Hamburg. Wo geht Elektro steil? Wo wird auf dem Wasser gefeiert? Wo tanzt man schick – oder nackt? Die besten Adressen für Partys und Konzerte.

„Und der Bass vertreibt den Kummer und den Hass, Kick Drum regiert die ganze Nacht. Alle hier sind Arm in Arm, die ganze Meute springt im Takt. Vierzig Grad, Boden klebt, die Decke nass“: So beschreibt Paul Wetz in seiner „Ode an den Bass“ eine Nacht (oder zwei) im Club, „Ein Liebeslied, ein hoch auf Tanzmusik“. Das ist natürlich nicht auf Hamburg gemünzt, aber in dieser Stadt mit über hundert Musikspielstätten, wie es im Behördendeutsch heißt, hat jeder Musikgeschmack seine Heimat, seine Clubs, von Mainstream bis Subkultur, von Livemusik zu DJ-Set, zu Lande und zu Wasser.

Dafür schlagen sich Betreibende und ihre Teams die Nächte um die Ohren, buchen Bands und DJs, schalten das Licht für Stars und den Nachwuchs an und werden selten reich dadurch. Im Gegenteil: Die enger werdende Stadt macht es den Clubs immer schwerer. Faktoren wie Lärmbeschwerden, teure Auflagen, Mieten- und Kostenexplosion, Kiosk-Schwemme, geändertes Ausgehverhalten in Krisenzeiten, Spekulanten und Investoren stehen nicht auf der Gästeliste, aber vor der Tür, um sie zu schließen. Sechs Clubs hat es Anfang Januar 2024 erwischt, weitere wie das Headcrash und das Moondoo stehen zum verkauf, schließen bald oder sind Wackelkandidaten. Da kann man Neueröffnungen wie dem Nica Jazz Club am 9. November nur das Beste wünschen.

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Aber es gibt sie noch, den großen Liveclub, die kleine Technobar, den Metalschuppen, den Jazzkeller. Wir haben die Hamburger Clubszene in zehn Kategorien eingeteilt und stellen in jeder einen Club vor, der beispielhaft in seinem Genre oder stellvertretend für viele weitere ist. Diese Top Ten der Hamburger Clubs ist in diesem Sinne keine Bestenliste, sondern eine Anregung mit berühmten Adressen, aber auch Geheimtipps, um mal wieder vor die Tür zu gehen, zu jubeln, zu feiern, alte Bekannte zu besuchen und Neues zu entdecken.

Clubs in Hamburg – Großclub: Große Freiheit 36

Wer an einen Livemusik-Club in Hamburg denkt, hat wahrscheinlich die Große Freiheit 36 im Sinn. Mit Platz für 1500 Konzertfans im Saal und weiteren 500 unten im Kaiserkeller ist die Freiheit seit 1985 der größte Club Hamburgs (zusammen mit dem Docks) und gab wirklich allen von Rang und Namen eine Bühne: Prince, R.E.M., Robbie Williams, Coldplay, White Stripes, Ed Sheeran, und, und, und. Auch wer schon zu groß geworden ist, kehrt wie Bosse oder Revolverheld immer noch gern zurück. Pro-Tipp: Durch den „Raucherschlauch“ hinter der großen Bar kommt man am besten in die ersten Reihen.

Weitere Großclubs: Docks/Prinzenbar (Spielbudenplatz 19), Markthalle/MarX (Klosterewall 11), Fabrik (Barnerstraße 36), Gruenspan (Große Freiheit 58), Uebel & Gefährlich (Feldstraße 66), Georg Elser Halle (Feldstraße 66)

Mittelgroßer Liveclub: Molotow

Euphorie, Schweiß, Entdeckungen: Das 1990 gegründete Molotow ist Hamburgs Aushängeschild für glückselige Live-Erlebnisse in dicht wogender Menge mit Fokus Indierock. The Killers, Mumford & Sons und The White Stripes spielten im „Molo“, bevor sie durchstarteten. Bis heute beweist das Team um Andi Schmidt ein nachhaltiges Gespür für grandiose Talente. Nach zwei Umzügen tropfte das Kondenswasser zehn Jahre lang am Nobistor 14 von den Vinylplatten unter der Decke.

