Harburg. Bauarbeiten für Soziales Zentrum an der Straße Kanalplatz sollen Anfang 2023 starten. Dahinter steckt ein Hamburger Mäzen.

Der Bau eines sozialen Zentrums mit Schwerpunkt Demenz im Harburger Binnenhafen soll Anfang 2023 starten. „Wir wollen im ersten Quartal die Pfähle setzen“, sagt Investor Holger Cassens. Er bekomme jetzt erste Angebote von Baufirmen. Auf der Brachfläche an der Straße Kanalplatz/Ecke Blohmstraße soll ein Komplex aus vier Gebäuden entstehen. Ein Schwerpunkt der sozialen Bauten werden Wohnangebote für Menschen mit Demenz bilden. Als Betreiber sind drei Träger der Diakonie vorgesehen.

Noch in diesem Jahr laufe die Kampfmittelsondierung auf der Brachfläche, so Cassens. Er will trotz allgemein widriger Rahmenbedingungen sein Projekt jetzt in Angriff nehmen. Der Hamburger Mäzen, der mit seiner Frau Mara über eine Stiftung Kunst und Kultur sowie Bildung und Erziehung fördert, und in der Immobilienbranche tätig ist, zeigt sich entschlossen: „Wir wollen das soziale Zentrum bauen, und werden mit der Pfahlgründung anfangen.“

Den dänischen Steine-Lieferanten gibt es nicht mehr

Er schätzt die Bauzeit auf zwei Jahre, allerdings sei derzeit vieles noch ungewiss. Das gilt auch für die äußere Gestaltung des Gebäudekomplexes. „Wir müssen uns da noch abstimmen und sehen, was bezahlbar ist. Eigentlich ist eine Ziegelfassade geplant. Doch unseren dänischen Lieferanten, mit dem wir eng zusammengearbeitet hatten, gibt es nicht mehr. Man kriegt derzeit keine Steine.“ Generell sei Baumaterial schwierig zu bekommen.

Seit 2018 wird das soziale Zentrum geplant. Die damals projektierten Baukosten von 15 Millionen Euro werden nicht zu halten sein. Cassens setzt darauf, dass die nunmehr erhöhten Kosten durch eine stärkere Förderung der IfB Hamburg (Hamburgische Investitions- und Förderbank) ausgeglichen werden. Insgesamt werden vier Gebäude mit einer Nutzfläche von insgesamt rund 3400 Quadratmetern entstehen.

Diakonie Hamburg plant eine Beratungsstelle und Schuldnerberatung

Sie ruhen auf zwei Sockelgeschossen, in denen neben einer Parkgarage ein 370 Quadratmeter großes Tagespflegehaus für Senioren geplant ist. Auf dem verbindenden Sockel soll ein Garten ergrünen, als Aufenthaltsort für die Bewohner der Anlage.

Die beiden höchsten Gebäude werden viergeschossig auf dem Sockelbau errichtet. Eines der beiden wird an der Ecke Blohmstraße/Kanalplatz stehen. Es wird knapp 1000 Quadratmeter Nutzfläche bieten. Dort plant die Diakonie Hamburg eine Beratungsstelle sowie eine Schuldnerberatung einzurichten. Zudem sind dort eine Hausmeisterwohnung, Gemeinschaftsflächen für alle Bewohner und eine Station der Diakonie Alten Eichen vorgesehen.

Gemeinschaft auch für Demenzkranke mit Migrationshintergrund

Insgesamt wird die Diakonie Alten Eichen mehr als die Hälfte der Flächen belegen. Die gemeinnützige Stiftung unterstützt seit mehr als 150 Jahren alte und kranke Menschen, betreibt in Hamburg unter anderem fünf Tagespflegehäuser für Senioren, zwei ambulante Pflegedienste, zwei Service-Wohnanlagen sowie zwei Senioren- und Pflegeheime.

Im dreistöckigen Gebäude entlang der Straße Kanalplatz will sie auf insgesamt gut 900 Quadratmetern Pflegewohnungen auf Zeit anbieten sowie zwei Wohn- und Pflegegemeinschaften für an Demenz erkrankte Menschen einrichten. Eine allgemein für Senioren, eine für Demenzkranke mit Migrationshintergrund.

20 Wohnungen für Menschen mit Assistenzbedarf entstehen

Im flächenmäßig größten Gebäude am Kaufhauskanal (gut 1000 Quadratmeter) hat die Diakonie Alten Eichen betreutes Wohnen vorgesehen. Dort werden 20 Wohnungen für rund 30 Menschen mit Assistenzbedarf entstehen. Im gut halb so großen, zweistöckigen Gebäude an der Blohmstraße wird die Stiftung Das Rauhe Haus Wohnraum für rund ein Dutzend Menschen schaffen, die unter Folgen von Hirnverletzungen leiden.

Die Tagespflegestation im Sockel wird zum Kaufhauskanal ausgerichtet sein und ebenfalls unter der Regie der Diakonie Alten Eichen stehen. Daneben und darunter wird sich eine Quartiersgarage mit 110 Stellplätzen erstrecken, die auch Bewohnern des Binnenhafens zur Verfügung stehen soll. Sie musste ebenerdig gebaut werden, weil eine Tiefgarage wegen des hochstehenden Grundwassers zu teuer geworden wäre. Damit Spaziergänger an der Blohmstraße und im Bereich der gegenüber liegenden Fischhalle Harburg nicht auf parkende Autos schauen, sind an den Straßenfronten soziale Nutzungen, etwa Beratungsbüros, vorgesehen.

Baudezernent: „Der Bezirk sieht das Sozialzentrum sehr positiv“

Auch wenn die Realisierung nicht einfach werden wird, kann das Projekt mit Rückwind vom Bezirk rechnen. „Der Bezirk sieht das Sozialzentrum sehr positiv, da hier neben Wohnen und Gewerbe auch soziale Nutzungen im Binnenhafen realisiert werden“, sagte Harburgs Baudezernent Hans Christian Lied vor gut einem Jahr bei einer Präsentation des Vorhabens.