Harburg. Stiftung baut Anlage für Betreutes Wohnen mit Blick auf Hafen und Fischhalle. Wer hier einziehen kann und was noch geplant ist.
- Der Bedarf ist enorm, das Angebot begrenzt: Wohnungen für Senioren mit Betreuungsbedarf sind in den Innenstädten Mangelware
- Im Süden Hamburgs, genauer gesagt im Harburger Binnenhafen soll sich das bald ändern
- Hier plant eine Stiftung 32 Wohnungen für ältere Menschen – in spektakulärer Lage
Als Projekt „Harburger Ankerplatz“ mit Wohnangeboten vor allem für junge Demenzkranke wurde im Frühjahr 2019 ein soziales Bauprojekt im Westen des Binnenhafens präsentiert. Einziehen sollte das Deutsche Rote Kreuz Harburg. Das DRK sprang ab, und es fanden sich drei neue Betreiber unterschiedlicher sozialer Einrichtungen. Mehr als die Hälfte der Fläche wollte die Diakonie Alten Eichen mieten. Doch auch sie sagte ab. Dennoch wird gebaut, mit Aussicht auf Erfolg.
„Wir sind vor einigen Monaten komplett ausgestiegen“, sagt Antje Laskowski, Sprecherin der Diakonie Alten Eichen. Zu den Gründen wollte sie sich nicht äußern. Damit hat das soziale Demenzzentrum sein Schwergewicht verloren: Die Diakonie plante auf gut 2000 Quadratmetern (Gesamtfläche: rund 3700 Quadratmeter) in drei unterschiedlichen Gebäuden Wohnpflegegemeinschaften, Betreutes Wohnen und eine Tagespflege für Senioren.
Binnenhafen Harburg: 32 Wohnungen für Senioren mit Blick auf Fischhalle
Noch bevor der Bau des Zentrums begann, eröffnete Alten Eichen eine Diakoniestation am Schellerdamm im Binnenhafen. „Mit ihr sind wir sehr glücklich, dort werden wir sicherlich weitermachen“, sagt Laskowski. Die Diakoniestation Harburg/Süderelbe bietet häusliche Pflege an für Menschen, die krank, pflegebedürftig oder gehandicapt sind. Neun Pflegekräfte versorgen aktuell 35 Menschen. Leiterin Diana Herz würde gern noch weitere Pflegefachkräfte einstellen.
Zwei Straßen weiter, auf dem Eckgrundstück Kanalplatz/Blohmstraße, wird derzeit heftig gebaut. Hier entsteht das soziale Zentrum mit Wohnangeboten in unterschiedlichen Facetten. Auch eine Quartiersgarage mit rund 100 Stellplätzen ist geplant. Eigentlich sollte der Rohbau der vier- bis sechsstöckigen Gebäude bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Doch so weit ist es noch nicht. „Die geplante Fertigstellung bis Anfang 2026 werden wir nicht halten können“, sagt Bauherr Holger Cassens. „Wir rechnen jetzt mit der Eröffnung Mitte des Jahres 2026.“
Gartenanlage im Innenhof sorgt für Wohlfühl-Atmosphäre
Das Gebäudeensemble ist in fünf Häuser mit und ohne Sockelgeschoss plus Garage unterteilt. Es wird einen geschützten Innenhof bekommen, in dem die Bewohner im Grünen verweilen können. Eine großzügige Gartenanlage, die der Architekt auch deshalb eingeplant hat, weil die Hafenumgebung wenig grüne Erholungsräume bieten kann.
Das Rauhe Haus wird besondere Wohnangebote für Menschen machen, die nach Hirnverletzungen Unterstützung brauchen. Auch die Stiftung ist ein diakonisches Unternehmen. Sie arbeitet in der Kinder- und Jugendhilfe, der „Teilhabe mit Assistenz“, Sozialpsychiatrie und Pflege sowie im Bereich Bildung an rund 100 Standorten in Hamburg und Schleswig-Holstein.
Hamburger Martha Stiftung steigt mit ein
Ebenfalls seit Jahren mit im Boot sitzt der Verein Insel e.V. Einer von vier Schwerpunkten des gemeinnützigen Vereins mit Sitz in Hamburg ist die Unterstützung von hilfebedürftigen Menschen beim selbstbestimmten Wohnen. In Harburg ist er bereits vertreten, mit einer Wohngruppe im Kaspar-Hauser-Haus (Eißendorfer Pferdeweg), einem Betreuungsverein am Schloßmühlendamm und einer Betreuungsstation am Harburger Rathausplatz. Im Binnenhafen plant er eine Wohnpflegegemeinschaft für Menschen mit geistigen Behinderungen.
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Ein Großteil der von der Diakonie Alten Eichen aufgegebenen Flächen wird nun die Hamburger Martha Stiftung mieten. Gegründet 1849 ist sie heute eines der großen Sozialunternehmen der Stadt, mit rund 1000 Beschäftigten. Von 31 Standorten der Stiftung liegen zwei im Bereich Harburg: eine Suchtberatungsstelle (Schloßmühlendamm) und das Suchttherapiezentrum Haus Osterberg in Sprötze.
Betreutes Wohnen für Senioren im Hamburger Süden: Weitere Mieter gesucht
Die Betreuung von Suchtkranken, von Senioren und Menschen mit Behinderungen sind die Schwerpunkte der Martha Stiftung. „Sie wird bei uns 32 Wohnungen mit betreutem Wohnen für Menschen über 60 Jahren anbieten“, sagt Cassens. Die Wohnungen werden in einem Gebäude an der Straße Kanalplatz liegen, gegenüber der Fischhalle Harburg. Ebenso in den beiden Sockelgeschossen, die zum Kaufhauskanal ausgerichtet sind. Zwischen dem Kanal und dem Gebäude ist zudem ein öffentlicher Weg vorgesehen.
Das soziale Zentrum mit Wohnangeboten für Senioren und Menschen mit Hirnleistungsstörungen wird voraussichtlich ergänzt durch Beratungsstellen. Investor Cassens hat fast alle entstehenden Räumlichkeiten bereits vermietet: „Im Haus A sind noch zwei Flächen frei.“
Er könne sich vorstellen, dass dort Dienstleister wie zum Beispiel eine Physiotherapie-Praxis einziehen werden. Das Haus A ist der prominenteste Gebäudeteil: ein sechsstöckiges Gebäude (inklusive zweier Sockelgeschosse) direkt an der Ecke Blohmstraße/Kanalplatz.