Musikclub Molotow in Hamburg
Das Molotow muss bleiben: Hier spielen internationale Rock- und Indiebands, auch als Partylocation ist der Club beliebt. Anfang 2025 zieht der Club zum vierten Mal um, vom Nobistor an die Reeperbahn 136 in das schließende Moondoo. © DPA Images | Jonas Walzberg

Im ebenerdigen Club, in der Skybar, im Karatekeller und im urban-lauschigen Hinterhof fanden weit mehr als 500 Leute Platz. Und auf all den Ebenen dieses Indie-Tetris-Paradieses liessen sich gut und gerne ganze Werktage respektive -nächte verbringen. Zum Ende des Jahres 2024 wurde dem Molotow gekündigt, um Platz für ein Hotel zu machen. Doch die Fans blieben stabil der Meinung: „Molotow muss bleiben!“, und so zieht der Club Anfang 2025 erneut um: An die Reeperbahn 136, die 17 Jahre lang Heimat für das Moondoo war.

Weitere mittelgroße Liveclubs: Logo (Grindelallee 5), Knust (Neuer Kamp 30), Hafenklang (Große Elbstraße 84), Nochtspeicher (Bernhard-Nocht-Straße 69A), Mojo Club (Reeperbahn 1)

Barbesucher sitzen auf Sofas in einem abgedunkelten Raum
Die Hebebühne in der Barnerstraße. © DIE HEBEBÜHNE 2019 | DIE HEBEBÜHNE 2019

Kleiner Liveclub: Hebebühne

Was wäre Hamburg nur ohne all die kleinen feinen Clubs, die mit viel Herzblut dem Nachwuchs eine Plattform bieten. Die Hebebühne (Barnerstraße 30), beheimatet in einer ehemaligen Autowerkstatt in Ottensen, ist einer dieser magischen Orte, wo im Miniaturformat gerne mal eine konzentrierte Energie entfesselt wird, wie sie kein Stadionkonzert bieten kann. Fans und Bands fast auf Augenhöhe. Die Musik zum Greifen nah. Loftartiges Flair im Hauptclub mit Bühne und Bar, extra Gemütlichkeit mit Sesseln und Kicker im angrenzenden Vogelnest. Junge Bands von Pop über Hip-Hop bis Songwriter-Sound können da vor bis zu 200 Fans ihre Motoren für die kommende Karriere ölen.

Weitere kleine Liveclubs: Uwe (Spielbudenplatz 21), Häkken (Spielbudenplatz 21), Bahnhof Pauli (Spielbudenplatz 21), Marias Ballroom (Lassallestraße 11), KENT Club (Stresemannstraße 163)

Chic & en vogue: GAGA

Petrol und Gold sind die bestimmenden Farben im GAGA oben im Klubhaus St. Pauli (Spielbudenplatz 21). Und wer zwischen Wunderkerzen im Sektkühler, Gogo-Tänzerinnen in den Streben über der Bar und dem Floor mit der fantastischen Soundanlage und Charts-House-Remixen das Kondenswasser vom eiskalten Mule-Kupferbecher wischt, hat es geschafft.

Gern ein wenig over the top: H.P. Baxxter im Club GAGA oben im Klubhaus St. Pauli auf dem Spielbudenplatz.
Gern ein wenig over the top: H.P. Baxxter im Club GAGA oben im Klubhaus St. Pauli auf dem Spielbudenplatz. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Edler als im GAGA wird auf dem Kiez nicht gefeiert, hier ist man besonders auf der Terrasse mit Blick über den Spielbudenplatz ganz oben. Die Tür ist entsprechend streng, und der Dresscode ist gepflegt bis smart casual.

