Was waren das noch für Zeiten, als Ole von Beust das Rathaus regierte und die schwarz-grüne Liebe jung und frisch war.

Keine Programmatik stand den ungleichen Partnern im Weg, keine Parteibasis, keine Opposition. Verliebt, mitunter auch selbstverliebt, zimmerten Schwarze und Grüne bizarre Kompromisse wie die Primarschule, die sich zuvor in keinem Parteiprogramm gefunden hatte.

Die Liebe überstand auch die Mühen des Alltags und die Finanzkrise erstaunlich gut, nicht aber den 18. Juli 2010. Erst warf ein amtsmüder Ole von Beust den Bettel hin, dann pfiff das Wahlvolk die Schulreformer zurück - binnen weniger Stunden fielen zwei Säulen, auf denen die Beziehung ruhte. Heute fragen sich immer mehr GAL-Politiker, ob nicht dieser Sonntag im Juli der perfekte Tag für eine Trennung gewesen wäre. Schließlich hatten die Grünen immer betont, die Bildungsreform sei der zentrale Punkt, an dem sich der Erfolg der Koalition entscheide. Doch im Moment des Debakels wollte die GAL nicht als Koalitionsbrecher erscheinen, zumal die Umfragen für die Grünen wenig schmeichelhaft waren.

Seitdem wächst zwischen den Partnern von Tag zu Tag das Misstrauen, Eintracht verwandelt sich in Zwietracht, statt nach Kompromissen sucht man nun Profil. Fast jeder Nebenaspekt wird zum Streitfall: Der schon ausverhandelte Vertrag mit den muslimischen Verbänden passt der Union plötzlich nicht mehr, die GAL stört sich an der Bürgermeister-Personalie Fritzenkötter, nur weil dieser einmal mit Ronald Schill zusammen feierte. Das alles sind wunderbare Anlässe für einen Ehekrach, nicht aber für die Scheidung.

Den aber hat jetzt GAL-Fraktionschef Jens Kerstan gefunden - in der Person des HSH-Chefs Jens Dirk Nonnenmacher. Alles andere als einen Rauswurf des umstrittenen Vorstandschefs werde die GAL nicht mittragen, streute der Brachial-Rhetoriker Kerstan im "Spiegel". Welch perfekte Zutaten für ein Ausstiegsszenario: Der Skandal der Nordbank weitet sich aus, Nonnenmacher ist extrem unbeliebt - also stellt man kurzerhand die Koalitionsfrage. Dass bei der HSH Nordbank Milliarden Euro der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg im Feuer stehen und wochenlange Personaldebatten dieser Bank massiv schaden, stört offenbar wenig. Was sind schon viele Milliarden gegen ein paar Prozentpunkte? Längst geht es mehr um die eigene Partei als um Hamburg. Und CDU und GAL eint nur noch ein Zukunftsprojekt: Die jeweils beste Ausgangsposition für die Bürgerschaftswahl.