Eine Abfindung für Nonnenmacher könnte Millionen kosten. Man hofft auf Einvernehmen, doch sein Arbeitsvertrag läuft bis Ende 2012.

Hamburg/Kiel. Nach dem Vertrauensentzug der Mehrheitseigner, der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, sind die Tage von Dirk Jens Nonnenmacher auf dem Chefsessel der skandalumwitterten HSH Nordbank gezählt. Jetzt geht es um das „Wie“ seines Abgangs. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, der sich bis zuletzt vor seinen Schützling gestellt hatte, will Nonnenmachers Ablösung in Angriff nehmen. Wann dieser seinen letzten Arbeitstag in der Firmenzentrale in Hamburg haben wird, ist noch offen. Gleiches gilt für die Höhe einer möglichen Abfindung.

Klar ist, dass sich der Aufsichtsrat erst am 2. Dezember in seiner ordentlichen Sitzung mit der „Causa Nonnenmacher“ befassen wird. Dem Vorsitzenden des Kontrollgremiums sei ein „geordnetes Verfahren“ wichtig, „um jeglichen Schaden von der Bank abzuwenden“, betonte ein HSH-Sprecher.

Dazu dürfte auch die Frage gehören, ob Nonnenmacher mit einem „goldenen Handschlag“ verabschiedet wird. Schließlich hat der 47- Jährige noch einen laufenden Arbeitsvertrag bis Oktober 2012. In der dürren Mitteilung der Kabinette wurde Kopper „gebeten, die erforderlichen Schritte einzuleiten, um eine Trennung von Prof. Nonnenmacher zu erreichen und den Vorstandsvorsitz (...) neu zu besetzen.“Das hört sich nach friedlicher Scheidung an.

Obgleich es Schlagzeilen und Skandale über die Landesbank in der zweijährigen Amtszeit Nonnenmachers zuhauf gab, konnte ihm bis dato keine Pflichtverletzung nachgewiesen werden – wenn man den vom Aufsichtsrat beauftragten Anwaltskanzleien und Unternehmensberatungen folgt. Sie entkräfteten laut Aufsichtsrat beispielsweise Vorwürfe, der Vorstandschef sei maßgeblich in riskante „Omega“- Kreditersatzgeschäfte verwickelt gewesen. Offen ist dagegen, was Ermittlungen der Staatsanwälte in Hamburg, Kiel und New York hervorbringen werden, die sich auch gegen Nonnenmacher richten.

Aus den Untersuchungsausschüssen in Hamburg und Schleswig-Holstein sind bisher ebenfalls noch keine hieb- und stichfesten Beweise gegen den Vorstandschef auf den Tisch gekommen. Dem Gremium lägen keine Dokumente und Aussagen vor, die eine fristlose Kündigung rechtfertigten, hatte SPD-Obmann Jürgen Weber in Kiel eingeräumt. Wie auch immer der Abgang von „Dr. No“ aussehen mag: In den Medien gilt eine mehrere Millionen Euro schwere Abfindung bereits als ausgemacht.

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Dies weckt Erinnerungen an eine Sonderzahlung von 2,9 Millionen Euro aus einem Altvertrag, die Nonnenmacher im Vorjahr harsche Kritik einbrachte – schließlich ist sein Jahresgehalt als Chef einer staatlich gestützten Bank bei 500000 Euro gedeckelt. Der Mann mit der ungewöhnlichen Gel-Frisur wurde in die Reihe gieriger Banker eingereiht, die ihre Institute gegen die Wand fahren, aus der Steuerkasse Milliarden benötigen und später mit hohen Abfindungen abtreten. Vergeblich appellierten damals die CDU-Länderchefs Ole von Beust (Hamburg) und Peter Harry Carstensen (Schleswig-Holstein) an Nonnenmacher und seine Moral, auf das Geld zu verzichten.

Und nun? In der Regel lassen sich geschasste Manager ihren vorzeitigen Abgang gut entlohnen, notfalls erstreiten sie sich vor Gericht ihre „Ablöse“. Für den schleswig-holsteinischen FDP- Fraktionschef Wolfgang Kubicki, selbst Rechtsanwalt, kommt eine Abfindung für Nonnenmacher nicht infrage – zu viel spräche gegen ihn, sagte er vor dem Rauswurf. Allerdings: Dies bisher vom Aufsichtsrat engagierten Anwaltskanzleien und Wirtschaftsprüfer, die mit einer Entlastung von Nonnenmacher befasst waren, sind aus seiner Sicht teurer als eine mögliche Abfindung für den Vorstandschef.