Fristlos und damit ohne Abfindung hätte man Dirk Jens Nonnenmacher nur zwei Wochen nach den jüngsten Vorwürfe kündigen sollen.
Hamburg. Der frühere schleswig-holsteinische Wirtschaftssenator Werner Marnette (parteilos) kritisiert den Weg der Abberufung von HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher. "Bei einer derart wichtigen Personalentscheidung hätte eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung bereits in dieser Woche stattfinden müssen", sagte Marnette dem Abendblatt.
Wie berichtet, hatten der Hamburger Senat und die Kieler Landesregierung den HSH-Aufsichtsratsvorsitzenden Hilmar Kopper am Dienstag aufgefordert, die Trennung von Nonnenmacher einzuleiten. Kopper hatte auf einem "geordneten Verfahren" der Abberufung des umstrittenen Top-Managers bestanden. Das bedeutet: Die Personalie steht erst auf der nächsten regulären Aufsichtsratssitzung am 2. Dezember auf der Tagesordnung. Bis dahin bleibt Nonnenmacher im Amt.
Marnette zieht daraus den Schluss, dass hinter der Wahl dieses Verfahrens die Absicht steht, dem Banker eine Abfindung zu sichern. Fristlos und damit ohne Abfindung hätte man Nonnenmacher nur zwei Wochen nach Bekanntwerden der jüngsten Vorwürfe kündigen können. Unter anderem geht es darum, dass Nonnenmacher dem Senat brisante Verträge mit dem Sicherheitsunternehmen Prevent vorenthalten haben soll. Diese Frist läuft am übernächsten Montag, also weit vor dem 2. Dezember, ab.
Allerdings ist umstritten, ob sich Nonnenmacher wirklich pflichtwidrig verhalten hat - Voraussetzung für eine fristlose Kündigung. Marnette bezweifelt die Erfolge Nonnenmachers bei der Sanierung der Nordbank. "Bei der Abbaubank geht es um eine Bilanzsumme von 70 Milliarden Euro", sagte Marnette. "Was wird aus der Abbaubank?" Der Ex-Minister fordert angesichts des "Schulden-Himalajas" eine gemeinsame Lösung der Länder mit dem Bund.