Hamburg. Den Plattenladen in Hoheluft gibt es seit 40 Jahren, Inhaber Christian Kind bittet um Spenden: Corona-Hilfe habe „mehr gekostet als eingebracht“.

Ob Sepultura, In Flames oder doch Wardruna: Auf der Suche nach den Schallplatten von Bands aus der Rock- oder Metal-Szene wird man in der Plattenkiste in Hoheluft-West am ehesten fündig. Damit könnte in Zukunft aber Schluss sein: Der Plattenladen in Hamburg startete am Freitag eine Spendenkampagne, wie Inhaber Christian Kind via Facebook bekannt gab.

Nicht nur die Clubs in der Hansestadt haben es zurzeit besonders schwer, auch für unabhängige Plattenläden ist es in Zeiten von Spotify, YouTube oder Soundcloud herausfordernd, sich finanziell zu behaupten. In der Beschreibung des Hilferufs heißt es: „Die Hilfe aus dem 1. Lockdown hat mich am Ende mehr gekostet, als sie eingebracht hat. So musste ich allen in diesem Jahr mehrere Tausend Euro an die Stadt Hamburg zurückzahlen.“ Dazu kämen höhere Steuern und Beiträge sowie ein gehacktes Amazon-Verkaufskonto.

Olli Schulz ruft zur Mithilfe auf: Plattenkiste bittet um finanzielle Unterstützung

Das Geheimnis für den Erfolg der letzten 42 Jahre? Die Plattenkiste ist nicht nur ein Geschäft für langhaarige Vinyl-Conaisseure, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, an dem man sich über neueste Entwicklungen in der Rock- und Metal-Szene austauscht und – fachmännisch beraten – durch die Sammlungen stöbert: „Die Rock- und Metal-Szene hält wirklich zusammen“, sagte Kind dem Abendblatt im vergangenen Jahr. Auch wenn man mit den Einnahmen nicht reich werde. „Man muss das schon sehr lieben, was man tut, aber das tue ich, und deshalb ist es gut so“, sagte er damals.

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Nun geriet das Geschäft unter anderem durch die Corona-Hilfen in Schieflage. Dass der Altpunker und gebürtige Hamburger Olli Schulz in seiner aktuellen Podcast-Folge von „Fest & Flauschig“ dazu aufruft, die Kampagne der Plattenkiste zu unterstützen, dürfte die wenigsten überraschen: „Das ist einer der wenigen Plattenläden, die es in Hamburg noch gibt“, so der 51-Jährige. Wer einen Euro übrig habe, könne dort aushelfen.

Szene hält zusammen: In zwei Tagen fünfstelliger Betrag gespendet

Die Szene in Hamburg und außerhalb hat den Hilferuf gehört: Von Freitag bis Sonntagnachmittag sind bereits mehr als 12.000 Euro von mehr als 230 Spenderinnen und Spendern auf der Website (gofundme.com) gesammelt worden. Das Spendenziel von 15.000 Euro ist also schon zum Greifen nahe. Die Kommentare unter dem Facebook-Post bestätigen den Eindruck: „Bester Plattenladen in Deutschland“, schreibt User Armillus Magog. Nutzer Carsten Berger beschreibt die schnelle Reaktion der Fans noch treffender: „You‘ll never walk alone“.

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