Eine 500.000 Euro teure Toilette soll die Obdachlosensituation entschärfen. Anlage könne auch eine Busladung Touristen abfertigen.

Hamburg. Teilnehmer des runden Tisches zum Zaun gegen Obdachlose haben am Sonntag ihre Idee verteidigt, unter der Kersten-Miles-Brücke anstelle des Sperrwerks eine 500.000 Euro teure öffentliche Toilette zu errichten. Es handele sich nicht um ein einfaches Klohäuschen, sondern um eine Anlage, die auch eine Busladung Touristen abfertigen könne, erklärte der Bezirksamtsleiter von Mitte, Markus Schreiber.

Geplant seien sieben Frauenboxen, zwei Männerboxen, fünf Pissoirs und ein Personalraum. Das Geld dafür solle die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt aufbringen. "121 Bürgerschaftsabgeordnete haben sich gegen den Zaun geäußert, sie sind jetzt auch in der Pflicht, die alternative Lösung zu unterstützen", sagte Schreiber. Er reagierte damit auf Kritik an der Höhe des Baupreises sowie an den Betriebskosten von rund 180.000 Euro pro Jahr.

Auch der Schlichter und Präsident der Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Hans-Peter Strenge, steht zu dem Vorschlag: "Heute müssen die Touristen runter auf die Landungsbrücken und erst einmal einen Rollmops kaufen, um ein Klo benutzen zu können." Das werde sich ändern. Betriebskosten von 180.000 Euro im Jahr würden nur fällig, wenn ein Unternehmen im Dreischichtdienst die Anlage betreibe. "Wir streben aber eine Betreuung durch eine soziale Einrichtung an. In dem Fall wären es nur 60.000 Euro im Jahr", sagte Strenge. Er verwies auf ein ähnliches Projekt am Wilhelmsburger Stübenplatz.

Der CDU-Faktionschef im Bezirk Mitte, Bernd Ohde, hält das WC zwar für richtig. Die Kosten wolle seine Fraktion aber überprüfen. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Christoph de Vries sagte: "Die erste Baumaßnahme für 100.000 Euro war kopflos, dann kostete der Zaun 20.000 Euro, und nun versucht Schreiber, für eine halbe Million Euro sein Gesicht zu wahren." Auch das WC werde Obdachlose vertreiben.

Die sozialpolitische Sprecherin der SPD in der Bürgerschaft, Ksenija Bekeris, begrüßte den Entschluss. "Von der Toilette werden alle profitieren." Die FDP-Bürgerschaftsfraktion wollte sich nicht äußern. "Wir waren an der Runde nicht beteiligt und kennen das Gesamtpaket nicht", sagte die sozialpolitische Sprecherin Martina Kaesbach. Die GAL unterstützt die WC-Idee. "Das ist ein Batzen Geld, ich verstehe das Erstaunen", sagte Parteichefin Katharina Fegebank. Mit Blick auf drei Wochen Debatte ließe sich die Investition rechtfertigen: "Für den sozialen Frieden des Bezirks ist es sinnvoll und richtig, das Geld in die Hand zu nehmen." Nun komme es darauf an, genau zu erklären, wofür das Geld gebraucht werde.

Zusätzliche Kosten wird auch der Vorschlag des runden Tisches verursachen, flexible Sozialarbeiterteams einzusetzen. "Zwei neue Stellen kosten 120.000 Euro pro Jahr", sagte Schreiber. Das Geld müsse von der Sozialbehörde kommen.