Einen Ausstand soll es auch in Bücherhallen und auf Friedhöfen geben. Im Umland fallen zudem Busse aus.
Hamburg. Die Welle der Warnstreiks im öffentlichen Dienst erreicht heute Hamburg. Trotz des Winterwetters mit Eis, Schnee und anhaltenden Minusgraden wollen sich auch Mitarbeiter der Stadtreinigung an dem Ausstand beteiligen. Zwischen 6 und 10 Uhr soll es in der Innenstadt und im gesamten Westen bis an die Stadtgrenze nach Wedel keinen Streudienst geben. Dies sagte gestern Wolfgang Rose, Hamburger Chef der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, dem Abendblatt. Er schränkte aber ein: "Eine extreme Lage mit neuem Schneefall oder Glatteis werden wir bei den Planungen berücksichtigen."
Auch Eltern müssen sich an diesem Vormittag darauf einstellen, dass Kindertagesstätten geschlossen bleiben oder nur eine Notbetreuung angeboten wird. Ein Gewerkschaftsmitarbeiter schätzte die Zahl der in Hamburg streikenden Kita-Beschäftigten auf etwa 300. Dazu kommen Bedienstete anderer städtischer Betriebe, darunter die Hafenverwaltung HPA, Alten- und Pflegeheime, Bücherhallen, Friedhöfe sowie von Bundesbehörden wie Zoll und Wasser- und Schifffahrtsamt. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden auch der öffentliche Nahverkehr und Krankenhäuser von dem Ausstand betroffen sein.
Bundesweit sind vor der dritten Tarifrunde für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen Zehntausende Beschäftigte zu halbtägigen Warnstreiks aufgerufen. Die Gewerkschaften verlangen für die zwei Millionen Bediensteten Gehaltsverbesserungen im Volumen von insgesamt fünf Prozent. "Wir erwarten, dass am Mittwoch ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt wird", sagte Ver.di-Landeschef Rose. Die Arbeitgeber halten die Forderungen dagegen für inakzeptabel.
Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes (dbb), Peter Heesen, warf dem Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), im Abendblatt Provokation und eine schlechte Verhandlungsführung vor: "Das war taktisch keine Meisterleistung." Die Warnstreiks im Winterdienst würden gegebenenfalls noch ausgeweitet. "Wir könnten auch Ernst machen." Dass die Gewerkschaften es ernst meinen, spürten Besucher im Hamburger Schauspielhaus schon gestern Abend. 15 Techniker waren in den Ausstand getreten, der Beginn der Kleist-Inszenierung "Das Käthchen von Heilbronn" verzögerte sich um eine knappe Stunde.