Weitere chic & en vogue Clubs: Noho (Nobistor 10), Golden Cut (Holzdamm 61), Nikki Tiger (Talstraße 9), H1 Club (Conventstraße 10)

Hart, aber herzlich: Monkeys Music Club

Wer gern die Matte schüttelt oder im Pogo-Kreisel tobt, hat es nicht immer einfach in Hamburg. Klar, alle Größen der Szenen und der Underground spielen regelmäßig auf den großen und kleinen Bühnen zwischen Barclays Arena und Logo, aber feste Anlaufstellen speziell für hartes Zeug sowohl auf der Bühne und auf dem Plattenteller sind rar, besonders nach dem angekündigten Verkauf des Headcrash 2025. Aber es gibt immer noch Kleinodien wie den 2015 eröffneten Monkeys Music Club in der Barnerstraße 16 (wo vorher das jetzt am Langenfelder Damm hausende Kir Krach machte), ein kleiner, aber feiner und familiärer Club mit angeschlossenem Pub und einem Live-Schwerpunkt von Punk über Hardcore und Rotzrock bis Metal. Aber auch Rockabilly, Ska oder Soul machen keinen Umweg um Ottensen. Im Monkeys kann man sowohl den heißen Scheiß entdecken als auch Legenden wie TV Smith abfeiern.

Weitere harte, aber herzliche Clubs und Bars: Bambi Galore (Öjendorfer Weg 30A), Lunacy (Hamburger Berg 25), Gun Club (Hopfenstraße 32), Hausverbot (Friedrichstraße 36), Kir (Langenfelder Damm 94), Tortuga Bar (Bleicherstraße 27), Night Light (Gerhardstraße 5), Jolly Roger (Budapester Straße 44), Headcrash (Hamburger Berg 13)

Techno und Elektro: Südpol

Am Freitag in den Club und Sonntag wieder raus, dazwischen weiß der Teufel: Der Südpol (Süderstraße 112) am Billekanal in Hammerbrook ist der sowohl abgelegenste als auch populärste Technoclub in Hamburg. Hier vermischen sich alternativer, achtsamer Anspruch mit 46 Stunden langem Exzess, angefeuert von DJ-Line-ups, die an einem Wochenende auf eine teppichbodenlange Liste passen. Ein ruhigerer Abend wirkt wie in der Romanverfilmung von „So was von da“ (2018), die dort gedreht wurde. Wer jedenfalls in Hamburg das Berlin-Gefühl sucht, ist bei der „Expedition Südpol“ genau richtig.

Weitere Techno- und Elektroclubs: Golden Pudel Club (St. Pauli Fischmarkt 27), Tranzit im Bahnhof Pauli (Spielbudenplatz 21), Fundbureau (Altländer Straße 11), Edelfettwerk (Schnackenburgallee 202), Halo (Große Freiheit 6), Juice Club (Stresemannstraße 204), PAL/NTSC (Nordkanalstraße 29)

Elektro-Mikroclub: La Cova

„Sexpositive“ oder „kinky“ Partys, sprich wo man wenig anhat und der Austausch von Zärtlichkeiten keinen stört, begannen 2018 aus Berlin (Berghain, KitKat) nach Hamburg zu schwappen. Mittlerweile haben auch viele „normale“ Clubs wie Südpol, Club 25, Prinzenbar, Hafenklang und Nochtspeicher solche hedonistischen Feiern von Techno bis Gothic im Programm, und unter der Darkside Boutique auf der Reeperbahn hinter einer unscheinbaren Hinterhof-Stahltür findet man seit 2020 als festen Club das La Cova (Reeperbahn 152): Hier gibt es sonnabends und an ausgesuchten Freitagen auf dem kleinen Floor für ein sehr junges Publikum derben Ballertechno und in alten Erwachsenenfilmkabinen oder Chill-Ecken Platz für ... dies, das, Ananas. Dresscode: möglichst wenig, und das schwarz, bitteschön.

