Freitag wurde der Zaun unter der Kersten-Miles-Brücke abgebaut. Die Entscheidung gab Bezirkschef Schreiber am Mittag bekannt.

Hamburg. Der umstrittene Zaun gegen Obdachlose unter der Kersten-Miles-Brücke an der Helgoländer Allee (St. Pauli) wird abgebaut. Mehrere Mitarbeiter des Bezirksamtes rückten um 14.20 Uhr mit Trennschleifern an, seitdem fliegen die Funken. Inzwischen stehen nur noch die Streben.

Die Entscheidung hatte Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) nach einem Treffen mit dem eingesetzten Schlichter Hans-Peter Strenge (Präsident der Synode der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche), der die Moderation im Streit um den Zaun übernommen hat, am Mittag bekannt gegeben.

„Damit werden von Seiten des Bezirks die bestmöglichen Startbedingungen für den in der nächsten Woche beginnenden Runden Tisch geschaffen und wir können gemeinsam die besseren Alternativen entwickeln. Wir als Bezirk sind für alles offen, einzige Bedingung: Es darf kein Zurück zu den Zuständen geben, wie sie im vergangenen Jahr dort zu finden waren. Im Übrigen kann es nicht Ziel sein, zu fordern, dass Menschen unter Brücken schlafen dürfen sondern vielmehr muss darauf hingewirkt werden, bestehende Hilfsangebote auch anzunehmen“, so Bezirksamtsleiter Markus Schreiber.

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Schreiber beugt sich mit dem Abbau des Zauns dem politischen Druck durch Senat und Bürgerschaft, die in dieser Woche das Entfernen der 18.000 Euro teuren Absperrung gefordert hatten. Zu abendblatt.de sagte Schreiber: "Wenn Senat und Bürgerschaft sich einstimmig gegen den Zaun aussprechen, kann ich als kleiner Bezirkschef nicht gegen die ganze Welt kämpfen."

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich hatte Schreiber in der Bürgerschaft scharf angegriffen. In der Absperrung sowie dem vorangegangenen Umbau des Areals unter der Brücke zeige sich die „Geltungssucht eines Beamten“. Insgesamt habe Schreiber für beide Baumaßnahmen „rund 120.000 Euro Steuergeld verschwendet“.

Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) sagte, in einem Moderationsverfahren könnten Lösungen für Obdachlose, Anwohner und Ordnungskräfte gefunden werden. Der Runde Tisch unter Leitung von Strenge tagt erstmals am 5. Oktober. Als Teilnehmer werden Vertreter des Obdachlosen-Projektes "Hinz & Kunzt" erwartet sowie von der Sozialbehörde, der Diakonie und der Bezirksversammlung.

„Wir freuen uns natürlich, dass der Zaun abgebaut wird“, sagte eine Sprecherin vom „Bündnis Zaun muss weg“. Das sei am Ende aber nach ihrer Einschätzung auch nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Bezirksamtsleiter Schreiber hatte den Zaun nach Beschwerden von Bezirksmitarbeitern und Anwohnern errichten lassen, um zu verhindern, dass Obdachlose unter der Brücke an der Helgoländer Allee übernachten. Dies hatte zu massiven Protesten geführt.