, in Berlin 77 Prozent.

„In Skandinavien wird so gut wie alles mit der Karte oder digital bezahlt“

Eines aber steht fest: „Die Nachfrage nach kontaktlosem Bezahlen und Mobile Payment nimmt in Deutschland weiter zu“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. „Unsere skandinavischen Nachbarn sind sogar noch einen Schritt weiter: Hier wird so gut wie alles mit der Karte oder digital bezahlt.“ Vor diesem Hintergrund baue die Haspa die „digitalen Payment-Services“ konsequent weiter aus.

Tatsächlich waren die Sparkassen im Jahr 2020 die erste Institutsgruppe im deutschen Bankensektor, bei der nicht nur – wie sonst üblich – eine Kreditkarte, sondern auch die Girocard in der Bezahl-App „Apple Pay“ digital hinterlegt werden konnte. Allerdings gab es seitdem wiederholt Berichte über vereinzelte technische Probleme mit der Kombination iPhone/Girocard, die bei Verwendung der Kreditkarte für das mobile Bezahlen offenbar nicht im gleichen Maße auftraten. Bei der Haspa heißt es dazu, Störungen seien dort nicht bekannt.

„Ich höre immer wieder von Fällen, in denen das Bezahlen mit dem Smartphone nicht funktioniert“, sagt aber Kerstin Föller, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. „In der Beratung sagen uns außerdem auch einige Menschen, ihnen sei diese Zahlungsmethode zu unsicher.“

Bei der Verbraucherzentrale hält man das mobile Bezahlen für relativ sicher

Anders als befürchtet sei das Smartphone-Bezahlen jedoch eine „vergleichsweise sichere Technologie“, urteilt man bei der Verbraucherzentrale. Denn eine Kreditkarte mit Funk-Chip könne mittels manipulierter Lesegeräte ausspioniert werden, während das Smartphone seine Daten mit dem Terminal an der Supermarktkasse in verschlüsselter, nur für jeweils diesen einen Bezahlvorgang gültigen Form austauscht.

„Kurz gesagt: Bringt man dem Smartphone bei, eine Kreditkarte zu sein, sind Sie besser gegen Missbrauch geschützt als mit der Plastikkarte“, erklären die Experten der Verbraucherzentrale. Zudem sei bei Beträgen von mehr als 50 Euro zumeist eine PIN-Abfrage, das Einlesen des Fingerabdrucks oder eine Gesichtserkennung erforderlich.

Unbedingt empfohlen wird, die Betriebssoftware des Smartphones oder der „smarten“ Armbanduhr stets auf dem neuesten Stand zu halten und dafür die automatischen Updates zu nutzen. Sollte das Gerät verloren gehen, sei es wichtig, die Bezahlfunktion umgehend über den zentralen Sperr-Notruf unter 116 116 – genau wie beim Verlust der Bankkarte – blockieren lassen.

Zahlen per Handy: Anzahl der Geldautomaten hat seit 2015 deutlich abgenommen

Zwar sprechen Sicherheitserwägungen nach Einschätzung der Verbraucherzentrale-Experten nicht unbedingt gegen das Handy als Geldbörse. Aber: „Was Sie allerdings entscheiden müssen, ist die Frage, wie transparent oder anonym Sie in Ihrem Einkaufsverhalten – zum Beispiel Google oder der Sparkasse gegenüber – bleiben möchten.“ Wolle man das mobile Bezahlen dauerhaft nicht nutzen, könne es sinnvoll sein, den sogenannten NFC-Chip des Smartphones zu deaktivieren. Während Geräte mit dem Betriebssystem Android diese Möglichkeit in der Regel bieten, geht das beim iPhone nicht.

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Wie die Postbank für ihre Digitalstudie ermittelt hat, ist jedoch der Anteil der Bundesbürger, die auch künftig nicht per Smartphone an der Ladenkasse bezahlen wollen, seit 2020 von damals 59 Prozent auf zuletzt 45 Prozent gesunken. Ob dafür auch die abnehmende Verbreitung von Geldautomaten mitverantwortlich ist, kann nur spekuliert werden – deren Zahl ist jedenfalls von bundesweit gut 61.000 im Jahr 2015 auf weniger als 52.000 im Jahr 2023 zurückgegangen.

Auch wenn laut der Postbank-Digitalstudie immerhin 57 Prozent der 18- bis 39-Jährigen die Abschaffung des Bargelds begrüßen würden, steht das für die Bundesbank nicht zur Debatte. Das Argument der Währungshüter: „Aus gesellschaftlicher Sicht ist es aus Gründen der gesellschaftlichen Teilhabe und der Krisenprävention geboten, dass Bürgerinnen und Bürger weiter die Möglichkeit haben, Bargeld zu verwenden.“