Hamburg. Auch Entertainer Olli Schulz hatte um Unterstützung für das angeschlagene Geschäft gebeten. Der Inhaber hat einen dringenden Appell.
Die Kulturszene in Hamburg musste in den letzten Monaten auch schlechte Nachrichten verkraften. Egal ob Hafenklang, Stubnitz oder Headcrash – Teilen der Subkultur in der Hansestadt geht es schlecht. Jetzt aber gibt es gute Nachrichten für alle Freundinnen und Freunde der Plattenkiste in Hoheluft-West, richtig gute: Das Spendenziel der Kampagne von 15.000 Euro wurde in nur fünf Tagen erreicht, bisher haben 376 Menschen insgesamt 18.542 Euro gespendet (Stand Donnerstagvormittag).
Auch der Hamburger Musiker und Entertainer Olli Schulz hatte in seinem Podcast „Fest & Flauschig“, den er gemeinsam mit „ZDF Magazin Royale“-Moderator Jan Böhmermann führt, zum Spenden aufgerufen: „Das ist einer der wenigen Plattenläden, die es in Hamburg noch gibt“, rief der 51-Jährige die Hörerinnen und Hörer zum Support auf. „Da bin ich Olli total dankbar, er erreicht mit seinen Worten so unwahrscheinlich viele Leute“, sagte Christian Kind, Inhaber der Plattenkiste.
Plattenkiste in Hamburg: Traditionsreicher Schallplattenladen ist vorerst gerettet
Am Freitag hatte Kind via Facebook bekannt gegeben, dass sich das langjährige Schallplattengeschäft in einer finanziellen Schieflage befindet. „Ich hatte zwei Optionen“, sagte er gegenüber dem Abendblatt. „Entweder ich mache den Laden zu oder ich lasse die Hose runter und erkläre den Leuten, wie meine Situation ist“. Um sein Lebensprojekt nicht aufgeben zu müssen, entschied er sich für Zweiteres.
Das Ergebnis: „Innerhalb der ersten zwölf Stunden hatten wir schon 9000 Euro zusammen.“ Seine ursprüngliche Hoffnung war es, dieses Ziel in mehreren Wochen zu erreichen. „Damit habe ich niemals gerechnet“, brachte Kind seine Dankbarkeit zum Ausdruck. Doch wie konnte es zu dem finanziellen Loch kommen? Wie viele andere hat die Plattenkiste mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Den Kredit, den Kind vor 13 Jahren aufgenommen hatte, um das Geschäft – bereits seit 1982 im Uni-Viertel als „Ingos Plattenkiste“ bekannt – zu übernehmen, konnte er 2020 pünktlich abbezahlen.
Inhaber der Plattenkiste: Mehr auf kleine Konzerte gehen und in kleinen Läden einkaufen
Durch die Pandemie haben ihn dann auch die Corona-Hilfen aus dem ersten Lockdown getragen, zusätzlich hat er mehrere Sampler mit befreundeten Bands aufgenommen und an Unterstützer des Ladens gegeben. Vor allem die kürzlichen Rückzahlungen dieser Kredite, die gleichzeitig die Steuerlast und Beiträge erhöhten, brachten ihn letztlich in die finanzielle Notlage.
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Kind ist nun besonders froh über die Unterstützung aus der Kulturschaffenden-Szene, gleichzeitig aber auch erschrocken über die vielen Clubs und Einrichtungen, denen es genauso schlecht geht: „Ich hoffe, dass es das Bewusstsein stärkt, mehr auf kleine Konzerte zu gehen und in den kleinen Läden einzukaufen.“
Beendet ist die Spendenkampagne allerdings noch nicht, obwohl die schnellen Reaktionen Kind ermutigen: „Man hat auf jeden Fall erst mal ein bisschen Sicherheit. Damit ist die Plattenkiste auch 2025 eine sichere Anlaufstelle für Hamburgs Rocker!“ Als Nächstes ist am Montag (25.11.) ein Acoustic-Auftritt der Band „Therapy?“ in der Plattenkiste geplant, die tags darauf im ausverkauften Gruenspan auftritt. Spenden sind weiterhin über die Kampagnen-Website (gofundme.com) möglich.
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