Weitere Elektro-Mikroclubs: DOT Club (Friedrichstraße 8), Baalsaal (Reeperbahn 25), Frappant (Bodenstedtstraße 16), Frau Holle (Friedrichstraße 9)

Jazz, Swing, Blues und Latin: Cotton Club

Jeden Tag muss geöffnet sein, nie soll jemand vergeblich vor der Tür stehen: Das ist seit über 60 Jahren die Devise im Cotton Club, der seit 1971 nach einigen Wanderungen durch die Stadtteile am Alten Steinweg 10 in der Neustadt residiert: Elf Treppenstufen hinab geht es in die gute Stube für Fans von Oldtime Jazz, Dixieland und Swing. Wobei auch Modern Jazz, Blues, Skiffle, Rock ‘n‘ Roll und – live und vom Plattenteller – Latin den Kalender bereichern. Wenige Schuppen haben so viele Stürme der Zeit überstanden wie dieses absolute Unikat der Hamburger Clubszene. Du kriegst die Tür nicht zu!

Weitere Clubs für Jazz, Swing, Blues und Latin: Birdland (Gärtnerstraße 122), Nica Jazz Club (Alter Wall 20), Hafenbahnhof (Große Elbstraße 276), Cascadas (Ferdinandstraße 12), JazzHall (Harvestehuder Weg 12), La Macumba (Adenauerallee 3), Brückenstern (Stresemannstraße 133)

Auf dem Wasser: Frau Hedis Tanzkaffee und MS „Stubnitz“

Die Hafen-Sehnsucht ist auch bei Nachtschwärmenden oftmals übergroß. Von März bis Dezember schaukelt die Barkassen-Flotte von Frau Hedis Tanzkaffee stündlich ab den Landungsbrücken 10 zu DJ-Sets und Livemusik über den Strom und dessen Seitenarme. Containerriesen an 80er-Jahre-Disco. Balkan-Pop unter polternden Kränen. Punk und Italo-Schlager mit Köhlbrandbrücken-Panorama. Die Hedi ist die schunkelnde wie freigeistige Wundertüte für alle.

Die MS „Stubnitz“, ein ehemaliges Kühlschiff der DDR-Hochsee-Fischfangflotte, hat in der HafenCity auf mehreren variablen Bühnen Platz für Konzerte, Partys und Performance, bevorzugt aus internationalen Subkulturen.
Die MS „Stubnitz“, ein ehemaliges Kühlschiff der DDR-Hochsee-Fischfangflotte, hat in der HafenCity auf mehreren variablen Bühnen Platz für Konzerte, Partys und Performance, bevorzugt aus internationalen Subkulturen. © HA / A.Laible | Andreas Laible

Die MS „Stubnitz“ wiederum befindet sich seit September 2023 fest vertäut an ihrem neuen Liegeplatz, dem Kirchenpauerkai 29 nahe der Öffi-Station Elbbrücken. Auf dem 80 Meter langen Industriedenkmal aus dem Jahr 1964 sind Kultur und Konzerte von experimentellem Rock bis zu verpuzzeltem Elektro zu erleben. In drei multifunktional gestaltbaren Bereichen lässt sich auf der „Stubnitz“ wie im stählernen Bauch eines Walfischs feiern. Kolossal.

Stadtteil-Szene: Freundlich+Kompetent

Muss es immer St. Pauli, Schanze, Altona sein? Nein, auch in Barmbek, Harburg, Bergedorf oder Wilhelmsburg gibt es Partys und Konzerte, zum Beispiel im Freundlich+Kompetent (Hamburger Straße 13): Wer seinerzeit die Idee hatte, ein sakrales Backsteingewölbe in das Mundsburg Center zu bauen, lässt sich nicht schnell herausfinden. Aber seit das Freundlich+Kompetent 2014 aus dem völlig abgerockten Domizil in Winterhude an die Hamburger Straße umzog, hat Barmbek-Süd endlich einen Liveclub für kleine Konzerte von Hip-Hop über Indie bis Songwriter, fair eingepreist gegen eine Hutspende. Es ist eng, aber alles da, was man für einen Konzert- oder Partyabend braucht.

Weitere Clubs für Stadtteil-Szene: Honigfabrik (Industriestraße 125–131), Lola (Lohbrügger Landstraße 8), Zinnschmelze (Maurienstraße 19), Stellwerk (Hannoversche Straße 85), Brakula (Bramfelder Chaussee 265), Fabrique im Gängeviertel (Valentinskamp 34a)