Hamburg. Vier Absagen in einer Woche: Der beliebte linksalternative Club ist offenbar auf der Streichliste von Anti-Israel-Aktivisten gelandet.

Das Hafenklang hat 2024 wirklich ein gebrauchtes Jahr erwischt. Im August gab der Club an der Großen Elbstraße, der weit über Hamburg hinaus für sein alternatives Programm von Punk bis Electro beliebt ist, bekannt, dass ein großes Loch in der Kasse klafft. Und jetzt, wenige Wochen nach der Rettung durch eine Crowdfunding-Kampagne, ist das Hafenklang zwischen die Fronten im Palästina-Konflikt geraten.

„Anstatt uns mit der sinnvollen Verwendung des Geldes zu befassen, wenden wir aktuell immense Energie und Zeit dafür auf, einen Umgang mit Anfeindungen, Ultimaten und Boykottaufrufen zu finden, welche im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost stehen“, teilen die Betreibenden auf der Club-Webseite und in den Sozialen Netzwerken mit, „Hafenklang steht bereits auf Blacklists, wird nahezu zeitgleich als rassistisch, zionistisch, antideutsch, antisemitisch, linksextrem oder gar faschistisch bezeichnet.“

Hafenklang: Der Club duldet keinen „undifferenzierten Israel-Hass“ auf der Bühne

Hintergrund ist offenbar, dass einer Band im Vorfeld einer möglichen Buchung auf Nachfrage mitgeteilt wurde, dass das Hafenklang „weder Antisemitismus, undifferenzierten Israel-Hass, Nationalflaggen oder Hamas-Propaganda“ auf der Bühne gestatte. So ist das Hafenklang vermutlich in das Visier der internationalen Initiative BDS („Boycott, Divestment and Sanctions“) und ihres Umfelds geraten, die seit 2005 versuchen, den Staat Israel wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell zu isolieren. Dazu gehören auch Kritik und Agitation gegen Bands und Künstler, die sich durch Auftritte oder Gesten solidarisch mit dem Staat Israel (nicht mit seiner Regierung) oder der jüdischen Bevölkerung zeigen.

„BDS oder dessen Sympathisant*innen melden sich bei gebuchten Acts und fordern zu Absagen auf. Es wird in einer aggressiven Dynamik ordentlich Druck gemacht. In der letzten Woche haben wir allein vier Absagen von kurz bevorstehenden Konzerten bekommen“, erklärt das Hafenklang. Der Club, der traditionell zum linksalternativen Spektrum gehört, verurteilt in seinem Statement Krieg und Militarismus, Angriffe auf die Zivilbevölkerung im Gaza und im Libanon und kritisiert „scharf die rechte Regierung und Siedlerpolitik Israels unter der Benennung von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen durch Bruch des Völkerrechts.“ Gleichzeitig stellt der 60-köpfige Hafenklang-Verein „das Existenzrecht eines Staates Israels nicht in Frage“.

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Aber: „Der Konflikt und seine Geschichte ist doch wirklich zu komplex, um eindeutig, plakativ und vor allem kollektiv, Partei zu ergreifen. Das fliegt uns jetzt um die Ohren.“ Bereits in den Vormonaten gab es ähnliche Vorfälle um das Punk-Festival „Booze Cruise“ und um die Rote Flora. Das Hafenklang stellt im Abschluss des Statements fest: „Es gibt keinen Menschen, dessen Leben einen höheren Wert hat als das anderer. Wir möchten, dass ihr das bedenkt, wenn ihr das Hafenklang betretet.“